Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 13. November 2016

Trump ist Präsident - und wir können uns einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren...


Manchmal wird mir Onkelchen regelrecht unheimlich. So etwa am vergangenen Mittwoch morgen. Da ging er so gegen fünf aufs Klo, und als er zurückkam, entschloss er sich, auch mal in die Berichterstattung über die US-Wahl bei CNN hereinzugucken. Das amerikanische Wahlsystem mit den Wahlmännern und den nach und nach eintreffenden Ergebnissen aus den einzelnen Staaten besitzt ja einen deutlich höheren Unterhaltungswert als das deutsche Pendant. Außerdem weiß man ja jetzt schon, dass Merkel in 2017 wieder gewinnt. Bei den Amis gab es ja wenigstens noch einen gewissen Unsicherheitsfaktor.

Und richtig: Den langen Gesichtern der versammelten Moderatoren und Expertinnen und Experten nach zu urteilen, hatte es den Damen und Herren ganz schön die Petersilie verhagelt. Die sonst so eloquenten Besserwissern und -innen hatten keine Erklärung parat für das, was sich vor ihren Augen vollzog: Die amerikanischen Wählerinnen und Wähler drehten den Prognosen eine lange Nase und schickten nicht Hillary Clinton, sondern Donald Trump ins Weiße Haus.

Onkelchen hatte so was in der Richtung ja schon geahnt und darauf hingewiesen, dass Trump schon in den Vorwahlen eigentlich immer besser abgeschnitten hatte, als es die Umfragen vermuten ließen. Dass dann schließlich Hillary Clintons im Vorfeld vielgelobte "Blue Wall" der bis dahin als sicher eingeschätzten Bundesstaaten Pennsylvania, Michigan und Wisconsin langsam zusammenkrachte wie nasser Pappkarton, war so zwar nicht zu erwarten gewesen, aber - mei, es gibt halt solche Tage.

Onkelchen und ich konnten uns einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren. Vor allem, wenn man hin und wieder zu den Öffentlich-rechtlichen rüberschaltete, deren zunehmende Verzweiflung mit Händen zu greifen war. Unter anderem rang ein fassungsloser Cem Özdemir nach Worten. Und lauter Leute, die sich für Amerikaexperten hielten, schüttelten vielsagend die Köpfe. Das, soviel war ihnen allen anzumerken, hatten sie nicht kommen sehen.

Natürlich, soviel wollen wir den im öffentlich-rechtlichen Fernsehen versammelten Expertinnen und Experten zugestehen, wissen diese Leute sicher sehr gut, wo man in New York oder San Francisco am besten shoppen gehen kann. Sicherlich sind sie auch up to date darüber, was die gerade angesagten Sternchen und Stars so twittern. Aber die Befindlichkeiten amerikanischer Wählerinnen und Wähler gerade im Mittleren Westen scheinen ihnen doch eher fremd gewesen zu sein.

Onkelchen sagt immer, die USA fangen eigentlich erst hinter der Stadtgrenze von New York an.
Das scheint den öffentlich-rechtlichen Expertinnen und Experten so nicht bekannt gewesen zu sein. Vielleicht waren sie sich zu fein, Ann Coulters Buch "In Trump We Trust" herunterzuladen, in dem die konservative Kolumnistin mit Ivy-League-Ausbildung (soviel zu der These, dass nur dumme weiße Männer Trump befürworten) darlegt, dass es den meisten amerikanischen Wählerinnen und Wählern herzlich wurst ist, wo Leute mit oszillierender sexueller Orientierung aufs Klo gehen, sondern dass es ihnen um Jobs geht und um die Wiederbelebung von Landstrichen, die mal das Herzland der amerikanischen Industrie waren. Spätestens das Urteil der formidablen amerikanischen Kulturkritikerin Camille Paglia, ihres Zeichens bekennende Feministin, hätte aufhorchen lassen müssen. Sie sagte gegenüber dem Spectator über Hillary Clinton: "The woman is a disaster!" Scheint auch niemand gelesen zu haben in den ARD-Studios.

Insofern konnten Onkelchen und ich uns einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren. Unsere persönliche Verschwörungstheorie lautet folgendermaßen: Gerade in den Staaten des Mittleren Westens wie Ohio, Michigan oder Wisconsin (dazu kommt noch Pennsylvania, das geografisch zwar nicht zum Mittleren Westen zählt, aber psychologisch ähnlich tickt) stellen Amerikaner mit deutscher Abstammung die Mehrheit (siehe diese Karte). Die wollten halt aus landsmannschaftlicher Verbundenheit mal einen Deutschamerikaner ins Weiße Haus schicken. Denn es ist ja bekannt, dass der Trump ja eigentlich ein Pälzer Bub ist, sein Großbabba wanderte aus Kallstadt in der Pfalz in die USA aus. Und die Einwohner von Kallstadt, das unter anderem durch seinen Saumagen berühmt ist, gelten im Umland als "Brülljesmacher", die gern mal ein bisschen großmäulig daherkommen. Auch das scheint "de Donald" von seinen pfälzischen Ahnen geerbt zu haben... 







Montag, 7. November 2016

"Das amerikanische System ist kaputt und braucht einen Neustart"



Es gibt kaum einen besseren Kenner der US-Wahlen als Onkelchen. Das mag jetzt zwar überzogen klingen, ist aber so. Onkelchen beobachtet die Wahlen auf der anderen Seite des Großen Teiches schon ununterbrochen seit 1980. Da kommt kaum ein politischer Korrespondent der großen Zeitungen und Fernsehanstalten mit! Und das muss man ganz ehrlich sagen: Auf diesem Blog hat Onkelchen als allererster den historischen Wahlsieg von Barack Obama im Jahr 2008 verkündet. Also, Onkelchen: Wer wird es schaffen - Hillary Clinton oder Donald Trump?

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht alles nach einem knappen, aber einigermaßen klaren Sieg von Hillary Clinton aus. Noch am Samstag schien es noch möglich zu sein, dass Trump Clinton überholen könnte, aber dieser Schwung hat sich inzwischen wieder abgeschwächt. Mitte letzter Woche sahen die Statistikexperten von Fivethirtyeight Trumps Siegchancen noch bei 18 Prozent, über den Freitag und Samstag kletterte das Ganze dann auf circa 35 Prozent. Man konnte dabei zusehen, wie Hillarys Vorsprung schmolz. Aber wie gesagt: momentan sieht alles danach aus, als würde die frühere First Lady als Siegerin durchs Ziel gehen.

Basiert diese Prognose nur auf Umfragedaten?

Nicht ganz. In einigen Bundesstaaten der USA, in denen die Bürger bereits vorab abstimmen können, zum Beispiel in Florida, wird eine Rekordbeteiligung an den frühen Abstimmungen gemeldet - und zwar genau in den Wahlbezirken, in denen Hillarys Partei, die Demokraten, traditionell stark ist. CNN meldet, in Florida seien bereits jetzt mehr Stimmen abgegeben worden als im Jahr 2000 - obwohl die Wahl eigentlich erst morgen ist.

Trump braucht Florida unbedingt, um gewinnen zu können.

Stimmt, Palfi. Florida ist 29 Wahlmännerstimmen wert. Wenn es ihm nicht gelingt, hier zu gewinnen, reißt das eine ganz gewaltige Lücke in seine Kalkulation.

Und Florida ist traditionell sehr eng.

Stimmt. Im Jahr 2000 entschieden nur ein paar hundert Stimmen, die George W. Bush mehr auf dem Konto hatte.

2008, beim historischen ersten Wahlsieg von Obama, hattest du ja Florida, Ohio und Pennsylvania als die entscheidenden drei Staaten ausgemacht. Ist das diesmal auch so?

Definitiv. Die Umfragen sehen Trump in Ohio knapp vorne, in Pennsylvania dürfte Hillary Clinton die Nase vorn haben. Florida wird wieder eine ganz enge Kiste. Aber Trump muss eigentlich alle drei gewinnen, um eine Chance zu haben. Das ist sehr unwahrscheinlich, es sei denn...

Es sei denn?

In den Vowahlen schnitt Trump fast immer deutlich besser ab, als es in den Umfragen vorhergesagt worden war. Falls dem auch diesmal so sein sollte, könnte es für Hillary Clinton tatsächlich noch einmal ungemütlich werden.

Wie wahrscheinlich ist das? 

Schwer zu sagen. Ich rechne eigentlich nicht damit. Aber Fivethirtyeight sieht Trumps Siegchancen immer noch bei über 30 Prozent. Es gibt also doch noch einen gehörigen Unsicherheitsfaktor. Die Brexit-Entscheidung, die kaum jemand in dieser Form vorhergesehen hat, lässt die Statistiker ein bisschen vorsichtig werden.

Der Wahlkampf war ja eine ziemliche Schlammschlacht, Warum?

Beide Kandidaten sind nicht sonderlich beliebt. Hillary Clinton gilt vielen Menschen als nicht vertrauenswürdig, sie steht quasi für alles und nichts. Trump hat auf der anderen Seite von Anfang an eine sehr negative Kampagne gefahren. Man hat es schwer, Trumps Kampagne als etwas anderes als einen gewaltigen Egotrip zu sehen. Clinton ist sicher eine fähige Politikerin, aber es fällt ihr ebenfalls schwer, positive Gefühle zu evozieren. Zudem gilt sie als Auslaufmodell. Sie ist 69, Ronald Reagan, der bisher älteste US-Präsident, war im gleichen Alter, als er 1980 gewählt wurde. Trump ist sogar schon 70. Clinton ist nicht in der Lage, denselben Enthusiasmus und denselben Optimismus zu verbreiten als seinerzeit ihr Vorgänger Barack Obama. Obama ist im Vergleich dazu nachgerade ein Teenager.

Hierzulande ist es ja schwer nachvollziehbar, dass ein Mann wie Trump überhaupt Wähler findet. Wie ist das zu erklären?

Trump hat sich selbst quasi zum Volkstribun der Gescheiterten stilisiert - also all jener, die das Gefühl haben, das amerikanische System sei kaputt und brauche einen Neustart. Traditionell ist das ja die Klientel der Demokraten, also der Partei von Hillary Clinton. Aber für diese Menschen, für die der sogenannte amerikanische Traum nicht mehr funktioniert, ist Hillary aufgrund ihrer Nähe zur Wallstreet und zu den anderen etablierten Eliten, die den USA zum Beispiel die Finanzkrise eingebrockt haben, nicht mehr wählbar. Das ist ähnlich wie bei uns - die SPD ist auch längst keine Arbeiterpartei mehr. Diese Leute fühlen sich von der politischen Klasse im Stich gelassen und wünschen sich, dass Trump die Abrissbirne an das bisherige System legt.

Montag, 17. Oktober 2016

Der schwäbische Dän Braun schlägt wieder zu!

Hallo, ihr Lieben! Ich habt ja schon sehr lange nichts mehr von mir gehört. Das tut mir sehr leid, aber ich habe eine Erklärung dafür. Onkelchen hat wieder mal gemeint, er müsste ein Buch schreiben. Deshalb stand er leider nicht zur Verfügung, um meine geistigen Ergüsse zu tippen.

Tja. Das hat er ja schon oft erzählt. Diesmal hat er es aber tatsächlich getan. Er hat ein Buch geschrieben. Und hier ist es:



Kurioserweise hat Onkelchens Erstling "Laura de Fabbris: Die Suche nach der Päpstin" nichts mit den Romanentwürfen zu tun, die er mehr oder weniger bereits seit seiner Schulzeit verfolgt hat. Nö, ganz im Gegenteil. Hier mal ganz kurz eine Übersicht, worum es geht:

Marc Heller ist Korrespondent einer großen deutschen Tageszeitung in Rom. Bei einer Pressekonferenz lernt er die attraktive Historikerin Laura de Fabbris kennen, die im Geheimarchiv des Vatikans arbeitet.

Zusammen mit der jungen Wissenschaftlerin Annunziata machen sie sich auf die Suche nach den Spuren der legendären Päpstin Johanna.

Annunziata will beweisen, dass die Päpstin tatsächlich gelebt hat. Doch eine ultrakonservative Splittergruppe der katholischen Kirche setzt alles daran zu verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt...

Tja, soweit der Klappentext. Natürlich hat Onkelchen mich gebeten, ein erstes Urteil zu seinem Werk abzugeben. Wie man schon an der Zusammenfassung erkennen kann, tut er alles, um seinem großen Vorbild Dän Braun nachzueifern. Das Ganze würzt er noch mit Anleihen an Umberto Eco und einem Hauch Michel Houellebecq. Wie verdaulich ist eine solche Soße? Überraschenderweise liest sich das Ganze wirklich sehr flüssig. Fazit: Der schwäbische Dän Braun hat zugeschlagen! 

Onkelchen hat ein paar Exemplare mal drucken lassen und verehrt sie zur Zeit Freunden und Bekannten, die schon ein Weihnachtsgeschenk suchen. Also haltet euch ran, bevor die letztes Exemplare weg sind!

Donnerstag, 28. Juli 2016

Wahn! Wahn! Überall Wahn!

Onkelchen hat uns kürzlich ziemlich geschockt. Nein er hat sich keiner schrägen Sekte angeschlossen oder so - und er ist auch nicht im Darknet unterwegs. Ehrlich gesagt hat es uns aber noch mehr überrascht, Onkelchen auf einem Konzert der Symphonic-Metal-Combo Beyond the Black auf der altehrwürdigen Kapfenburg anzutreffen. Dort gastieren in der Regel ebenso altehrwürdige Bands, deren schöpferischer Zenit meist schon einige Jahre zurückliegt, siehe hier. Mike and the Mechanics gaben sich dort die Ehre, die Erste Allgemeine Verunsicherung oder auch Anastacia. Eine erfreuliche Ausnahme von der Regel war im vergangenen Jahr Roger Hodgson, der Kopf der legendären Supergruppe Supertramp. Er begann superpünktlich, spielte neben den alten Hits auch einige neuere Nummern und ließ sich auch bei den Zugaben nicht lange bitten. Er hob sich gegenüber den oft schwarz gewandeten Rockern dadurch ab, dass er bei seinen Auftritten ein weißes Hemd trägt - "dann kann man mich doch auf der Bühne besser sehen", meinte er seinerzeit sinngemäß bei einem Interview im Radio. Und beim Finale stimmten alle fröhlich in den Kulthit "It's raining again" ein. Da war es egal, dass es ausnahmsweise mal nicht regnete - das tut es leider auf der Kapfenburg zu Festivalzeiten gelegentlich und dann auch nicht zu knapp.

Beyond the Black ist da aber ein ganz anderes Kaliber. Erst einmal fällt der Sound der Combo sehr viel krachiger aus, und zum zweiten ist ein gerade erst mal 21 Jahre altes Mädel namens Jennifer Haben der Dreh- und Angelpunkt des Projekts. Die gilt aber (zu Recht!) als kommende Metal-Queen, die auf lange Sicht eine Sharon den Adel von Within Temptation oder eine Tarja Turunen (Ex-Nightwish) beerben könnte. Man muss sich das erst mal geben, dass Sharon den Adel vom Alter her ja gut und gerne die Mutter von Jennifer Haben sein könnte. Gerüchteweise begann erst vor zwei Jahren beim Festival von Wacken der kometenhafte Aufstieg von Beyond the Black, und seither singt Frau Haben munter davon, dass sie in der Dunkelheit ertrinkt ("Drowning in Darkness"), sich in der Ewigkeit verliert ("Lost in Forever") oder sie singt einfach Lieder von Liebe und Tod ("Songs of Love and Death"). Schon ein bisschen düster, oder?


Interessanterweise scheiden sich an dieser speziellen Metal-Spielart die Geister. Den Vertretern der reinen Lehre klingt diese Musik zu poppig - zitieren wir hier mal den Experten der Schwäbischen Post, dem das Ganze zu zuckerig ausfällt: "Den keyboarddominierten Melodien wird vom Schlagzeug kontra gegeben. Das wummert durch die Boxen und Habens Stimme verschwindet nahezu hinter dem Vorhang aus Trommelgedröhn und Synthiegekleistere." (Auf welcher Journalistenschule lernen die schneidigen Jungreporter solche schnöseligen Totschlagvokabeln?)

Das Konkurrenzblatt Schwäbische Zeitung titelte dagegen: "Harte Riffs und himmlische Melodien" und sprach von einer "düster-melancholischen Show". Die scheint auch mein Onkelchen sehr mitgerissen zu haben, denn am Ende wollte er einfach nur seinem Star nahe sein. Was ihm auch gelang, immerhin sprang ein Autogramm dabei heraus:


Ich befürchte aber, dass ihm diese kurze Audienz bei der Metaller-Queen nicht sonderlich gut getan hat, denn er begann jetzt, davon zu faseln, nach Wacken zu fahren und zum Summer-Breeze-
Festival nach Dinkelsbühl, was ja auch ganz in der Nähe ist. Und es kommt noch schlimmer! Er denkt daran, die weibliche Hauptrolle der Verfilmung seines Fantasy-Romans (ihr wisst doch noch? Hier zur Erinnerung...) mit der Dame zu besetzen - wenn Onkelchen das Machwerk wenigstens mal fertig kriegen würde. Wahn! Wahn, überall Wahn!

Es hilft nichts. Onkelchen muss von dieser düster-melancholischen Droge runter! Ich habe meinen ansonsten zwar missratenen, aber mitunter auch recht cleveren Sohn Gianni Dona gebeten, unser Onkelchen mit Ausschnitten aus den Meistersingern von Nürnberg zu beschallen, denn auf Richard Wagners Musik reagiert er im Allgemeinen ganz positiv. Ich selbst habe den Klingelton auf seinem Handy umgestellt: Statt Jennifer Habens Sirenengesang erklingt nun das Motiv aus dem Film Cloud Atlas. Das beruhigt ihn hoffentlich - der Streifen war ja langweilig genug.



Sonntag, 10. Juli 2016

Das bittere EM-Aus: Jetzt muss endlich Peter Neururer ran!

Tears for heroes dressed in grey,
No plans for final day,
stay in bed, drift away.

Tja, ich glaube, das bringt die Stimmung der deutschen Fußballfans am heutigen EM-Finaltag ziemlich genau auf den Punkt. Naja, bis auf die Kleinigkeit, dass die Deutschen selbstverständlich in Weiß gekleidet waren und nicht in grau, wie die Engländer vor ziemlich genau 20 Jahren. Aber ansonsten, so sagt zumindest Onkelchen, kann er die Gefühle der Engländer ziemlich gut nachvollziehen, bei der EM im eigenen Land das Finale verpassten. Diesmal hat es nun die Deutschen erwischt. Man könnte nun sagen, es war halt Pech, besonders der Handelfmeter in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Die Verletzungsmisere.

Quatsch, sage ich. Alles Ausreden!

Die Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft haben sich natürlich zu gern einlullen lassen. Die Durchhalteparolen der sportlichen Leitung ließen ja durchaus darauf hoffen, dass nach dem historischen Erfolg über Italien ein Halbfinalsieg gegen Frankreich folgen würde. Wer aber Augen hatte zu sehen und Ohren hatte zu hören, dem war klar, dass das Viertelfinale gegen Italien ein Pyrrhussieg war, ein Muster ohne Wert. Die Offensivschwäche des deutschen Teams zog sich zu stark, zu deutlich durch das ganze Turnier, als dass man "La Mannschaft" für einen ernsthaften Titelaspiranten hätte halten können. Darüber hinaus konnte die Nationalelf immer weniger Kapital aus Standardsituationen schlagen.

Die gebetsmühlenhaft gepriesene Dominanz des Teams mit Ballbesitzquoten weit jenseits der 60 Prozent relativiert sich spätestens dann, wenn man betrachtet, dass in der Regel kurz vor der gegnerischen Strafraumgrenze Schluss war. Dann wurde quergespielt, hin und wieder gab's mal einen Flügelwechsel, aber alles mit Ansage, oft ohne jeglichen Überraschungseffekt. Das 1-0 gegen Italien war eine der seltenen Ausnahmen: Ballgewinn am Flügel durch Gomez, spitz hineingespielt zu Hector, und vollendet durch Özil. Ironisch vielleicht, dass es umgekehrt geplant war: Sollte nicht eigentlich Gomez die Anspielstation im Sturmzentrum bilden? War nicht eigentlich Özil als Vorlagengeber vorgesehen? Eine wunderbare Aktion, zweifellos, aber eine mit Seltenheitswert. Und als Gomez verletzungsbedingt fürs Halbfinale ausfiel, wagte offensichtlich keiner (auch nicht aus der reichlich vertretenen Journaille), die alles entscheidende Frage zu stellen: Wer soll eigentlich die Tore gegen Frankreich schießen?

Es ist in der Nationalmannschaft schon ein bisschen wie in der Politik: Ähnlich wie Madame Merkel scheint Joachim Löw schon in die Sphären der Unfehlbarkeit gerückt zu sein. Auch wenn schon bei oberflächlichem Hinschauen klar wird, dass die Aktionen der deutschen Elf oft zu durchsichtig, zu behäbig, zu bürokratisch wirkten - ganz so, als müsse ein Spieler einen Antrag in drei Ausfertigungen ausfüllen (natürlich ohne Durchschlagpapier), bevor er aufs gegnerische Tor schießen darf.

Die Frage, ob Jogi Löw vor dem Italienspiel nachts verschwitzt und stöhnend aufgewacht ist, um alsdann die Dreierkette als Ei des Kolumbus zu präsentieren, ist ebenfalls müßig. Eine Dreierkette mit Libero vor der Abwehr ist beileibe so innovativ nicht: Schon Berti Vogts ließ bei der EM vor 20 Jahren auf diese Weise spielen.

Die deutsche Mannschaft wird schon deshalb, anders als die Spanier, keine Ära begründen, weil Löw seine Spielidee - nämlich hohe Ballbesitzquoten und Dominanz im Mittelfeld - größtenteils von den Spaniern kooptiert hat. Da aber auch die Spanier nun mittlerweile offensichtlich endgültig entzaubert sind, wissen die einschlägigen Titelaspiranten auch, wie sie gegen die Deutschen antreten müssen.

Löw muss sich mehrere Versäumnisse ankreiden lassen. Zum einen hat er zu sehr auf Ballbesitzfußball und "falsche Neuner" gesetzt und dabei den Trend verpasst, dass zahlreiche Mannschaften wieder mit klassischen Stürmer operieren (Pellé, Griezmann, Giroud). Zum zweiten (und dieses Problem hängt mit dem ersten zusammen) hatte er nach der Verletzung seines einzigen etatmäßigen Stürmers kein echtes Backup. Drittens vernachlässigte er die Standardsituationen. Viertens sah er dem Offensivproblem (zahllose Querpässe vor der gegnerischen Strafraumgrenze ohne Durchschlagskraft) weitgehend tatenlos zu, er versuchte die hohen Ballbesitzquoten sogar als Pluspunkt seiner Mannschaft hinzustellen.

Deswegen muss jetzt gehandelt werden. Joachim Löw sollte nach den unumstrittenen Verdiensten der seiner Amtszeit (den Weltmeistertitel kann ihm keiner nehmen) nun den Platz für einen echten Neubeginn frei machen, für ein Spielverständnis, das auf größere Effizienz ausgelegt ist, auf Erfolg bei Standardsituationen und größere Flexibilität. Peter Neururer ist dafür der richtige Aspirant. Sein Fachwissen ist unerreicht, zudem traue ich ihm auch zu, in abgespannten Spieler, die eine lange, ermüdende Saison hinter sich haben, das Feuer zu entzünden, das man für ein langes Turnier braucht.

In diesem Sinne: Abtritt mit Applaus für Jogi, Auftritt Peter Neururer!

Und ja, das meine ich ernst.  

Mittwoch, 22. Juni 2016

Bei Oma in der Küche!



Wenn man in Binz, dem möglicherweise schicksten Badeort auf der Insel Rügen, gegen Abend über die Strandpromenade geht, dann fallen dem geneigten Gast einige Londoner Taxis auf, die an der Seebrücke auf Gäste warten. Dem anfänglichen Staunen folgt dann schnell ein weiteres. Denn wenn man die Chauffeure der Taxis anspricht, erfährt man, dass diese Droschken kostenfrei unterwegs sind – sofern man sich von ihnen zu „Omas Küche“ kutschieren lässt, dem vermutlich ulkigsten und ungewöhnlichsten Restaurant auf der Insel.

Wer zu „Omas Küche“ möchte, tut gut daran, eines dieser Londoner Taxis zu besteigen, denn das Lokal liegt ein gutes Stück von der Strandpromenade entfernt. Tankstellen und Supermärkte bilden die Nachbarschaft. Im Inneren hat sich aber ein verrücktes Kleinod erhalten, das man gesehen haben muss.

Als also Onkelchen und Tante Dilein dort ankamen, ohne Reservierung und unangemeldet, wurden die beiden in ein kleines Séparée gesteckt, die sogenannte „Kleine Bibliothek“. Das ist nämlich eine der Überraschungen von „Omas Küche“: Es gibt nicht den einen großen Gastraum, sondern deren mehrere, die aber ganz unterschiedlich eingerichtet sind. In der „Kleinen Bibliothek“ gibt es unglaublich viele Bücher, Musikinstrumente hängen an den Wänden, und an der Stirnseite des mit Büchern (hatte ich das schon erwähnt?) voll gestellten Raumes befand sich ein Monitor, auf dem in Endlosschleife der berühmte Film „Die Feuerzangenbowle“ lief.

Trotz der Tatsache, dass die „Feuerzangenbowle“ in der Schlussphase der Nazizeit gedreht wurde, ist diese Hommage an die Schulzeit einer der bezauberndsten deutschsprachigen Filme. Tante Dilein kann die Dialoge sogar auswendig. Onkelchen schafft das nur bei Krawallstreifen wie „Star Wars“ oder „Jurassic Park“. Dazu kommt, dass sich in dem Städtchen, aus dem Tante Dilein stammt, hartnäckig das Gerücht hält, die Innenaufnahmen der „Feuerzangenbowle“ seien in dem dortigen alten Pennal entstanden. Und während die beiden mit einem nostalgischen Lächeln der berühmten Szene folgten, in der Heinz Rühmann alias Pfeiffer (mit drei f) zusammen mit seinen Klassenkameraden die alkoholische Gärung am eigenen Leibe erfahren (hier half dem armen Lehrer Dr. Crey nicht einmal mehr sein Bestseller „Die Gerechtigkeit des Lehrers unter besonderer Berücksichtigung der höheren Lehranstalten“ weiter), kam schließlich der Ostseelachs mit Stampfkartoffeln. Und es mundete, gefolgt von einem Schnäpschen.

Hinterher ließen sich die beiden ganz standesgemäß von einem der Londoner Taxis nach Hause kutschieren. Das kostete zwar ein bisschen was; das war Onkelchen und Tante Dilein aber vollkommen egal. Falls die beiden also wieder mal nach Rügen kommen sollten (was laut Onkelchen keine Frage des „Ob“, sondern nur des „Wann“ ist), werden sie deshalb ganz bestimmt wieder bei „Oma“ hereinschneien.

Freitag, 27. Mai 2016

Gefahr auf Rügen!

Endlich, endlich komme ich auch einmal wieder zu Wort. Nachdem sich Onkelchen vergangenen Herbst die Schnapsidee in den Kopf gesetzt hatte, unbedingt einen Roman schreiben zu müssen, lag dieser Blog leider monatelang auf Eis. Dabei hätte es so viel gegeben, was sich zu kommentieren gelohnt hätte: Der US-Wahlkampf, die Lage der Nation und die Probleme allein erziehender Elefanten mit Migrationshintergrund.

Nun nahte also der Frühling und Onkelchen und Tante Dilein war es nicht recht geheuer, wohin sie denn in Urlaub fahren sollten. Das ist ja auch nicht mehr einfach, seitdem alle naselang Flugzeuge aus dem Himmel zu fallen scheinen. Sehr schnell waren sich die beiden deshalb darüber einig, dass es dieses Jahr keine Flugreise sein sollte. Stattdessen wollten sich die beiden mal im Lande ein bisschen näher umsehen. Die Insel Rügen schien eine gute Idee zu sein, denn so oft waren die beiden noch nicht in den neuen Bundesländern gewesen, die Wettervorhersage klang für die kommenden Tage verheißungsvoll, und Onkelchen wollte seinen Horch mit dem EA-189-Aggregat noch einmal richtig ausfahren, bevor er zum Softwareupdate mit der Zwangsabregelung gebeten würde.

Also brachen die beiden nach Rügen auf. Die ersten Tage waren auch prima, zumal sie in einer Wohnung einquartiert worden waren, die direkt über einem hippen Burger-Restaurant lag. Verhungern würden die beiden jedenfalls erstmal nicht. Die pflichtgemäße Seefahrt im Küstenkutter rund um die Kreidefelsen war auch schnell erledigt. Und eigentlich schien es ein relativ entspannter Urlaub zu werden, bis Onkelchen vorschlug, statt eines faulen Nachmittags in der Bude doch einfach mal eine kleine Inselrundfahrt zu machen.

Und wie es denn so kommt, musste Onkelchen mal, nachdem er sich bei der Bäckerei Peters in Sassnitz einen Pott Kaffee hinter die Binde gehauen hatte. Also hielt er an einem einsamen Wanderparkplatz an und schlug sich in die Büsche. Das war zumindest der Plan. Denn was er dort im Gebüsch entdeckte, ließ ihm die Haare zu Berge stehen:


Ups! Da denkt man, das Gefährlichste an Rügen sei der Sanddornschnaps, den es in diversen Kaschemmen zu probieren gibt. Aber ausgewachsene Saurier sind da doch ein anderes Kaliber. Offenbar stand der Wind günstig, denn der T.rex schien Onkelchens Witterung nicht aufgenommen zu haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der T.rex sonst einen satten Happen wie Onkelchen verschmäht hätte! 

Und es gab noch andere Untiere. Dieses zum Beispiel:



Auch eine Gruppe Velociraptoren (oder wie die heißen) trieb ihr Unwesen:


  
Hals über Kopf rannte Onkelchen zum Auto. Aber wo war Tante Dilein? Sie war nirgendwo zu entdecken. Nur ihr Handy lag auf dem Boden. Und das letzte Video, das mit dem Gerät aufgenommen worden war, ließ Furchtbares erahnen!

  

Ich darf aber vorwegnehmen, dass alles nochmal gut ausgegangen ist. Tante Dilein musste ebenfalls in die Büsche, wurde dort aber von einem fürsorglichen Maiasaura-Ehepaar aufgenommen. Auch schien der T.rex gut gefrühstückt zu haben. So fanden also beide wieder zusammen und konnten von dem Jurassic Park auf der Isla Sorna, äääh Rügen, verschwinden.

Dienstag, 9. Februar 2016

Karnevalistische Gelehrsamkeit: Wat is‘ eine Gumpe?



Onkelchen und der Karneval – das war noch nie eine Liebesbeziehung. Bis auf die acht Monate, die er Ende der neunziger Jahre in Köln verbrachte, hat er praktisch nie freiwillig an einer Karnevalsveranstaltung teilgenommen. Dennoch ist er gerne bereit, die Karnevalisten und Faschingsanhänger an seinem Wissensschatz teilhaben zu lassen.

Diesmal geht es um die Frage, die der aus dem „Pott“ stammende Lateinlehrer Alfred P. einst stellte. Alfred fragte damals, warum der Donnerstag vor Aschermittwoch, der in anderen deutschen Landstrichen „Weiberfastnacht“ oder im Kölschen „Wieverfastelovend“ heißt, im Schwäbischen als „Gumpendonnerstag“ bekannt ist. In unnachahmlichem Slang stellte Alfred damals die Gretchenfrage: „Wat is‘ eine Gumpe?“ Ganz offensichtlich vermeinte er, mit „Gumpe“ sei ein lokaler Ausdruck für „altes Weib“ gemeint.

Hier irrte der Latein-Pädagoge, den Tante Dilein sowieso nie leiden konnte, weil sie immer Alfreds schlechte Laune abkriegte. Der Liebhaber des klassischen Idioms erwies sich, was germanische Sprachen betraf, als ganz offensichtlich schlecht informiert

Onkelchen konnte die Frage damals auch nicht aus dem Effeff beantworten. Später aber fand er die Antwort darauf in einer der ungewöhnlichsten Quellen, die man sich vorstellen kann. Und hier zeigte sich man wieder Onkelchens rares Talent, Querverbindungen zwischen abseitigen Wissensgebieten herzustellen. Onkelchen las nämlich eines Tages den „Abenteurlichen Simplicissimus Teutsch“ des Barockschriftstellers Grimmelshausen. Und dort fand er eine Stelle, an dem es hieß „sie gumpten“.

Das Wort wurde im Sinne von „hüpfen, springen, tanzen“ benutzt. Die „Gumpe“, gibt es also nicht, „gumpen“ ist vielmehr ein Tätigkeitswort, das – wie gesagt – „hüpfen, springen, tanzen“ bedeutet (die Verwandtschaft zum englischen Verb to jump drängt sich nachgerade mit dem Holzhammer auf). Der „Gumpendonnerstag“ ist also der Donnerstag, an dem man tanzt, hüpft und in der Gegend herumspringt.

Damit haben wir diese karnevalistische Wissenslücke geschlossen, machen aber eine neue auf. Wir fragen: Warum trug Thomas Geisel, der Oberbürgermeister der Karnevalshochburg Düsseldorf, in seiner Jugend den Spitznamen „Dodo“? Tipps und sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengenommen.