Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 10. Mai 2015

Wie Tante Dilein ein ganzes Pfarrer-Ehepaar vertrat

So, ihr Lieben! Ihr habt je schon lange nichts mehr von mir gehört, aber das soll sich nun ändern. Vieles ist in den letzten Wochen geschehen, was berichtet werden muss. Aber Gemach und eins nach dem anderen.

Dass Onkelchen und Tante Dilein glaubenstechnisch gelegentlich über Kreuz liegen (höhö), ist ja leidlich bekannt. Unbestritten ist allerdings, dass es ein Vorteil der Evangelischen ist, dass die Pfarrer in Elternzeit oder Mutterschutz gehen können, wenn es denn not tut. Bei den Katholiken hört man so was eher selten, zumindest nicht offiziell.

Nun begab es sich also, dass das Pfarrer-Ehepaar, das für Tante Dileins Sprengel zuständig ist, unlängst gemeinsam in Elternzeit ging. Das sorgte zwar für allgemeines Schütteln des Kopfes, denn wenn man schon ein Ehepaar an der Spitze der Gemeinde hat, von denen beide ordiniert sind, dann kann ja der Herr Pfarrer die Stelle der Frau Pfarrerin übernehmen, wenn sie denn in Serie geht.

Dies geschah aber nicht, und die bevorstehende Niederkunft der Frau Pfarrerin wurde für eine gemeinsame Auszeit genutzt. Inzwischen ist ja auch das Söhnchen auf der Welt. Die merkwürdige Namensgebung für das Kind ("Benedikt Pio", alle Wetter!) löste allerdings unter den Pietisten ein weiteres Kopfesschütteln aus, denn es schien ein zusätzlicher Beweis dafür zu sein, dass sich der erst vor ein paar Monaten ordinierte Herr Pfarrer zu den Kryptokatholiken zählt.

Egal. Beide standen halt nicht zur Verfügung, als es darum ging, einen ökumenischen Gottesdienst aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Sanitäter-Ortsverbandes in einem kleinen Teilort abzuhalten. In jenem kleinen Teilort ist noch alles in bester Ordnung, wie man so schön sagt: Die Rindviecher sind gesund, die Weiden sind grün, die Familienstammbäume sind kreisförmig und die Kirche ist einem merkwürdigen Heiligen namens St. Gangolf geweiht, der von seinem ungetreuen Weibe meuchlings ermordet wurde, weil jene ein Verhältnis mit einem Priester hatte. Das grausige Geschehen ist im Altarraum in drastischen Farben dargestellt. Onkelchen fragte sich allerdings, als er die dort gemalten Fresken sah, was denn aus dem ungetreuen Weibe geworden war, denn das berichtete die Geschichte nicht.

Da nun halt die evangelische Geistlichkeit für den Gottesdienst nicht zur Verfügung stand (wie erwähnt), musste nun irgendjemand gefunden werden, der im Geiste der Ökumene die Fahne der wackeren Lutheraner hochhielt. Zwar wohnt im Nachbarort eine Pfarrerin im Unruhestand namens Godlind B., die zwischenzeitlich, so hört man, die Evangelische Akademie in Bad Boll geleitet haben soll. Leider ist der Katholikenhass der Dame ebenso sprichwörtlich wie ihre Glaubensstärke, so dass man von dieser Lösung Abstand nehmen musste. Unter den Sanitätern sind ja auch ein paar Katholiken, nicht zuletzt der katholische Pfarrer des Ortes.

Deshalb ward Tante Dilein zur Pfarrvertreterin erkoren. Die suchte sich zwar ein Loch, in welchem sie sich verkriechen konnte, fand aber keins. Und so rückte der Tag näher, an dem sie im Gottesdienst die Sanitöter aus nah und fern offiziell zu begrüßen hatte. Onkelchen, der noch an Ostern ein Opfer des Katholikenhasses der Pfarrerin B. geworden war, gab seine Boykotthaltung auf, als er hörte, dass sich an die geistliche Feier noch ein Scheunenfest mit Freibier anschließen würde.

Nun geschah es also. Tante Dilein warf sich in Schale und sah äußerst präsentabel aus und hielt (na ja, ein bisschen hatte Onkelchen sie gecoacht) eine sehr gelungene Eröffnungsansprache. Und nach dem Gottesdienst zogen sie mit den Sanitätern in die Festhalle, wo sie am Ehrentisch zusammen mit der frisch gewählten jungen Bürgermeisterin des Ortes Platz nehmen durften. Leider gelang es Onkelchen nicht, mit der künftigen Bürgermeisterin zu füßeln, denn ihm gegenüber machte sich der noch amtierende Amtsinhaber breit. Die Liedvorträge des Gesangvereins  entschädigten ihn allerdings für diese entgangene Chance.

So wurde es spät am Abend, Onkelchen nuckelte Freibier um Freibier leer, während der baldige Altbürgermeister einige Schnurren aus der bereits im 14. Jahrhundert eingestellten Bergbau-Vergangenheit des Ortes zum Besten gab. Der Gesangverein sang, der langjährige Sanitäter-Vorstand fügte der ohnehin schon überladenen Vereinsfahne einen Wimpel von der Größe eines Bettvorlegers an. Die Frauen, die die Bierkrüge schleppten, wurden in seinen Augen immer schöner (was Tante Dilein nicht registrierte, da sie tatsächlich daran interessiert war, Konversation zu machen). Und Onkelchen vergaß, dass er am nächsten Tag zu einem wichtigen geschäftlichen Termin nach Boston/USA fliegen musste.

Gelebte Ökumene ist doch wunderbar, oder?