Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 10. November 2013

Asterix ist heute wertvoller denn je!

Es ist jetzt doch eine gewisse Zeit vergangen, seitdem wir uns zum letzten Mal gemeldet haben. Manche unserer Freunde haben wahrscheinlich schon geglaubt, Onkelchen sei von seiner letzten Reise nach Taiwan nicht zurückgekehrt. Eine lustige Mutmaßung lautete, Onkelchen hätte sich eine kleine Asiatin genommen und mit ihr in Taipei ein Export-Import-Büro gegründet. Aber dank der gewohnt zuverlässigen Fluglinie Cathay Pacific ist Onkelchen schon vor einiger Zeit wieder in Deutschland gelandet. Er hatte ja auch einen guten Grund dafür: Er wollte das neue Asterix-Heft um keinen Preis verpasssen.

Obwohl Onkelchen auch andere Comics (wie zum Beispiel "Green Lantern") durchaus schätzt, geht für ihn nichts über Asterix. Manche Leute, die ihn sehr gut kennen, glauben, das läge daran, dass seine Figur der von Obelix nicht ganz unähnlich sei. Zudem kann er, wenn er Wut hat, durchaus ganz ähnliche Kräfte freisetzen wie der etwas stämmige, aber keinesfalls dicke Gallier, der schon als kleines Kind in den Zaubertrank gefallen ist.Tatsache ist jedenfalls, dass Onkelchen ohne Asterix sicherlich nicht auf den Römer-Trip gekommen wäre. Wer dieses Jahr das Pech hatte, sich von ihm über das Forum Romanum führen zu lassen, weiß, wovon ich rede. Und wenn alle zwei Jahre in Aalen die Römertage stattfinden und lauter Leute als Römer kostümiert auf und ab marschieren, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass der fröhliche Ruf "Römer! Ganz frische! Lasst sie mir!" über das Gelände schallt. Spätestens dann weiß jeder: Aha, Onkelchen ist auch da.

In den letzten Jahren hatte sich ja in der Asterix-Fangemeinde so etwas wie Mehltau breitgemacht. Der geniale Texter und Erzähler René Goscinny war ja bereits 1977 (!) verstorben. Zwar machte der Zeichner Albert Uderzo von da an alleine weiter, aber die Spritzigkeit der besten Bände, die Goscinny und Uderzo gemeinsam gestaltet hatten, erreichte das Soloprojekt des Zeichners nicht mehr. Fans wie Onkelchen können blind aus den Höhepunkten wie "Asterix als Legionär", "Asterix und der Arvernerschild", "Asterix bei den Olympischen Spielen", "Die Trabantenstadt" oder "Asterix bei den Briten" zitieren. Und jedesmal, wenn Onkelchen sein Lieblingsspiel "Total War: Rome II" spielt und die Truppen aufstellt, murmelt er folgendes Mantra aus "Asterix bei den Belgiern" (Goscinnys letztem Werk):

"Triarii und Principes in Caligae aus Leder
Und Hastati frisch aus Rom und Legionär ein jeder
Die Herren Sagitarii mit Federhelm und Clipei
Die sammeln sich und binden fest sich Schienen an die Knie.
Nicht zuletzt die Velites! All denen geht's in Belgien bös."

Gerade deshalb wurde ja der neueste Band "Asterix bei den Pikten" mit besonderer Spannung erwartet, da erstmals ein neues Team (Jean-Yves Ferri für den Text und Didier Conrad für die Zeichnungen) den Staffelstab von Uderzo übernommen hatte. Und das Ergebnis ist durchaus ansehnlich, wenn auch noch ausbaufähig. Onkelchen hatte glücklicherweise genug Zeit, um den Band zu lesen (im Regionalexpress von Würzburg ins Schwäbische) und hatte doch einige Male was zu lachen.

Schlimm ist allerdings, wie sehr Asterix offenbar bei der jungen Generation schon in Vergessenheit geraten ist. Der Bayerische Rundfunk brachte am Erscheinungstag eine Umfrage bei jungen Leuten, was sie denn von Asterix halten. Und die meisten antworteten in dem gelangweilt-arroganten Hipster-Tonfall, den man heutzutage offenbar für cool hält: Naja, Asterix sei doch eigentlich nur was für Kinder und dieser Obelix, der sei eigentlich doch nur ein Klotz am Bein von Asterix, also nee, das geht ja gar nicht.

Das zeigte Onkelchen, dass diese Kids absolut nicht verstanden haben, worum es bei Asterix und Obelix eigentlich geht. Asterix und Obelix sind ja gewissermaßen eine Parodie auf die gängigen Superhelden-Klischees. Weder Asterix noch Obelix sind gebaut wie Superman, Batman oder Green Lantern (diese Referenz durfte jetzt keineswegs fehlen). Der eine klein und unscheinbar, der andere ähhh... stämmig und gemütlich. In gewisser Weise ist zudem keiner ohne den jeweils anderen denkbar, da sie sich so gut ergänzen. Zudem ist es einfach nicht wahr, dass Obelix blöde und für Asterix ein Klotz am Bein ist: Er ist nur langsam. Obelix ist durchaus in der Lage, komplexe Überlegungen anzustellen (wer's nicht glaubt, sollte mal "Die große Überfahrt" lesen), wenn ihm Asterix nicht - wie so oft - das Denken abnimmt.    

Insgesamt sind Asterix und Obelix heute sogar so wertvoll wie noch nie zuvor. Denn in der Geschichten über das kleine gallische Dorf, das sich den römischen Invasoren widersetzt, steckt so viel Globalisierungskritik, dass es eine wahre Freude ist. Es ist nämlich nicht abwegig, in der Romanisierung der damals bekannten Welt zwischen dem ersten vorchristlichen und dem vierten nachchristlichen Jahrhundert so etwas wie eine erste Globalisierungswelle zu sehen. Latein wurde Weltsprache, alles orientierte sich an der römischen Kultur. Asterix zeigt, dass es gut und manchmal auch notwendig ist, gegenüber allen Globalisierungsbestrebungen so etwas wie eine eigene Identität zu bewahren. Auch wenn die mitunter darin besteht, dass man sich die nicht mehr ganz so frischen Fische von Verleihnix auf dem Marktplatz gegenseitig um die Ohren haut. Vielfalt statt Einfalt! In diesem Sinne hoffen wir alle, dass dem Dorf der Verrückten, wie es die Römer nennen, unter der Regie der Herren Ferri und Conrad eine lange und glückliche Zukunft beschieden sein mag.