Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 26. Februar 2012

Die hübsche dicke junge Frau mit dem Streuselkuchenkoffer


Die hübsche dicke junge Frau mit dem Streuselkuchenkoffer saß letzten Freitag morgens am Bahnsteig des S-Bahnhofes von Feldkirchen. In dem Streuselkuchenkoffer, dessen Deckel transparent war, befand sich ein flacher Streuselkuchen. Wahrscheinlich wollte die hübsche dicke junge Frau den Kuchen ihren Kolleginnen und Kollegen  im Büro mitbringen. Denn dass die hübsche dicke junge Frau einen Bürojob hatte, war evident: Ihre Fingernägel waren gepflegt, sie hatte blonde Strähnchen im glatten schulterlangen Haar. Ein Job, bei dem man sich schmutzig macht, schied also aus. Nach diesen Kriterien hätte sie könnte natürlich auch Friseurin gewesen sein können, aber danach sah sie irgendwie nicht aus.

Manch einer könnte jetzt die Wortkombination hübsch, dick und jung für anstößig halten. Denn ein ungeschriebenes Gesetz unserer fitnessbesessenen Zeit lautet, dass eine dicke Frau nicht hübsch sein kann und eine hübsche Frau nicht dick. Das stimmt aber nicht. Wir, das heißt: der Elefant, der sich diese Zeilen ausdenkt und mein Onkelchen, der sie tippt, halten diese Gleichung für falsch und töricht.  Dicke Mädchen haben nämlich nicht nur schöne Namen, sondern viele sind auch wirklich schön! Das bestätigte sogar kürzlich der in Nürnberg geborene Modeschöpfer Stefan Eckert  gegenüber Spiegel Online. Er sagte wörtlich:

„Männer mögen keine dürren Frauen. Definitiv. Männer lieben Frauen mit weiblichen Formen. Aber die Frauen kapieren das nicht. Die denken: je dünner, desto besser.

Der Rest des Interviews war ziemlicher geistiger Dünnpfiff (vor allem der Teil, in dem es um das Dünn-Sein als Ausdruck einer politischen Haltung ging), aber  die oben genannten Worte gehören in Marmor gemeißelt und über jedem Modehaus und jeder Boutique montiert. Man sollte sie auf pausenlos auf die Info-Screens in den U-Bahn-Stationen projizieren. Die von Feministinnen oft wiederholte These, an dem Schlankheitswahn seien letztlich nur die Männer schuld, wird damit eindrucksvoll widerlegt.

Vielleicht kannte unsere hübsche dicke junge Frau mit dem Streuselkuchenkoffer diese Worte nicht, denn sie sah ein bisschen traurig aus, als sie auf die S-Bahn wartete. Vielleicht mochte sie ihre Kolleginnen und Kollegen nicht so gern, vielleicht stand ihr auch ein unangenehmes Mitarbeitergespräch bevor, vor dem sie etwas Bammel hatte.

Warum aber erzählen Onkelchen und ich nun diese Geschichte? Wir könnten ja nun einfach einen Schwank aus dem Leben von Onkelchen und Tante Dilein erzählen. Aber Onkelchen hält „Die hübsche dicke junge Frau mit dem Streuselkuchenkoffer“ einfach für einen geilen Buch- oder Filmtitel. Die erste Hälfte klingt nachgerade subversiv (dick und hübsch, das KANN doch nicht zusammengehen!) und die zweite herrlich verschroben. Das hat ein bisschen was, als hätte man „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ und „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ miteinander verschraubt. „Die hübsche dicke junge Frau mit dem Streuselkuchenkoffer“ könnte eine romantische Komödie sein, aber auch ein Psychothriller, in dem ein Triebtäter die hübsche dicke junge Frau mit dem Streuselkuchenkoffer verfolgt. Der Titel lässt das offen, und das ist gut!

An eine weitere persönliche Annäherung zwischen Onkelchen und der hübschen dicken jungen Frau ist in keiner Weise zu denken. Erst einmal ist Onkelchen mit Tante Dilein sehr glücklich. Zweitens kann Onkelchen im nüchternen Zustand keine fremde Frau ansprechen. Deshalb kann er sich ja mit dem kleinen Inder Rajesh Koothrappali aus "The Big Bang Theory" so gut identifizieren. Und last but not least ist es einfach nicht denkbar, dass jemand anders als Tante Dilein die umfangreichen Persönlichkeits-Kompatibilitätstests bestehen könnte, die Onkelchen einer potenziellen Partnerin auferlegt. Als erstes müsste sie in der Lage sein, sechs Folgen von „The Big Bang Theory“ in der Originalsprache anzugucken und an den richtigen Stellen zu lachen. Als zweites müsste sie bereit und in der Lage sein, zusammen mit Onkelchen die Stadt Rom in Länge mal Breite mal Höhe zu durchwandern und dabei seine Vorträge zur römischen Geschichte zu ertragen. Als drittes müsste sie zusammen mit Onkelchen für einen Tag Dinosaurier buddeln gehen und als Viertes sollte sie nicht einschlafen, wenn Onkelchen bei einem Candlelight-Dinner beim Italiener über Vierkernprozessoren doziert.

Der wichtigste Test ist aber der fünfte: Wenn Onkelchen sie mir vorstellt, darf sie eines nicht tun: Sie darf nicht kreischen: „Oooh wie süüüüß! Benjamin Blümchen!“

Wenn sie das tut – dann kriegt sie eins in die Fresse.    

Samstag, 18. Februar 2012

Sigmund Jähn: Unser Wunschkandidat für die Wahl zum Bundespräsidenten


Sigmund Jähn (*1937) war der erste Deutsche im Weltraum. Daher ist er der geeignete Kandidat, um parteiübergreifend über allen Deutschen zu stehen. Wir alle halten den stets bescheiden gebliebenen Jähn auch charakterlich für die ideale Besetzung des höchsten deutschen Staatsamtes. Nur Tante Dilein nicht: Sie will Klaus Töpfer.
Nachtrag: Natürlich war diese Idee geklaut, und zwar aus "Goodbye, Lenin!"

Mittwoch, 1. Februar 2012

USA: Wahlkampf wie im alten Rom

 

Der Ausleseprozess der republikanischen Präsidentschaftskandidaten in den USA nähert sich immer mehr dem Niveau von "Deutschland sucht den Superstar" bzw. dem US-Pendant "American Idol" oder – noch treffender – den Dschungelshows auf RTL an. So richtig möchte unsereins mit dem ganzen Theater nichts mehr zu tun haben, man kommt aber nicht daran vorbei. Denn der Gewinner dieser ganzen Vorwahl-Orgie könnte ja möglicherweise im Herbst zum US-Präsidenten gewählt werden, und so ganz egal kann das auch einer Elefanten-WG in einem staubigen Münchner Vorort nicht sein, zumal ja die republikanische Partei in den USA sich den Elefanten als Wappentier erwählt hat (siehe oben).

Onkelchen überrascht es sehr, wie stark schon jetzt diese Vorwahlen vom Gelde bestimmt sind - Mitt Romney war ja schon vor der allerersten Abstimmung in Iowa zum klaren Favoriten gekürt worden, da er von allen Beteiligten die tiefsten Taschen mitbringt. Die Rolle des Geldes in der US-Politik erinnert sehr daran, wie in der römischen Republik Wahlkämpfe betrieben wurden. Denn nur die Superreichen konnten sich im alten Rom den Zugang zu politischen Ämtern leisten. Stimmenkauf war gang und gäbe und galt keineswegs als unfein oder verboten. Wer selbst nicht zu dem Superreichen zählte, musste auf reiche Freunde hoffen. Das prominenteste Beispiel dafür ist Caesar: Der alte Julius stammte zwar aus einer vornehmen Familie, allerdings war diese eher zum verarmten Adel zu zählen. Er borgte sich also Geld beim Immobilienhai Crassus (der Name "Crassus", zu Deutsch "Der Fette" ist hier vielsagend) und wusste genau, dass er sich keine Wahlniederlage leisten konnte. Denn sonst wäre er ruiniert gewesen. Sein Plan war: auf Teufel komm raus Konsul werden und dann als Feldherr die Welt erobern – nicht zuletzt, um sich auch persönlich zu bereichern.

Und ganz wichtig: Wer in Rom seinem Wahlpublikum keine gute Show bot, hatte von vornherein verloren. Die Wahlkampfspots, in denen die Kandidaten ununterbrochen aufeinander eindreschen ("Der hat Zehntausende Bürger entlassen und dafür Sklaven, äääh Chinesen angeheuert!" "Und der seine eigene Frau betrogen, während er seinerseits Konsul, äääh Präsident Clinton wegen dessen Affäre mit dieser Sklavin, äääh Praktikantin drankriegen wollte!"), könnten direkt aus der Siebenhügelstadt stammen. Denn merke auf: Der Wähler will auch unterhalten werden. Deswegen veranstalteten die römischen Politiker im Wahlkampf Gladiatorenspiele. In den USA steigen sie stattdessen selbst für die Live-Debatten in den Ring.    

Natürlich ist Geld nicht alles. Wenn es nur danach ginge, hätte Romney die Nominierung bereits sicher und könnte zum eigentlichen Wahlkampf gegen Amtsinhaber Barack Obama übergehen.

Hätte, wäre, könnte. Da gibt es aber halt noch diesen hartnäckigen Pinscher namens Newt Gingrich (genau der, der seine Frau, während der Konsul mit der Sklavin beziehungsweise Praktikantin, Sie wissen schon), der sich um so heftiger in die Wade von Romney verbeißt, je klarer es nach einer Nominierung von Mitt Romney aussieht. Gerade jetzt, nachdem der einstige Gouverneur von Massachusetts (also Romney) aus der Vorwahl in Florida deutlich als Sieger hervorgegangen ist, verkündet Gingrich trotzig: 46 States to go - im übertragenen Sinne: 46 Staaten liegen noch vor uns, es ist noch nichts entschieden.

Ein Grund dafür, warum Gingrich zumindest an seine Chance glauben kann, dem fast sicheren Sieger die Nominierung zu entreißen, ist die Tatsache, dass die Basis der Republikaner selbst mit dem Kandidatenfeld nicht zufrieden ist. Romney musste von Anfang an mit dem Makel leben, ein Kompromisskandidat zu sein, der zu liberal und in seinen politischen Positionen zuwenig beständig ist. Nicht zuletzt ist er rhetorisch limitiert. Bauen kann Romney letztlich nur auf seine Wirtschaftskompetenz, denn er war ja bekanntermaßen nicht immer Berufspolitiker, sondern auch Mitbegründer der Finanzinvestoren-Firma Bain Capital. Aber diese scheinbare Kompetenz kann sich als zweischneidiges Schwert erweisen, denn die Finanzinvestoren - in Deutschland seit Franz Müntefering unter dem Begriff "Heuschrecken" bekannt, werden auch in den USA immer kritischer betrachtet. Und als Mann der sozialen Kälte betrachtet zu werden, kann Romney eigentlich nur schaden. Seine Aussage unmittelbar nach der Florida-Wahl, die ganz armen Mitbürger kümmerten ihn nicht, für die gebe es ja ein soziales Auffangnetz, wird er aller Wahrscheinlichkeit nach noch lange um die Ohren gehauen bekommen.

Die US-Republikaner wissen nicht, was sie wollen, und das ist ihr Problem. Sie wollen Obama schlagen, ihn am liebsten aus dem Weißen Haus jagen, weil er ihrer Meinung nach da nie hingehört  hat. Darin sind sie sich noch einig. Dann wird es aber unübersichtlich. Evangelikale Christen misstrauen Romney, weil er Mormone ist. Anderen ist suspekt, dass er in Massachusetts eine Krankenversicherung eingeführt hat, obwohl er gleichzeitig bekannt, den Healthcare-Plan Obamas mit Stumpf und Stiel ausrotten zu wollen, sobald er an der Macht ist. Und wie steht er zur Abtreibung? Auch diese Gretchenfrage der amerikanischen Konservativen kann noch zum Stolperstein für Romney werden.

Newt Gingrich auf der anderen Seite hat sich politisch und menschlich dagegen bereits so oft diskreditiert, dass er es selbst gar nicht mehr mitbekommt. Trotzdem wollen ihn viele rechtsgerichtete Wähler lieber gegen Obama in den Ring steigen sehen. Die Erwartung ist groß: Der im Vergleich zu Romney rhetorisch viel versiertere Gingrich, so ihr feuchter Traum, wird mit Obama bei den Fernsehdebatten "den Boden wischen", so dass von dem immer etwas professoral und von oben herab wirkenden Amtsinhaber nur noch wenig übrig bleiben möge.

Dass Gingrich voraussichtlich zwei Drittel der amerikanischen Wähler verschrecken dürfte, scheint die Konservativen kaum zu stören. Je länger sich daher das schmutzige Duell zwischen den beiden republikanischen Partei"freunden" hinzieht, um so besser für Obama.