Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Samstag, 1. Mai 2021

Tipp-Kick per Telefon, oder: (Nicht ganz) Unsinnige Ideen für den Lockdown

 

Und wieder einmal herrscht Flutlichtatmosphäre in der guten Stube - aber was ist das? Der Verteidiger geht zu Boden! Wahnsinn! Und aus dem Hintergrund müsste er jetzt schießen, der Dingsbums, wie heißt er denn nur? Tooor, Tooor, Toor, Krankl schießt ein... Drei zu zwei für Österreich!  

Es ist wieder einmal ein verregneter Feiertag im Lockdown. Seit dem Beginn der abermaligen Kontaktbeschränkungen hat Onkelchen so ziemlich alle Filme und Serien gesehen, die im Basisangebot von Amazon Prime enthalten sind. Ja, auch die schlechten. (Die vor allem.)

Für sein bizarres Hobby, die in Ehren ergrauten Computerspiele des digitalen Pleistozän auf modernen Rechnern zum Laufen zur bringen, kann er sich momentan nicht erwärmen. (Es sind noch genügend da, keine Bange!) Denn in der Regel ist sein PC vor lauter Hin- und Herinstallieren hinterher in einem solchen Chaos, dass nur die komplette Löschung der Festplatte nebst Wiederaufsetzen des  Betriebssystems wieder einen einigermaßen brauchbaren Betriebszustand herzustellen vermag.

Eigentlich wäre das ja die beste Gelegenheit, um sich wieder auf eine analoge Freizeitbeschäftigung zu besinnen. Ganz ohne Computer und Internet. Ein Nachmittag wie heute schreit sozusagen nach einem guten alten Gesellschaftsspiel. Leider ist Onkelchen im Lockdown aber die Gesellschaft abhanden gekommen, und das macht die Dinge schwierig.

Früher hätte man einfach das gute alte Karopapier hervorgekramt und per Telefon mit einem Kumpel „Schiffe versenken“ gespielt. Jüngeren Lesern, die sich auf diesen Blog verirren, sei gesagt, dass die Beteiligten männlichen wie weiblichen Geschlechts (und Hermaphroditen) dazu lediglich ein Stück Karopapier und einen Bleistift beziehungsweise einen Kuli benötigen, und schon kann es losgehen. Leider hat Onkelchen auf diese einfachste aller Strategiesimulationen zur See nun gar keine Lust (wahrscheinlich, weil er in seiner Jugend einmal zu oft verloren hat. Es ist einfach nicht ratsam, alle Schiffchen wie ein Knäuel ganz nahe beieinander aufzustellen – man muss sie schön über die Planquadrate verteilen, wenn man eine Chance haben will).

Auch eine weitere Sache mag dazu beitragen, dass Onkelchen mit strategisch fordernden Spielen wie Schach und Schiffe versenken nicht so furchtbar viel anfangen kann: Das Geschehen ist ihm einfach zu abstrakt, Onkelchen hat es gerne haptisch. Da sowieso keiner gegen ihn „Trivial Pursuit“ spielen mag, griff er bei Geburtstagsfeiern und ähnlichen Anlässen (als das noch möglich war) gern zu der List, spät abends die Schachtel mit dem „Tipp Kick“ herauszuholen und den grünen Filz auf dem Tisch auszubreiten. Onkelchen ist zwar beim Tischkickern keine Leuchte, aber „Tipp Kick“ unterfordert ihn zumindest nicht. Ein Druck aufs Knöpfchen, und der zwölfeckige sogenannte Ball kullert munter übers Spielfeld, manchmal sogar ins Tor!

Nun bringt es der Lockdown halt mit sich, dass ihm für das fröhliche Knopfdruck-Kickern ein Gegenüber fehlt. Während Schach und Schiffe versenken problemlos remote möglich sind (es genügt schließlich, einfach den Zug telefonisch durchzugeben), ist das bei „Tipp-Kick“ schon etwas schwieriger. Es spielt sich einfach besser, wenn die beiden Kontrahenten zumindest im selben Raum anwesend sind, und das ist in Corona-Zeiten mit gewissen Schwierigkeiten behaftet.

Aber Onkelchen wäre nicht Onkelchen, wenn er nicht gedanklich zum Kern des Problems vorstoßen würde. Denn sowohl beim Schach als auch beim Schiffe versenken ist das Spielfeld in Planquadrate unterteilt. Darüber hinaus gibt es eine einfache und überall verständliche Notation, die die Übermittlung des Spielgeschehens sehr vereinfacht. So wie 1914 in Sankt Petersburg bei Lasker gegen Capablanca: „Se4-c5!“ „Treffer, versenkt!“

Daher hat es sich Onkelchen nun zur Aufgabe gemacht, auch für „Tipp-Kick“ eine Notation zu erfinden, mit der man die Spielzüge geschmeidig per Telefon durchgeben kann. Die Unterteilung des Fußballfeldes inPlanquadrate wurde indessen bereits in den 1920er-Jahren unternommen. Damals hatten Hörfunkreporter versucht, den Zuhörern das Geschehen auf dem Platz näherzubringen, indem sie das Rasenviereck in 60 Planquadrate einteilten. Die dazugehörigen Skizzen wurden damals in den weit verbreiteten Hörfunkzeitschriften abgedruckt. Dasselbe, denkt sich Onkelchen, müsste sich doch auch bei „Tipp-Kick“ machen lassen: D2 auf H5, weiß liegt oben! Im Grund könne es sogar funktionieren, es bedarf aber zweifellos noch einer gewissen Verfeinerung. Wir dürfen gespannt sein.