Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 19. Dezember 2021

Der merkwürdige Herr Schlachter

 In letzter Zeit wird Onkelchen immer wieder etwas nostalgisch bis melancholisch. Das kann natürlich der trüben Jahreszeit geschuldet sein. Aber es fällt doch auf, dass er sogar wohlwollend Geschichten aus Episoden seines Lebens erzählt, von denen er eigentlich glaubte, dass er sie schon vergessen hätte. So wie die mit dem merkwürdigen Herrn Schlachter.

Rückblende: Onkelchen war gerade mit seinem Studium an einer obskuren bayerischen Kleinstadt-Universität fertig geworden, da zog es ihn zu einer kleinen PR-Agentur nach Köln. Das war seine erste feste Stelle. Die kleine Agentur befand sich in einem renovierten Gutshof in einem geradezu dörflichen Vorort der Rheinmetropole. Onkelchen sah die Stelle nur als Übergang, bis ihm etwas Besseres über den Weg laufen würde - wir alle wissen, dass das bisher nicht der Fall gewesen ist, nicht wahr? 

Die Spezialität dieser PR-Agentur war nun, dass sie Artikel für bestimmte Produkte aus dem Gesundheits- und Wohlfühlbereich - das Wort "Wellness" war noch nicht so geläufig - in Zeitungen und Zeitschriften zu lancieren suchte. Die Firmen, die solche Produkte herstellten, hatten in der Regel keine Lust oder auch nicht das Geld, um teure Anzeigen zu schalten. Stattdessen beauftragten sie die Agentur, Artikel zu schreiben, in denen die Gesundheits- und Wohlfühlprodukte möglichst gut besprochen wurden. Und die Agentur kümmerte sich dann darum, dass diese Artikel auch in den Zeitungen und Zeitschriften erschienen. 

Meist geschah das, indem man die zuständigen Redakteur*innen so lange mit Telefonaten terrorisierte, bis sie schließlich einlenkten. Oder die Mitarbeiter*innen der Agentur schauten gleich mal selbst in den  Redaktionen nach dem Rechten.  Und dann durften sich die Firmen, die neuseeländisches Teebaumöl oder Abführmittel in Tropfenform vertrieben, über kostenlose Werbung freuen - nun, ganz kostenlos war sie nicht, die Firmen hatten ja für die Agentur bezahlt. Aber das war wesentlich billiger, als zum Beispiel in der "Rentner-Bravo", aka Apotheken-Umschau, Anzeigen zu schalten.

Hier kommt nun der merkwürdige Herr Schlachter ins Spiel. Herr Schlachter war Österreicher oder Südtiroler, so genau wusste man das nicht. Auf jeden Fall war Herr Schlachter einer der, sagen wir, farbigeren Kunden der Kölner Agentur. Er vertrat eine Firma, die eine Salbe herstellte, die wahre Wunder gegen Cellulite wirken sollte. Diese Wundersalbe kostete ein kleines Vermögen pro Tube und wurde ausschließlich in Apotheken vertrieben. Herr Schlachter war nun bekannt dafür, die Kolleginnen der Agentur (tatsächlich waren es bis auf die Chefs ausschließlich Frauen) bei ihren Redaktionstouren zu begleiten und die Presseleute zu wahren Gelagen in den besten Restaurants der jeweiligen Stadt einzuladen. Er muss aber auch etwas Gewinnendes an sich gehabt haben, denn die Damen aus der PR-Agentur schwärmten stets von dem Humor und dem (wohl etwas rustikalen) Charme des Herrn Schlachter. Charaktere wie ihn hätte man früher wahrscheinlich als "Lebemann" bezeichnet.

 

So hat sich Onkelchen den merkwürdigen Herrn Schlachter vorgestellt.
 

Nun kam es, dass die Spesenrechnungen der Firma, die jenes Cellulite-Wundermittel herstellte, in den Himmel wuchsen. Andererseits häuften sich aber auch die Veröffentlichungen über die Wundersalbe, die - wie Onkelchen meinte - hauptsächlich aus einer Pampe aus zermahlenen Tannennadeln zu bestehen schien. Immer öfter erschien auch Herr Schlachter selbst in den Zeitschriften für jenes Publikum, das sich hauptsächlich für Klatsch über Prominente, Kreuzworträtsel und Gesundheitstipps interessiert. 

Irgendwann lief der Vertrag der Agentur mit der Wundersalben-Firma aus. Es schien aber sicher zu sein, dass die Firma "im nächsten Jahr oder so" wieder auf eine große Redaktionstour gehen würde. Weitere Gelage bei bester Küche schienen garantiert. Und dann würde vielleicht auch Onkelchen, der zu ahnen begann, dass es mit einer Karriere beim WDR nichts werden würde und deshalb seine Zeit mehr oder weniger mit dem Schreiben von Bewerbungen an obskure Computerzeitungen verbrachte, mit dabei sein dürfen.  

Schließlich schien der Tag gekommen. Herr Schlachter kündigte für den Frühling eine europaweite, nein, weltweite Marketing-Offensive an. Den Anfang sollte ein Presse-Essen im besten Restaurant des Kölner Umlandes machen, in einem Drei-Sterne-Lokal in einem echten Schlosshotel. Onkelchen wurde angewiesen, die Presseeinladung zu verfassen. Mit wohlkingenden Adjektiven gespickt, glitt das Einladungsschreiben aus dem firmeneigenen Drucker (Onkelchens PR-Erfolge waren zwar mehr als überschaubar, aber immerhin hatte er sich insofern unersetzlich gemacht, als er die wacklige IT und die Drucker der Agentur am Laufen hielt, und das war ja auch etwas). 

Die Chefs befanden das Schreiben für gut, und bald sollte die gesamte Journaille zwischen Koblenz und Düsseldorf zu einem Presse-Essen eingeladen werden, das niemand jemals vergessen würde. Als es daran ging, die Einladungen zu verschicken, bemerkte einer der Agentur-Chefs, dass er die Datei nicht finden könne und unter welchem Namen Onkelchen sie denn wohl abgespeichert habe. Onkelchen erwiderte, na, das sei doch wohl völlig klar. Der Dokumentenname lautete "MAMPF.DOC",1 selbstverständlicher könne es doch nicht sein. Onkelchen wusste schon damals, dass es wichtig war, zum Wesentlichen vorzustoßen.

Als nun das Schreiben mit dem Namen "MAMPF.DOC" verschickt wurde, hielt sich die Begeisterung zwischen Koblenz und Düsseldorf in Grenzen. Nur eine Handvoll Presseleute meldeten sich an. Die Agentur war etwas ratlos. So gut konnten die Betriebskantinen der Zeitungsverlage im Rheinland denn nun doch wirklich nicht sein, dass man ein solches Drei-Sterne-Gelage verschmähen würde? Man telefonierte mit der Cellulite-Wunderfirma, und es stellte sich heraus, dass man dort schon seit einiger Zeit nichts mehr von Herrn Schlachter gehört hatte. Er war wie vom Erdboden verschluckt und hatte wohl einen guten Teil der Barschaft mitgehen lassen. Schlimmer noch: Herr Schlachter hieß wohl gar nicht Herr Schlachter, sondern irgendwie anders. 

Also musste das große Presse-Gelage abgesagt werden. Alle, die sich angemeldet hatten, bekamen ein wesentlich knapperes und mit deutlich weniger Adjektiven gespicktes Schreiben.  Dass sich ein paar Tage später dann doch eine Journalistin in das Schlosshotel verirrte, in dem das Gelage stattfinden sollte, gab der kleinen Agentur den Rest. Onkelchen zog von dannen und machte zuerst ein obskures Münchner Privatradio und danach eine noch obskurere Computerzeitschrift unsicher. Ob Herr Schlachter jemals wieder auftauchte, hat Onkelchen nie erfahren.



1 Damals benutzte man noch "Windows 3.11 for Workgroups".

Sonntag, 5. September 2021

Krass! "The Wheel of Time" startet im November!

Wir hatten eigentlich schon nicht mehr damit gerechnet. Aber plötzlich landete dieser Trailer auf Youtube und gab uns nicht nur Hoffnung, sondern auch ein Startdatum. Augenscheinlich sind es nur noch wenige Wochen, bis "The Wheel of Time", Robert Jordans großes Fantasy-Epos das Licht der Streaming-Welt erblickt:


 Dazu muss man wissen, dass Onkelchen einst ein großer Fan der "Wheel of Time"-Buchreihe war. Zwischen den Jahren 2000 und 2004, als er berufsbedingt täglich im Zug nach Stuttgart pendelte, hatte er immer Lesestoff dabei, und eine Zeitlang waren eben auch die "Wheel of Time"-Bücher seine treuen Begleiter. Allerdings vermeinte er, einen deutlichen Spannungsabfall zu konstatieren, je weiter die Geschichte voranschritt. Waren die ersten drei (oder vier) Bände noch packend geschrieben, so verlangsamte sich in den späteren Büchern das Erzähltempo immer mehr. Ereignisse, die in den früheren Bänden in einem Kapitel abgehandelt worden wären, wurden später in einem ganzen Buch ausgewalzt.

Als Onkelchen später in einen obskuren Fachverlag arbeitete, verstand er durchaus, welches Ziel der Verlag damit verfolgte: Die erfolgreiche Reihe sollte möglichst lange gemolken werden, und deswegen wurde das Finale der Serie immer weiter hinausgeschoben. So weit, bis schließlich Robert Jordan, der Originalautor der Serie, starb. Zu diesem Zeitpunkt waren wohl um die neun Bände erschienen (oder waren es zehn?). Trotz seiner schweren Krankheit hatte Robert Jordan aber wohl deutlich skizziert, wie die Geschichte ausgehen sollte. Der Nachfolgeautor Brandon Sanderson, ebenfalls ein Schwergewicht unter den amerikanischen Fantays-Schriftstellern, brachte das Epos zu einem Abschluss - wenngleich das Abschlussbuch ob seines Umfangs in drei Bänden mit jeweils knapp 1000 Seiten veröffentlicht werden musste.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Onkelchen das Interesse an der Buchreihe jedoch verloren. Es würde einfach zu viel Zeit kosten, zunächst die ersten neun (oder zehn?) Bände wieder durchzulesen, um dann schließlich die Abschluss-Trilogie lesen und verstehen zu können. Er hoffte einfach auf die Verfilmung. Und die kommt jetzt dank Amazon Prime ins Fernsehen und dürfte mehr als geeignet sein, die Fantasy-Fans bei der Stange zu halten, bevor kommendes Jahr die "Herr der Ringe"-Serie bei Amazon Premiere hat.

Gute Frage: worum geht's? Tja, ein bisschen Hintergrundwissen ist vonnöten: in der Fantasy-Welt, in der das Epos spielt, ist es vor Tausenden von Jahren zu einem kataklysmischen (tolles Fremdwort, gell?) Kampf zwischen den Mächten des Guten, vertreten durch den Kriegerkönig Lews Therin Telamon genannt "der Drache", und den Mächten des Bösen, an deren Spitze "the Dark One", gekommen. Lews Therin, der die Magie der "Einen Macht" zu nutzen imstande war, gelang es, das Böse niederzuwerfen und den Dämonenfürsten im Inneren der Erde einzuschließen. Darob wurde "der Drache" jedoch wahnsinnig, was  zu furchtbaren Verwüstungen sowie zum Tod seiner ganzen Familie führte. Lews Therin Telamon beging in einem kurzen Moment der Klarheit Selbstmord, und die Welt hatte eine Weile Ruhe.

Tausende Jahre gingen also hin, die Welt erholte sich, abgesehen von einem großen Landstrich im Norden, der auf immer verwüstet blieb. Königreiche wuchsen, blühten und starben, und die Aes Sedai, eine Art Orden von Magierinnen, wachte über die Ordnung. Sie allein sind in der Lage, die Magie gefahrlos zu nutzen, denn der männliche Aspekt der Einen Macht war vom "Dark One" befleckt worden. Mit dem Ergebnis, dass jeder Mann, der die Magie zu nutzen versucht, früher oder später wahnsinnig wird und furchtbare Verwüstungen anrichtet. Ein Teil der Aes Sedai ist deshalb damit betraut, magiebegabte Männer aufzuspüren und in ihnen den Funken der Magie zum Erlöschen zu bringen.

Nun wohnen aber in dem kleinen Dorf Emond's Field drei Freunde namens Rand al'Thor, Perrin Aybara und Matrim Cauthon, die eines Tages Besuch von einer Aes Sedai namens Moiraine bekommen. Einer der drei ist nämlich der Auserwählte, dem es bestimmt ist, in einem epischen Showdown dem "Dark One" die Stirn zu bieten, denn die Siegel, die den Bösen im Inneren der Erde halten, bröckeln zusehends. Trollocks (das Äquivalent der Orks im Tolkien-Universum) durchstreifen das Land. Und einer der drei Jungs muss sich damit auseinandersetzen, dass er als "Dragon Reborn" magiebegabt ist und über kurz oder lang wahnsinnig werden wird. 

Dazu kommt, dass sich die Aes Sedai untereinander nicht einig sind, es gibt unter den Magierinnen verschiedene Fraktionen mit jeweils eigenen Zielen - einige unterstützen sogar heimlich das Böse, das sich wieder inkarnieren will. Es gibt epische Schlachten, jede Menge Herzschmerz, eine ganze Menge magischer Amulette (wer erklären kann, was der Unterschied zwischen einem angreal, einem sa'angreal und einem ter'angreal ist, darf sich schon jetzt als Chefdurchblicker:in feiern lassen), ein Volk von Wüstenkriegern mit einem ganz eigenen Ehrenkodex, und die engsten Diener des Bösen, die sogenannten Vergessenen, die unsere Freunde mit Tücke zu vernichten suchen. Wer also immer noch mit dem vergurkten Ende von "Game of Thrones" hadert, findet hier ganz bestimmt neues Fantasy-Futter.

Samstag, 26. Juni 2021

Toll! Jogi Löw kriegt ein Abschiedsspiel in Wembley!

Nach dem (nicht nur wegen der schwarzen Trikots) in weiten Teilen lichtschluckenden Auftritt der deutschen Nationalmannschaft im letzten EM-Gruppenspiel ist nun Rätselraten angesagt. Denn im Münchner Stadion herrschte zuweilen reine Konfusion. Auch wenn einzelne Beteiligte nun kundtun, dass es am Dienstag gegen England in der Fußballkathedrale Wembley sicher besser werden würde, weil die "Three Lions" doch sicher nicht so defensiv-destruktiv spielen würden wie die Ungarn, scheint eines festzustehen: Jogi Löw wird wohl in Wembley sein Abschiedsspiel bekommen. Ein schöneres "Farewell" kann kein Trainer bekommen. Es sei denn, es geht wieder ins Elfmeterschießen. Aber selbst da haben die Engländer noch ein paar Rechnungen zu begleichen. Onkelchen erinnert sich noch gut daran.

 


Nicht wahr, Onkelchen?

Ja, es war eine magische Nacht, ein Spiel, das eigentlich von Anfang an auf die Engländer zugelaufen war. Ich hätte damals eigentlich auf meine Abschlussprüfung lernen müssen, aber ich konnte mich der Faszination nicht entziehen. Die Engländer, die damals diese komischen, aber irgendwie doch schicken grauen T-Shirts trugen (das war ein Zugeständnis an den Kommerz, man glaubte, die T-Shirts würden als Fanartikel gut zu ausgewaschenen Jeanshosen passen), gingen relativ schnell durch Alan Shearer in Führung, und schon allein wegen der langen Verletztenliste im deutschen Team hatte man so das Gefühl: Ja, OK, Halbfinale, das ist schon in Ordnung, und wenn der Weg gegen die Engländer zu Ende sein soll, dann ist das auch keine Schande. Aber dann machte Stefan Kuntz relativ schnell den Ausgleich, und es entwickelte sich ein Drama, das diesem ehrwürdigen Schauplatz - es war ja noch das alte Wembley-Stadion - durchaus angemessen war. In der Verlängerung machten beide Teams (glaube ich) jeweils ein Tor, was ja damals als Golden Goal zum sofortigen Spielabbruch geführt hätte, aber der Schiedsrichter erkannte beide nicht an, wobei das deutsche ganz klar regelgerecht erzielt worden war. Aber was soll's? Mich hat aber sehr beeindruckt, wie die beiden Teams miteinander umgegangen sind. Trotz der zum Teil recht martialischen Schlagzeilen, mit denen die britischen Boulevardzeitungen das Duell begleitet haben, sind die Mannschaften sehr fair miteinander umgegangen. Hart, aber mit offenem Visier. Und ich würde mich freuen, wenn es diesmal auch wieder so sein würde.

Du sagst, das Spiel sei von Anfang an auf die Engländer zugelaufen. Warum?

Nun, die deutsche Mannschaft war in zweierlei Hinsicht im Nachteil. Zum einen hatten die Engländer Heimrecht, und zum anderen hatten die Deutschen eine ellenlange Verletztenliste. Mannschaftskapitän Klinsmann hatte sich schon im zweiten Gruppenspiel übel verletzt, und es bestand kaum Hoffnung, dass er im Lauf des Turniers wieder eingesetzt werden könnte. Steffen Freund, Fredi Bobic, Jürgen Kohler, fielen aus - und "Thomas Helmer hatte ständig Kühlpacks auf dem Knie", wie sich Fredi Bobic erinnert.

Und wie sieht es diesmal aus?

Tja, wie sieht's aus: Ich denke, selbst die Beteiligten würden zugeben, dass das Spiel gegen Ungarn zzu den konfusesten Auftritten einer deutschen Nationalelf in einem Turnier gehört. Ich kann mir jetzt alles Mögliche vorstellen. Das ist ja das Merkwürdig-Wunderbare an einer KO-Runde. Bei jedem Spiel geht alles wieder von vorne los, das Ergebnis der letzten Partie fällt nicht mehr ins Gewicht. Ich denke zudem, dass Ungarn gegen die deutsche Mannschaft bis in die Haarspitzen motiviert war. Ich kann mir gut vorstellen, dass jeder der ungarischen Spieler irgendwie schon als Kind erzählt bekommen hat, dass das "Wunder von Bern" 1954 nur möglich war, weil sich die deutsche  Spieler noch mit Pervitin (heute besser bekannt als Crystal Meth) hochgepuscht haben, das noch aus Wehrmachtsbeständen übrigggeblieben war. Und da galt es natürlich, diese historische Ungerechtigkeit auszuwetzen. Beinahe hätte es ja geklappt.

Aber Onkelchen wäre ja nicht Onkelchen, wenn er das Spiel gegen England nicht schon bis ins Detail auf seinem Computer simuliert hätte. Wie lautet also dein Tipp?

4:4 nach Verlängerung. Und dann geht's ins Elfmeterschießen. 

Danke dir. Wir sind gespannt.

Samstag, 1. Mai 2021

Tipp-Kick per Telefon, oder: (Nicht ganz) Unsinnige Ideen für den Lockdown

 

Und wieder einmal herrscht Flutlichtatmosphäre in der guten Stube - aber was ist das? Der Verteidiger geht zu Boden! Wahnsinn! Und aus dem Hintergrund müsste er jetzt schießen, der Dingsbums, wie heißt er denn nur? Tooor, Tooor, Toor, Krankl schießt ein... Drei zu zwei für Österreich!  

Es ist wieder einmal ein verregneter Feiertag im Lockdown. Seit dem Beginn der abermaligen Kontaktbeschränkungen hat Onkelchen so ziemlich alle Filme und Serien gesehen, die im Basisangebot von Amazon Prime enthalten sind. Ja, auch die schlechten. (Die vor allem.)

Für sein bizarres Hobby, die in Ehren ergrauten Computerspiele des digitalen Pleistozän auf modernen Rechnern zum Laufen zur bringen, kann er sich momentan nicht erwärmen. (Es sind noch genügend da, keine Bange!) Denn in der Regel ist sein PC vor lauter Hin- und Herinstallieren hinterher in einem solchen Chaos, dass nur die komplette Löschung der Festplatte nebst Wiederaufsetzen des  Betriebssystems wieder einen einigermaßen brauchbaren Betriebszustand herzustellen vermag.

Eigentlich wäre das ja die beste Gelegenheit, um sich wieder auf eine analoge Freizeitbeschäftigung zu besinnen. Ganz ohne Computer und Internet. Ein Nachmittag wie heute schreit sozusagen nach einem guten alten Gesellschaftsspiel. Leider ist Onkelchen im Lockdown aber die Gesellschaft abhanden gekommen, und das macht die Dinge schwierig.

Früher hätte man einfach das gute alte Karopapier hervorgekramt und per Telefon mit einem Kumpel „Schiffe versenken“ gespielt. Jüngeren Lesern, die sich auf diesen Blog verirren, sei gesagt, dass die Beteiligten männlichen wie weiblichen Geschlechts (und Hermaphroditen) dazu lediglich ein Stück Karopapier und einen Bleistift beziehungsweise einen Kuli benötigen, und schon kann es losgehen. Leider hat Onkelchen auf diese einfachste aller Strategiesimulationen zur See nun gar keine Lust (wahrscheinlich, weil er in seiner Jugend einmal zu oft verloren hat. Es ist einfach nicht ratsam, alle Schiffchen wie ein Knäuel ganz nahe beieinander aufzustellen – man muss sie schön über die Planquadrate verteilen, wenn man eine Chance haben will).

Auch eine weitere Sache mag dazu beitragen, dass Onkelchen mit strategisch fordernden Spielen wie Schach und Schiffe versenken nicht so furchtbar viel anfangen kann: Das Geschehen ist ihm einfach zu abstrakt, Onkelchen hat es gerne haptisch. Da sowieso keiner gegen ihn „Trivial Pursuit“ spielen mag, griff er bei Geburtstagsfeiern und ähnlichen Anlässen (als das noch möglich war) gern zu der List, spät abends die Schachtel mit dem „Tipp Kick“ herauszuholen und den grünen Filz auf dem Tisch auszubreiten. Onkelchen ist zwar beim Tischkickern keine Leuchte, aber „Tipp Kick“ unterfordert ihn zumindest nicht. Ein Druck aufs Knöpfchen, und der zwölfeckige sogenannte Ball kullert munter übers Spielfeld, manchmal sogar ins Tor!

Nun bringt es der Lockdown halt mit sich, dass ihm für das fröhliche Knopfdruck-Kickern ein Gegenüber fehlt. Während Schach und Schiffe versenken problemlos remote möglich sind (es genügt schließlich, einfach den Zug telefonisch durchzugeben), ist das bei „Tipp-Kick“ schon etwas schwieriger. Es spielt sich einfach besser, wenn die beiden Kontrahenten zumindest im selben Raum anwesend sind, und das ist in Corona-Zeiten mit gewissen Schwierigkeiten behaftet.

Aber Onkelchen wäre nicht Onkelchen, wenn er nicht gedanklich zum Kern des Problems vorstoßen würde. Denn sowohl beim Schach als auch beim Schiffe versenken ist das Spielfeld in Planquadrate unterteilt. Darüber hinaus gibt es eine einfache und überall verständliche Notation, die die Übermittlung des Spielgeschehens sehr vereinfacht. So wie 1914 in Sankt Petersburg bei Lasker gegen Capablanca: „Se4-c5!“ „Treffer, versenkt!“

Daher hat es sich Onkelchen nun zur Aufgabe gemacht, auch für „Tipp-Kick“ eine Notation zu erfinden, mit der man die Spielzüge geschmeidig per Telefon durchgeben kann. Die Unterteilung des Fußballfeldes inPlanquadrate wurde indessen bereits in den 1920er-Jahren unternommen. Damals hatten Hörfunkreporter versucht, den Zuhörern das Geschehen auf dem Platz näherzubringen, indem sie das Rasenviereck in 60 Planquadrate einteilten. Die dazugehörigen Skizzen wurden damals in den weit verbreiteten Hörfunkzeitschriften abgedruckt. Dasselbe, denkt sich Onkelchen, müsste sich doch auch bei „Tipp-Kick“ machen lassen: D2 auf H5, weiß liegt oben! Im Grund könne es sogar funktionieren, es bedarf aber zweifellos noch einer gewissen Verfeinerung. Wir dürfen gespannt sein.

Mittwoch, 21. April 2021

Better call Palfi!

 Da ist Onkelchen wieder mal ganz schön in Schwierigkeiten. Mein missratener Sohn Gianni hat wieder irgendetwas gefunden, womit er ihm am Zeug flicken kann. Er faselt städnig davon, Onkelchen in ein "Supermax-Gefängnis" stecken zu wollen. Keine Ahnung, was das ist! Klingt auf jeden Fall nicht gut! Aber ich bin da! Ich eile, ich fliege! Ich werde Onkelchen da wieder rausboxen. Denn es gilt: Better call Palfi!

 

(Habt ihr übrigens gesehen, wie dreckig und abgerissen Gianni mittlerweile aussieht? Da muss man sich ja fast schämen!)