Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 11. Februar 2024

Alte Games: EF2000

Diese Geschichte beginnt mit einem Knall. Eigentlich knallte es sogar zweimal. Es begab sich, dass Onkelchen in seinem Büro saß, sinnlos auf seinen Monitor stierte und sich geistig auf die Mittagspause vorbereitete. Da rumste es markerschütternd, die Fensterscheiben zitterten und alle fragten sich, was zur Hölle gerade passiert war. Wenige Minuten später rumste es nochmal, fast sogar noch stärker als beim ersten Mal. Spätestens jetzt war klar: Irgendetwas musste sie Schallmauer durchbrochen haben. Onkelchen telefonierte, verschickte E-Mails und gegen Nachmittag stellte sich dann heraus, dass zwei Jagdflugzeuge der Luftwaffe vom Typ Eurofighter die Schallmauer durchbrochen hatten, als sie einen Übungsflug absolvierten. 

Damit hätte die Sache ihr Bewenden haben können. Aber Onkelchen erinnerte sich, dass es einmal, vor langer Zeit, ein Computerspiel gegeben hatte, mit dem man selbst quasi ins Cockpit eines Eurofighters schlüpfen konnte: EF2000 von der englischen Softwarefirma Digital Image Design, kurz DID. In den 1990er-Jahren zählte DID neben den amerikanischen Branchengrößen MicroProse, Spectrum HoloByte und dem englischen Softwarehaus Digital Integration zu den führenden Herstellern militärischer Flugsimulationen. Dabei konzentrierte sich DID auf Militärflugzeuge, die sich zu diesem Zeitpunkt gerade in der Entwicklung befanden wie den Eurofighter EF2000 und den amerikanischen Luftüberlegenheitsjäger F22. Der Eurofighter absolvierte 1994 seinen Erstflug; etwa ein Jahr später brachte das Team um Martin Kenwright die seinerzeit bahnbrechende Flugsimulation heraus, mit der PC-Piloten Einsätze mit dem Eurofighter fliegen konnten.


 

Die Kritiken waren einhellig positiv. Die PC-Player, das seinerzeit für Onkelchen maßgebliche PC-Spielemagazin, vergab für das Game sogar eine 90-Prozent-Wertung und erklärte EF2000 zum damals besten Spiel seiner Art. "Für mich ist der Eurofighter die mit Abstand beste Flugsimulation", schrieb damals der PC-Player-Autor Florian Stangl. Und mit dieser Meinung stand er nicht alleine. "EF2000 ist der schönste Simulator, den ich bisher gespielt habe und setzt auch simulationstechnisch neue Maßstäbe", schrieb das Konkurrenzblatt "Power Play". Leider waren die Hardwareanforderungen zu dieser Zeit ebenfalls ziemlich hoch. Onkelchen, der als Kind gerne Pilot werden wollte, dann eine Brille verpasst bekam und dann diesen Traum begraben musste, versuchte eigentlich jedes Simulationsspiel auszuprobieren, das er in die Finger bekommen konnte. Aber sein PC war damals nicht leistungsfähig genug, um EF2000 spielen zu können. 

Einige Jahre vergingen. Onkelchen setzte seinen ersten Job in den Sand, den zweiten auch, und erst beim dritten funktionierte es einigermaßen. Onkelchen kaufte sich vom ersten Geld einen neuen PC, der mit einer der damals revolutionären 3D-Beschleunigerkarten ausgestattet war. Der Beschleunigerkarte lag zufällig eine CD mit dem Spiel EF2000 bei, ein sogenanntes Bundle. Onkelchen freute sich natürlich über diese kostenlose Zugabe. Aber ach, er schaffte es nicht, das Spiel zum Laufen zu bringen. Er steckte da wirklich viel Zeit rein, aber ohne Erfolg. Stattdessen kaufte er sich etwas später den Nachfolgetitel "F22 Air Dominance Fighter", ebenfalls von DID. Der lief ohne Probleme und war zudem mit ausführlichem Begleitmaterial wie einem mehrere Hundert Seiten dicken Handbuch, einer Tastaturschablone mit den wichtigsten Befehlen und einem weiteren informativen Begleitbuch ausgestattet, das die wichtigsten Militätflugzeuge der Welt vorstellte. Man bekam damals als Flugsimulations-Fan jede Menge Gegenwert für sein Geld.

Die 1990er-Jahre waren insgesamt das goldene Zeitalter für PC-Flugsimulationen mit militärischem Charakter. Einen großen Anteil daran hatte der Golfkrieg von 1991. In der Berichterstattung von CNN & Co. wurde die damals aktuelle miltärische Hardware ausgesprochen prominent dargestellt, der anscheinend schnelle Sieg der US-geführten Koalition (die Spätfolgen vermochte damals noch niemand zu ahnen) machte die Flugzeuge aus US-amerikanischer Produktion cool. Außerdem waren die PCs in dieser Zeit leistungsfähig genug geworden, um zumindest einige Aspekte von militärischen Kampfflugzeugen akkurat zu simulieren.

EF2000 überzeugte damals nicht nur durch das Flugmodell (also das simulierte Flugverhalten, offenbar hatte DID sehr gute Kontakte zu den Testpiloten der Royal Air Force), sondern auch durch das Setting in Nordeuropa und nicht zuletzt durch seine sogenannte dynamische Kampagne. Kurz gesagt, bedeutet das, dass der virtuelle Pilot nicht einfach eine Reihe vorgegebener Aufträge fliegen muss, sondern dass im Hintergrund tatsächlich Kampfhandlungen simuliert werden und die Leistungen des Spielers Einfluss auf den Verlauf dieses Kriegsgeschehens haben. Simpel gesagt: Zerstörtder Pilot im Rahmen eines Auftrags eine Brücke, dann hindert er die virtuellen gegnerischen Streitkräfte am Vormarsch und beeinflusst damit den Kampfverlauf für seine Seite günstig. Gelingt es ihm dagegen nicht, die Brücke zu zerstören, dann ist der Gegner im Vorteil. Diese Spielintelligenz war damals etwas Neues und sorgte für zusätzliche Motivation.

Die Nachwirkung von EF2000 war damals nicht so groß, wie die zeitgenössischen Spieletester vermuteten. Als es erschien, lief das Spiel unter DOS. Im selben Jahr erschien jedoch Windows 95 und etablierte damit Windows als Betriebssystemumgebung auch für Computerspiele. DID schobn zwar schnell eine Windows-Version nach und später noch eine weitere, die in der Lage war, die damals neuen Grafik-Beschleunigerkarten auszunutzen. Diese Vielfalt unterschiedlicher Versionen erschwerte aber den Spielefans die Orientierung, und zudem war die Version mit der 3dfx-Unterstützung nur in den USA erhältlich. 

Als nun vor ein paar Wochen der Überschallknall der Eurofighter die Fenster erzittern ließ, erinnerte sich Onkelchen wieder an die Eurofighter-Simulation. Er fand mehrere Versionen der Software auf diversen Abandonware-Seiten. Weil es mittlerweile mit DOSBox eine Systemumgebung gibt, mit der man Spiele aus dem DOS-Zeitalter auch auf modernen Rechnern zum Laufen bringen kann, war es diesmal kein Problem, den Titel zum Laufen zu bringen. Auch deshalb, weil sehr fleißige Enthusiasten einen sogenannten "Wrapper" namens "EF2000 Reloaded" entwickelt haben, der die passende DOSBox-Version gleich mitbringt und der es zudem erlaubt, die wichtigen Einstellungen (Grafikauflösung, Steuergerät, etc.) bequem vorzunehmen. Die Grafik, seinerzeit noch hoch gepriesen, wirkt heutzutage allerdings sehr simpel und sehr abstrakt. Aber EF2000 funktioniert bei Onkelchen. Fast 30 Jahre nach Erscheinen.