Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Donnerstag, 25. Juni 2015

Ganz geheime Geschichten

Irgendjemand hat mal gesagt, Kanada sei ein Land mit einem Zuwenig an Geschichte aber mit viel zuviel Geografie. Nun gut, die Ureinwohner dürften das ein bisschen anders sehen, aber aus Sicht der Europäer lassen wir das Zitat einfach mal so stehen. Dieser Mangel an Geschichte ist auch das Einzige, was Onkelchen ein bisschen nervt. Er liebt es zwar, mit Tante Dilein durch die Weiten der kanadischen Wildnis zu fahren, aber - hach, so eine Burgruine oder ein kleines barockes Wallfahrtskirchlein, das über dem Tale thront, das wäre doch was! Es gibt nicht viel Schöneres, als durch Kanada zu cruisen, während Country-Musik aus dem Radio perlt, aber ihr hättet Onkelchen vor elf Jahren sehen sollen, als er die Gelegenheit hatte, über die Akropolis zu streunern! Oder vor zwei Jahren über das Forum Romanum! Derartige Stätten sind nun mal in Kanada eher dünn gesät.

Gestern nun verschlug es Onkelchen und Tante Dilein in das kleine Dorf Keremeos. Der Name des Dorfes klingt zwar irgendwie griechisch (unser Altsprachler wollte gleich wieder Parallelen zum "Kerameikos" in Athen herstellen), ist aber wohl indianischen Ursprungs und bedeutet laut Wikpedia "der Ort, an dem sich die Winde treffen". Die beiden sind wirklich total zufällig an dem Treffpunkt der Winde aufcgeschlagen. Zunächst wollte Onkelchen unbedingt eine (na ja, nicht ganz so) geheime kanadische Forschungseinrichtung besuchen. Die ist so geheim, dass man dort unbedingt das Handy ausschalten muss, da sonst die empfindlichen Forschungsgeräte gestört werden. Deswegen konnte Onkelchen keine Bilder von der (na ja, nicht so ganz) geheimen Einrichtung schießen. Deswegen gibt es vorerst nur das folgende, ziemlich magere Fotodokument (glücklicherweise hatte Tante Dilein auch noch ihren altmodischen analogen Fotoapparat dabei und konnte Insider-Bilder der Einrichtung machen, aber die müssen erst noch entwickelt werden.)


Nach der Besichtigung der Forschungseinrichtung schlug Tante Dilein vor, einfach der Straße weiter zu folgen. Das tat Onkelchen folgsam, er fand sogar eine verlassene Tankstelle, weil das Benzin knapp zu werden drohte, und fuhr dann weiter an ein paar einsamen Seen vorbei, bis er zu dem Dorf Keremeos kan. Ein einsamer Flecken in einer entlegenen Gegend. Onkelchen hätte sich kaum gewundert, wenn Winnetou um die Ecke gebogen wäre und ihm die Blutsbruderschaft angeboten hätte. Tatsächlich gibt es dort noch viel Indianerland. Schließlich gelangten sie zum modernsten Gebäude des Dorfes.


Diese alte Mühle wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem verschrobenen Engländer errichtet, der nach British Columbia ausgewandert war. Er soll zwei Indianermädchen geheiratet haben (die Geschichte schweigt sich aus, ob das nacheinander oder parallel der Fall war) und die Gegend mit Mehl versorgt haben. Leider gab es bald leistungsfähigere Mühlen in der Gegend, und der besagte verschrobene Engländer kehrte wieder in die Heimat zurück. Die Wassermühle steht indes immer noch und ist inzwischen ein kleiner Anzeihungspunkt für Mühlenfreunde. In dem kleinen General Store, den der Engländer außerdem betrieb, ist eine Teestube eingerichtet, in der man kleine Mahlzeiten gereicht bekommt (Tante Dilein wollte von der Köchin sofort das Rezept für die Salatsoße haben, diese ließ sich aber nur entlocken, dass die Vinaigrette Bestandteile von Erdbeeren und Thymian enthielt). An der Kasse stand ein wohlgeformtes blondes Mädel, das deutsche Vorfahren hatte. Sie sagte, einige ihrer Ahnen seien aus Bielefeld gekommen. Onkelchen hätte ihr darauf gerne gesagt, dass ihm das sofort klar gewesen sei, denn Bielefeld gebe es bekanntlich gar nicht, und deswegen könne das blonde Mädel nicht von dieser Welt sein. Dafür reichte aber sein Englisch nicht aus. Er lächelte halt. War wohl besser so.

Zum Mühlengelände gehört ein Garten, und wie es der Zufall so wollte, gastierte dort just an diesem Nachmittag ein gemischtes Folk-Musikduo mit dem Namen "Vazzy", das aus einer leicht gealterten frankokanadischen Elfe und einem Herren bestand, der wie ein Amish mit Hawaiihemd aussah. Beide hatten es sich zum Ziele gesetzt, dem überschaubaren Publikum (das auf Decken und Campingstühlen Platz nahm) die Weisen der französischen Ureinwanderer zu Gehör zu bringen. Onkelchens Schulfranzösisch reichte leider nicht aus, die schlüpfrigeren Details der zum Teil recht deftigen Lieder zu verstehen. Glücklicherweise erklärte das Duo vor den einzelnen Stücken zumindest umrisshaft, worum es ging. Dadurch zog sich das Konzert zwar etwas in die Länge, aber Platz unter der großen alten Kastanie war so schön und schattig, dass man sich gut in eine andere Zeit und Realität wegträumen konnte. Die Notwendigkeit, sich mit anderen kanadischen Freizeitbeschäftigungen abzugeben (wie etwa den Penticton-Kanal in alten Reifen herunterzufahren), war somit nicht mehr gegeben. 
 
 

In der Nähe des heutigen Dörfchens Keremeos soll sich übrigens noch so etwas wie ein Schatz befinden, der sogenannte "Spanish Mound". Dabei soll es sich um den Grabhügel eines Trupps von spanischen Soldaten handeln, der irgendwann im 18. Jahrhundert von  den Indianern massakriert worden war. Die Indianer hatten sich damit nur revanchiert, da die Spanier im Jahr zuvor einige der Eingeborenen gefangengenommen hatten, als sie schon mal durch die Gegend gezogen waren. Als sie umkehren mussten und wieder durch das Tal von Keremeos kamen, wurden die Senores bis auf den letzten Mann niedergemacht. Wo dieser geheimnisvolle Grabhügel liegen soll, weiß niemand  genau. Es ist aber wohl Tatsache, dass bei Tauschgeschäften der hiesigen Indianer immer wieder mal spanische Relikte aus jener Zeit gehandelt wurden. Ob es das Grab der spanischen Soldaten aber tatsächlich gibt oder es sich nur eine Sage handelt, weiß niemand genau. Vielleicht muss Onkelchen "Indiana Jones" da noch mal herkommen. 


 

 
 

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