Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Mittwoch, 28. August 2013

Paige aus Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch und noch ein paar andere Sachen



Hallo, Onkelchen. Es ist mal wieder Zeit für ein Interview.

Ach du meine Güte. Was willst du denn diesmal wissen?

Ach, da gibt es so einiges. Zum Beispiel, was die Irland-Reise von Dir und Tante Dilein betrifft. Da gibt es noch ein paar ungeklärte Fragen.


Welche denn?

Naja, lass uns mal mit deinem ersten Eintrag in dein Reisetagebuch beginnen. Dort heißt es: „In der Cafeteria des James Pringle Weaver Shops von Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch arbeitet ein hübsches junges Mädchen namens Paige.“


Na und? Ich dachte, das könnte ein guter Romananfang sein.

Dieser Satz ergibt keinen Sinn. Warst du high?


Ganz und gar nicht. Es ist alles so, wie es da steht. In Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch (das ist ein Ort in Wales, den es wirklich gibt, siehe hier - wir haben auf dem Weg nach Irland dort Station gemacht) gibt es einen James Pringle Weavers Shop. Das ist so eine Touristenfalle, wie es sie an manchen touristisch interessanten Punkten Großbritanniens gibt. Man kann dort vor allem Wollklamotten, Strickpullover und Socken kaufen, aber auch alle möglichen Arten von Reiseandenken. Sogar Golfausrüstungen. Und dieser Shop hat eine Cafeteria, wo man zum Beispiel ganz leckere Scones erstehen und Tee trinken kann. Und dort sah ich ein hübsches Mädel, auf deren Namensschild der Name „Paige“ eingraviert war. Sie räumte gerade die Tische ab und hatte ein nettes Lächeln.



Ooooh. Blond oder dunkel?


Dunkel. Ich nehme aber an, dass es eine Schülerin oder Studentin war, die sich mit dem Job über die Ferienzeit ein bisschen Geld hinzuverdiente. Deswegen kann es sein, dass du sie nicht triffst, wenn du zufällig in Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch vorbeischauen solltest.

Aha. Abgesehen davon war deine Irland-Reise also nicht sehr erfreulich?


Warum das denn?

Weil das der einzige Eintrag in dein Reisetagebuch war.


Wahrscheinlich war ich nur zu faul, weitere Einträge zu machen. Kennst mich doch.

In der Tat. Du hast mir relativ eindeutige Sachen über andere Unannehmlichkeiten in Irland erzählt. Hohe Preise, mangelnder Service – und wie war das mit dem Auftritt, den du da in Irland hattest? Tante Dilein hatte sich darüber ausgelassen.


Oh, jetzt wird’s kompliziert.

Ich höre.


Zunächst mal glaube ich, dass diese Art der Reise – eine Gruppenreise im Bus – vielleicht doch nicht ganz das Richtige für uns beide war: Wenn man eigentlich Land und Leute kennenlernen will, ist es vielleicht nicht ganz das Richtige, in Gegenden rumzukurven, in denen lauter Busse unterwegs sind, die ebenfalls voller Deutscher sind. In so einer Gruppe muss man sich leider auch anpassen. Und das ist für einen Menschen nicht ganz einfach, der einen 7,5 Tonnen schweren asiatischen Elefantenbullen zum Freund hat. Aber einige Sachen stimmen tatsächlich: An einigen touristischen Orten sind die Preise für ein Bier oder für ein ganz simples Essen in einem ganz ordinären Pub wirklich absurd hoch. Und irgendwann siehst du nur noch grün, als hätte man Dir einen Grünfilter vors Gesicht geschoben. Last but not least stellt sich dann der Effekt ein, dass im Reiseführer lauter Orte beschrieben sind, die um Längen interessanter sind als das, was der Reiseleiter gerade erklärt. Die gesamte Reise litt an einem Zuviel an grüner Landschaft und einem Zuwenig an interessanten Bauwerken und archäologischen Stätten. Irland verhält sich in dieser Beziehung also genau umgekehrt proportional zu Rom. Zumindest was unsere Reiseoute betraf.

Aha. Aber da gab es auch noch diesen Auftritt…


Ich rede nicht so gern darüber.

Ach bitte!


Na gut. Unser Reiseleiter Kurt D. hat mir da einen Streich gespielt. Es war am dritten Tag nach unserer Ankunft in Irland, wir hatten gerade den Giant’s Causeway hinter uns gebracht und zockelten an der nordirischen Küste entlang in Richtung Londonderry. Der Reiseleiter hatte eine CD mit irischen Folkballaden eingelegt. Das dritte Lied erkannte ich sofort, es war „Fields of Athenry“. Und ich sang mit. Genauso wie ich im Auto immer singe.

Ja, ich weiß. Da zerspringt immer dein Autofenster.


Korrekt. Kurz darauf machten wir einen Toilettenstop, und der Reiseleiter fragte mich, ob ich nicht vorher schon mal in Irland gewesen sei. Was ich verneinte.

Ach was!


Auf jeden Fall fuhren wir dann nach Londonderry und dann weiter nach Stranorlar in der Grafschaft Donegal, wo unser Hotel war. Ein wirklich tolles Hotel namens „Kee’s“ übrigens. Die Zimmer waren zwar klein, aber das Haus hatte Atmosphäre und die Leute dort waren wirklich nett. Nach dem Abendessen hatte ich schon ein Bier intus und wir wackelten rüber an die Hotelbar, wo für den Abend Irish Folk and Dance angekündigt war. Wir waren gespannt. Da waren junge Mädels, die im Stil von Riverdance tanzten und ein Folk-Barde, der auf der Gitarre irische Weisen sang. Alles wirklich ganz nett. Dann aber unterbrach der besagte Folk-Barde seinen Vortrag und sagte sinngemäß, im Raum befinde sich ein junger Freund aus Deutschland, der den Anwesenden doch sicherlich das schöne Lied „Fields of Athenry“ vortragen würde. 
Und dabei zeigte er auf mich.

Ach du … ! Woher wusste er das denn?


Wie gesagt, der Reiseleiter hat mir da einen Streich gespielt. Er hatte es dem Hotelbesitzer gesteckt. Ich weiß gar nicht mehr genau, was ich in diesem Moment dachte. Ich muss total rot angelaufen sein. Und natürlich kam ich aus dieser Nummer nicht mehr raus. Ich schlich also rüber, dorthin, wo der weißhaarige Barde sein Mikro und seine Anlage aufgebaut hatte. Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich überhaupt eine Liedzeile rauskriegen würde. Aber irgendwie hielt ich mich am Mikrofon fest, der Barde begleitete mich auf der Klampfe, und meine Knie zitterten.

Faszinierend.


Du darfst nicht vergessen, dass es für mich das erste Mal war, dass ich überhaupt solo vor Publikum in ein Mikro sang. Bei der ersten Strophe musste ich textlich noch ein bisschen schummeln, beim Refrain war ich mir dagegen schon sicherer, da sangen schon alle mit! Und die zweite und dritte Strophe kamen dann einfach Zeile für Zeile. Und am Ende muss es wohl ziemlich gut gewesen sein. Die Dame an der Bar brachte mir hinterher sogar einen sehr gut eingeschenkten Whisky von Leo (dem Hotelbesitzer) und sagte, es sei „very good“ gewesen. Der Hotelbesitzer fragte mich am folgenden Abend, ob ich nicht nochmal singen wollte.

Und hast du?


Nein. Weil – irgendwie war es schon toll, aber es wäre nicht dasselbe gewesen.

Dir scheint aber dieser Irish Folk irgendwann mal etwas über geworden zu sein.


Ja, das hat auch ein bisschen damit zu tun, dass man an fast allen Touristenorten damit beschallt wird. Und auch wenn man Irish Folk generell mag, gibt es halt Lieder, die einem besser und solche, die einem weniger gut gefallen. Das ist bei jeder Art von Musik so.   

Klar. Aber du bist mit Tante Dilein am letzten Abend in eine Musikkneipe gezogen.


Ja, das war toll. Wir waren am letzten Tag noch einmal in Dublin und obwohl wir wussten, dass wir am nächsten Morgen früh raus müssen, sind Tante Dilein und ich mit dem Doppeldeckerbus in die Stadt gefahren. Das Hotel lag ziemlich außerhalb, und da mussten wir erst mal nachfragen, wo wir eine Bushaltestelle finden. Wir haben also das Abendessen ausgelassen und sind reingefahren. Wir landeten im Temple Bar-Bezirk, dem Künstlerviertel von Dublin, und Tante Dilein schleppte mich dann in eine Kneipe, aus der Musik kam, die ihr gefiel. Es war ausgerechnet die Temple Bar, also der Laden, der dem ganzen Viertel den Namen gegeben hatte. Und da waren also drei Jungs zugange, die so klassische Popsongs drauf hatten. American Pie, Country Roads und solche Sachen. Alles aber ein bisschen roh, mit zwei Gitarren und einer Geige. Und in den Liedern, in denen keine Geige vorgesehen war, kümmerte sich der Geigenmann um die Percussion, indem er auf die Kiste klopfte, auf der er saß!



Die Bude war voll, wir schoben uns Stückchen für Stückchen weiter rein, ich holte mir ein Kilkenny, Dilein trank ein Cider Shanty (auf Deutsch würde man wohl Apfelmost-Schorle sagen). Später orderten wir noch exzellente Thunfisch-Sandwiches. Als die Jungs aufgehört hatten zu spielen, gingen wir dann. Wir holten uns aber noch ein paar gefüllte Brötchen bei einem Argentinier, bevor wir zum Bus gingen und wieder zum Hotel rausfuhren.



Woher wusstest du, dass der Typ Argentinier war?


(grinst) Ich hab ihn gefragt. Ich hatte aber auch einen Anhaltspunkt: Über seinen Kühlschrank hing unübersehbar eine argentinische Flagge. Und auf der Flagge klebte ein Bild von „D10s“ Maradona. Das war also nicht schwer zu raten.

Warum habe ich nur das Gefühl, dass es bei Dir immer um Fußball geht?

Ja, warum nur?       

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