Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Mittwoch, 7. Juli 2010

WM-Blog: Serrano-Schinken zum Frühstück

Wer diesen Blog von Beginn der WM an gelesen hat, könnte möglicherweise der Meinung sein, dass wir (die Verfasser) der deutschen Nationalmannschaft den immerhin noch möglichen vierten Stern nicht gönnen beziehungsweise sie und ihre Chancen herunterschreiben, wo es nur geht. Nichts liegt uns ferner! Natürlich wäre ein Vorrunden-Aus tatsächlich eine geeignete Startrampe gewesen, um Nivea-Jogi Löws Kopf zu fordern und sich für einen Trainer-Schrat wie Peter Neururer (Onkelchen sagt, er hat eine Schwäche für schratige Trainer) stark zu machen.

Den Begriff "schratiger Trainer" zu definieren, ist nicht ganz leicht. Vielleicht kann eine Analogie hier helfen: Ein schratiger Trainer sollte bestenfalls als Werbe-Ikone für Bier geeignet sein, keinesfalls für Körperpflege-Produkte oder Investmentfonds. Ein Trainer vom alten Schlag halt, kauzig, vielleicht auch wortkarg, aber ein Philosoph des grünen Rasens. Einer, der ohne einen Stab von Medienberatern auskommt. Einer, bei dem die Vorstellung nicht völlig abwegig ist, dass er in der Vereinsgaststätte mit den Treuesten der Treuen eine Rund Skat klopft.

Manche schratigen Trainer sind leider Alkoholiker und Kettenraucher gewesen, gottseidank nicht alle (Legendär ist zum Beispiel Happels Ausspruch "Burschen, sauft's weiter", als bei einer seiner Trainerstationen ein Team der Trinker ein Trainingsspiel gegen die Abstinenzler gewann). Zwingend erforderlich für einen schratigen Trainer ist allerdings, dass er in der Vereinsgaststätte nicht wie ein Fremdkörper wirkt (und ich meine Vereinsgaststätten, wie man sie noch in den achtziger Jahren kannte). Ein schratiger Trainer kann daher kein Totalabstinenzler sein.

Dazu kommt ein gewisser Hang zur Konditionsbolzerei, was aber nicht heißt, dass der schratige Trainer den feineren Aspekten des Fußballspiels gänzlich abhold sein muss. Bereitschaft zur Improvisation und auch zu ungewöhnlichen Taktiken ("Mach et, Otze!") sowie eine gewisse Medienresistenz und die Fähigkeit zu knackigen One-Linern (wie sagte Peter Neururer, als er - glaube ich - Schalke trainierte, die damals das Image einer Fahrstuhlmannschaft hatten: "Gegen den FC Bayern werden wir nicht hoch gewinnen") machen den Trainer-Schrat perfekt.

Der bereits genannte Peter Neururer wäre wie gesagt eine aktuelle Idealbesetzung für dieses Profil, alternativ fallen mir aus der Geschichte noch Namen wie Fiffi Kronsbein, Branko Zebec, Aleksandar Ristic, Rolf Schafstall, Kuno Klötzer, Klaus Toppmöller oder auch Ernst Happel ein (wobei Ernst Happel eher dem Weine und nicht dem Biere zugeneigt war). Man möge mir verzeihen, dass diese Liste leicht HSV-nostalgielastig ist, aber auch der späte Lattek und ganz gewiss auch Christoph Daum, eventuell auch Daums zeitweiliger Vertreter Erich Rutemöller erfüllen zumindest in Teilen das Anforderungsprofil. Früher fand man schratige Trainer in allen Bereichen der Bundesliga, heute leider eher in den unteren Regionen.

Jogi Löw ist leider kein Trainer-Schrat, er ist ein vorbildlicher Übungsleiter, dem ich - und das möchte ich hier betonen - den WM-Titel gönne. So wie dem ganzen Team. Es ist nur der reine Aberglaube, der mich dazu zwingt, das deutsche Team und dessen Chancen so weit in den Keller zu schreiben, wie es nur geht.

Es ist eine Erfahrung aus meinem beruflichen Leben: Wenn man glaubt, man säße fest im Sattel, man hätte seine Position gefunden, es könne einen nichts mehr überraschen, dann schickt einem plötzlich das Leben eine Grätsche, und man küsst die Grasnarbe. Und insofern möchte ich selbst den Mahner geben, der mit seinen Kassandrarufen den Turnier-GAU herbeiunkt, um dann um so mehr überrascht zu sein ob der überzeugenden Auftritte des deutschen Teams.

Bei aller Freude über das bisherige Turnier ist das spanische Team vermutlich doch der härteste Brocken, den es bei dieser WM gibt, und Schweinsteiger, Löw & Co. werden hoffentlich ganz genau wissen, wie sie die rote Flut stoppen können. Denn keine andere Mannschaft versteht es so gut, durch das Kurzpassspiel im Mittelfeld (es gibt Leute, die das Ganze ehrfurchtsvoll Tiki-Taka nennen, aber ich nenne es Ballgeschiebe) das Spiel zu verschleppen, bis sich dann entweder aufgrund der Langeweile, die sich auf seiten des Gegners einstellt, oder aufgrund eines Geistesblitzes von Villa oder Torres dann doch eine gefährliche Situation ergibt. Unsere Jungs haben das im EM-Finale 2008 erlebt: Aufgrund der Ballsicherheit der Spanier ist es sehr schwer für den Gegner, gegen die Furia Roja ins Spiel zu finden. Es wird also ein hartes Stück Arbeit. Sie haben aber auch Schwächen. Diego Maradona sagte nach der Auftaktniederlage der Spanier gegen die Schweiz sinngemäß: "Wenn die Tore an den Seitenlinien stünden, hätten sie 10-1 gewonnen!" Das heißt übersetzt: Ballbesitz allein ist kein Erfolgsgarant.

Um unsere Jungs zu unterstützen, habe ich deshalb heute morgen spanischen Serrano-Schinken verdrückt (lecker) und ich werde das Ritual einhalten, das ich bisher vor jedem der KO-Spiele des deutschen Teams eingehalten habe. Am Nachmittag gibt es mindestens eine Folge "Fawlty Towers" von der DVD (das habe ich vor dem England-Spiel gemacht, weil ich so ein schlechtes Gefühl hatte und dringend Lachmuskeltraining brauchte) und dann schaue ich mir das Spiel im Trikot des GEGNERS an. Das hat folgenden Sinn: Ich will meine eigenen negativen Emotionen auf den Gegner übertragen. Bis jetzt hat es gut funktioniert. Ich muss mir heute also unbedingt noch ein Spanien-Trikot besorgen. Das ist auch der Grund, warum ich mich des Public-Viewing-Unsinns enthalte. Man stelle sich vor, ich wäre im Argentinien-Trikot zum Gruppenguck gelatscht - das hätte Prügel gegeben! Also in diesem Sinne: Ich wünsche uns allen heute abend ein gutes Spiel und seid nicht zu enttäuscht, falls es nicht klappen sollte!

In diesem Fall dürfen wir nämlich im Spiel um Platz 3 den alten Klassiker Deutschland - Uruguay (das war schon 1970 das "kleine Finale") wieder aufwärmen. Das ging damals 1-0 für die unsern aus, Torschütze war damals der kölsche Jung Overath. Vielleicht trifft ja diesmal Poldi (auch ein Kölner).

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