Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Freitag, 9. Juli 2010

WM-Blog: Manndeckung gegen Spanien!

Die deutsche Nationalmannschaft konnte es nicht - nun steht Holland vor der schwierigen Aufgabe, die momentan wieder scheinbar unbezwingbaren Iberer zu besiegen. Das Kraken-Orakel ist sich zwar sicher, dass Deutschland den dritten Platz holt und Spanien den Cup erringt. (Sogar die spanische Presse nimmt davon Notiz! In Spanien wurde das Endspiel-Orakel sogar live übertragen und die spanischen Beobachter sangen "Campeones, Campeones", als sei das Finale schon gespielt!)

Damit scheint alles geklärt. Aber soll man wirklich einem glitschigen Kopffüßer die Entscheidung darüber überlassen, wer die Weltmeisterschaft gewinnt? Auch wenn der Oberhauser Krake während der WM 2010 mit seinen Tipps immer richtig lag - wenn man die ganze Sache mit dem Kraken-Orakel zu ernst nimmt, braucht man zum Spiel gar nicht mehr anzutreten. Das würde zunächst einmal sehr viel Geld sparen. Man braucht keine Stadien mehr, auch keine Verkehrsinfrastruktur: Es reicht einfach, sich alle vier Jahre vor dem Aquarium des Oberhauser Kraken zu versammeln - auch wenn es in vier Jahren nicht mehr Paul sein wird, denn Kraken haben nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von drei Jahren.

Vielleicht hat ja das deutsche Team vor zwei Tagen die Vorhersage des Kopffüßers zu ernst genommen, denn manche Prophezeiungen tendieren einfach dazu, sich selbst zu erfüllen. Gerade wenn das Selbstbewusstsein vor einem Duell mit einem Gegner, der keine offensichtlichen Schwächen aufzeigt, nicht allzu ausgeprägt ist, wischt manch einer die "Vorhersage" nicht einfach beiseite, sondern das Omen frisst sich im Hinterkopf möglicherweise fest und nagt. Ich hoffe, dass es den Holländern übermorgen am Sonntag nicht so ergeht!

Aber wie soll man die Spanier knacken? Der Schlüssel zum Erfolg der Spanier ist neben der guten Balltechnik vor allem das herausragende Positionsspiel. Es macht die Räume für den Gegner eng und schafft Anspielstationen für Pässe. Das als Tiki-Taka gelobte Kurzpassspiel halte ich persönlich eher für faulen Zauber, weil es eigentlich kaum Raumgewinn schafft.
Es hat allerdings den Zweck, den Gegner zu ermüden und den Ballbesitz zu erhalten. Ist der Gegner erst einmal müde gespielt, erwachsen für die Spanier schließlich Chancen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieser Taktik entgegenzutreten: Die eine lautet, einen Bus vor das Tor zu stellen. Das heißt: Alle Mann verteidigen, wenn es sein muss, alle auf der Torlinie. Das hat mehr oder weniger die Schweiz getan.

Die zweite Option wäre aus meiner Sicht die konsequente Manndeckung im Mittelfeld. Dass die Spanier dort gut besetzt sind, muss gar nicht mehr erwähnt werden. Das ist Allgemeingut. Aber diese Variante ist offenbar nicht mehr salonfähig. Das deutsche Team, das die Manndeckung länger als jede andere Mannschaft praktizierte (vielleicht mit Ausnahme der Griechen), griff gegen Spanien jedenfalls nicht zu diesem Mittel. Warum eigentlich?

Die Manndeckung ist eines von mehreren Werkzeugen, die sich im taktischen Instrumentarium von Fußballtrainern befinden. Sie wird von Spitzenmannschaften vor allem deswegen kaum mehr praktiziert, weil die Manndeckung das Umschalten von Abwehr auf Angriff erschwert. Nehmen wir an, ein rechter Verteidiger wird einem bestimmten Stürmer zugeordnet, der normalerweise auf dem linken Flügel seiner Mannschaft agiert. Um seinem direkten Gegenspieler zu entgehen, weicht der genannte Flügelstürmer in die Mitte oder auf seinen rechten Flügel aus (unser rechter Verteidiger wird somit gezwungen, seinem Gegenspieler zu folgen und ist nun auf "seinem" linken Flügel zu finden). Erobert nun die bisher verteidigende Mannschaft den Ball, dann findet der ballführende Spieler seinen Kameraden nicht mehr dort, wo er ihn erwartet, denn er ist ja seinem Gegenüber auf jenen Flügel gefolgt, auf den er gar nicht hingehört.

Dieser Nachteil der Manndeckung ist leicht einzusehen. Wenn es aber darum geht (und das muss gegen eine Mannschaft wie Spanien absolute Priorität haben), sie nicht zu ihrem Kurzpassspiel kommen zu lassen, dann gibt es kaum eine Alternative, als jedem spanischen Spieler auf den Füßen zu stehen. Auf diese Weise entfallen für die ballführenden Spieler der Spanier die möglichen Anspielstationen, sie müssen weitere Wege gehen und die Ordnung im Mittelfeld könnte dadurch aufgebrochen werden. In das Spiel kommt mehr Bewegung. Verfügt man vielleicht noch über schnelle Flügelspieler, dann sind durchaus auch Torchancen möglich.

Ich weiß nicht, ob diese Vorgehensweise jemals in der Praxis erwogen wurde. Fußball-Feingeister wie die Autoren der "Süddeutschen Zeitung" werden sich hier vermutlich schütteln, aber die verurteilen ja jede Aktion sofort als mittelalterlich oder als Gerumpel, wenn es um die Defensive geht. Da heißt es dann schon mal, Podolski habe "als mittelalterlicher Libero" gegen Ramos gerettet. Soll er es denn gar nicht tun, soll er lieber das Gegentor zulassen? Die Manndeckung hat gerade dann ihre Berechtigung, wenn man gegen ein Team antritt, das spielerisch-technisch als überlegen gilt. Auf dieses Werkzeug von vornherein zu verzichten, ja, es komplett aus dem taktischen Werkzeugkasten zu verbannen, ist ein bisschen arrogant. Wenn man eine absolute Dominanz der Spanier verhindern will, könnte sie durchaus ein wertvolles Mittel zum Zweck sein.

Mal sehen, ob die Holländer da weniger dogmatisch sind als Jogi Löw. Sie bezeichnen ihren Stil laut Nigel de Jong ja inzwischen als "deutscher als die Deutschen". Das kann zu Hoffnung Anlass geben...

Nachtrag: Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine. Siehe diesen Spiegel-Forenbeitrag: Guckst du!

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