Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 30. Januar 2011

Weltmusik - angestrengt und putzig

Musik ist was Wunderbares. Das gilt ganz besonders für Musik aus anderen Kulturkreisen. Denn wenn wir ein Lied aus fremden Ländern hören, etwa aus Afrika oder aus Lateinamerika, dann bekommen wir ab und an schon einen Einblick in die fremde Gefühlswelt vermittelt, auch wenn wir den Text nicht unbedingt verstehen. Das möchte ich jetzt mal vorausschicken, damit mir nicht später etwas Falsches unterstellt wird.

Man kann es mit der Pflege fremdländischen Liedguts aber auch übertreiben. Gerade bei Schulchören und sogenannten "jungen" Chören (die ironischerweise mitunter aus Hausfrauen bestehen, die ein Hobby brauchen, weil die Kinder aus dem Haus sind und ihnen die Decke auf den Kopf fällt) ist das der Fall. Das Ergebnis ist dann stets der Wir-sind-der-Schulchor-des-Hölderlin-Gymnasiums-und-wir-haben-mehr-Rhythmusgefühl-als-ganz-Brasilien-Effekt. Vielleicht wissen Sie, was ich meine. Brave deutsche Schüler (und -innen) strengen sich ungemein an, damit die fremde Musik auch wirklich authentisch klingt. Und so klingt sie denn auch: Angestrengt.

Das dachte sich zumindest Onkelchen, als er heute mit Tante Dilein ein Konzert in der Heidenheimer Christuskirche besuchte. Heidenheim an der Brenz, Eingeweihte wissen es, ist ein Ort, wo die Menschen eine Sprache sprechen, die man schon im Nachbardorf nicht mehr versteht. Um diesem Ort ein wenig Weltläufigkeit zu verschaffen, wurde nun der dortige Schulchor, nun ich möchte nicht sagen gezwungen, aber doch mit sanfter Gewalt verdonnert, zunächst eine Gospel-Messe (wen's genau interessiert, von Robert Ray) zu singen und dann zusammen mit der chilenischen Künstlerin Veronica Gonzalez und landestypischen Musikern geistliche Gesänge aus Lateinamerika darzubieten.

Nun muss man wissen, dass Veronica Gonzalez eine sehr beeindruckende Künstlerin ist und die größtenteils zahnspangenbewehrten Mädchen und Jungen ihr Bestes gaben (wir dürfen sicher sein, dass wir einige von ihnen bei Dieter Bohlen wiedersehen werden), aber eine gewisse Bravheit war den jungen Menschen von der rauhen Ostalb doch anzumerken. Sie sangen sicher richtig, stellenweise sogar wirklich gut, aber es klang angestrengt.

Das muss niemanden wundern: Nehmen wir mal Tante Dilein als Beispiel. Tante Dilein singt super. Sie singt so gut, dass Onkelchen ihr manchmal vor lauter Neid eine Kopfnuss geben möchte, wenn sie einen Ton zum Leuchten bringt, bei dem er höchstens knödeln kann. Aber Tante Dilein ist halt vom Körperbau und Stimmapparat nicht unbedingt zum Gospel-Gesang und schon gar nicht für Latino-Rhythmen prädestiniert. Tante Dileins Welt wären da schon eher stabgereimte Walküren-Hits in Bayreuth, komplett mit Lanze und Flügelhelm. Auch bei Bach-Kantaten klingt sie nicht unangenehm. Aber einen Shakira-Song würde ihr keiner abnehmen.

Genauso ist es einfach bei vielen jüngeren und älteren Chören, die meinen - oder deren Chorleiter meinen -, dass sie nun unbedingt Gospels zum Besten geben müssen, obwohl ihnen der Soul in der Stimme fehlt. Dabei strengen sie sich dann oft so sehr an, als müssten sie Roberta Flack oder Aretha Franklin in Grund und Boden singen. Es passt halt leider so gar nicht. Der Stimmapparat und Körperbau sowie auch die Sprachbeherrschung prädestinieren sie halt eher für mitteleuropäisches Musikgut, und das ist ja gar nicht mal schlecht, da gibt's ja wahnsinnig viel Auswahl. Das kommt dann auch authentisch rüber. Natürlich darf man auch mal in andere musikalische Welten hineinriechen. Man darf sich dann aber nicht wundern, wenn es ab und an so rüberkommt, wie wenn ein Schwabe versucht, eine Büttenrede "op Kölsch" zu halten. Putzig eben.

Man muss es aber mit der Authentizität auch nicht übertreiben, so wie Onkelchen, der allen Ernstes angefangen hat, das Landser-Liedgut aus dem Zweiten Weltkrieg musikwissenschaftlich aufzuarbeiten. Sein Traum wäre, die der drohenden Vergessenheit anheimfallenden Lieder in einer Kirche von der Mannschaft der "Gorch Fock" aufführen zu lassen. Sein Argument: Irgendwer muss sich ja darum kümmern. Love is a dirty job, but someone has to do it. Gut, dass es zu diesem Konzert mit den zu Recht bald vergessenen Liedern nie kommen wird.

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