Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 2. Januar 2011

Ein Grusical zum Jahresschluss

Immer wenn der Kalender ganz dünn wird, drängt es Tante Dilein, das Onkelchen zu etwas Heiterem anzuregen. Tante Dilein fürchtet nämlich nichts so sehr wie Onkelchens gelegentliche Anfälle von Jahresenddepression. Insbesondere bei den Jahreswechseln von 1999 auf 2000 sowie von 2000 auf 2001 waren diese Anfälle äußerst schlimm. Zudem gab es in der Vergangenheit ein, zwei Jahreswechsel, an denen Onkelchen mit einem drohenden Jobverlust klarzukommen hatte und deshalb nicht allzu fröhlichen Gemüts war.

Nun nahte also auch der Jahreswechsel 2011, und Tante Dilein suchte verzweifelt nach einem Haken, mit dem sie Onkelchen aus dem Jahreswechseltief herausangeln konnte beziehungsweise der ihr erlaubte zu verhindern, dass Onkelchen allzu sehr in das Tief hineinschlitterte. Onkelchen hatte sich zwar zu Weihnachten einen ferngesteuerten Hubschrauber schenken lassen, dieser war aber schon zu oft gegen die Wand gedotzt und brauchte deshalb dringend Ersatzteile - weswegen Onkelchen ungeduldig von einem Bein auf das andere trat und auf den Postmann wartete.

Nun suchte Dilein verzweifelt nach einer Lösung und schlug dem Onkelchen vor, gemeinsam nach Stuttgart ins Musical zu gehen. Glücklicherweise lief in Stuttgart nach langer Pause wieder einmal der "Tanz der Vampire" mit der unsterblichen Bombastrockmusik von Jim Steinman. Zwar hatten Onkelchen und Tante Dilein sich dieses Musical schon insgesamt dreimal angesehen - einmal sogar auf ihrer Hochzeitsreise wenige Wochen nach der Welturaufführung in Wien - aber da Onkelchen sehr auf den Bombastrock des Herrn Steinman steht (der unter anderem Hits wie "Total Eclipse of the Heart" für das Stück vernudelte), schien das doch eine ganz gute Lösung zu sein, um das liebe Onkelchen aufzumuntern.

Es ist ja überdies schon ein wenig ironisch, dass Onkelchen, der ja eigentlich nichts von einem Dark-Gothic-Grufti an sich hat (die sind ja in der Regel sehr dürr und bleich, tragen nichts als Schwarz und rauchen pausenlos, alles Dinge, die auf Onkelchen nun gar nicht zutreffen), ausgerechnet ein Musical mit einem Vampirthema so gerne mag. Das ist ja nun doch eher etwas für die von mir in diesem Blog schon öfter erwähnten halbgaren Teenager, die alle halbe Jahre auf das neueste "Twilight"-Buch abonniert sind. Onkelchen liebt stattdessen einfach die Bombastrockmusik, und die größte Gefahr für das Publikum ist, dass er an den besten Stellen lauthals mitsingt, weil er das Musical schon so gut kennt (er hat sogar ein Songbook zuhause mit den Noten).

Es war - das möchte ich hier einfach mal vorausschicken - grandios: Jan Ammann überzeugte als Vampirgraf Krolock und dürfte mit seiner Erscheinung und seiner voluminösen Stimme so manche Dame dazu gebracht haben, ihn selige Ohnmacht zu fallen - wenn eng geschnürte Korsette und Reifröcke bei den heutigen Damen Mode wären. Allerdings wurde Onkelchen das Gefühl nicht los, dass bei der Silvesteraufführung an einigen Stellen sehr aufs Tempo gedrückt wurde - gerade Sven Prüwer als Professor Abronsius ratterte seinen Part so schnell herunter, dass der gemeine Zuhörer nicht mehr so richtig mitkam. Wahrscheinlich drängte das Management des augenscheinlich schon sehr im Verfalle befindlichen SI-Centrums darauf, dass das Musical-Publikum spätestens um acht aus dem Haus sein musste, um den Gästen der anschließend geplanten Silvestergala nicht auf den Füßen zu stehen. Anders kann man es sich nämlich nicht erklären, dass es trotz stehender Ovationen des begeisterten Musicalpublikums keine Zugabe von seiten der Darstellerriege gab. Bei den bisherigen Musicaldarbietungen, die Onkelchen und Tante Dilein gesehen hatten, war das nämlich üblich.

Und so war auch keine Rede mehr von Silvesterdepression! Onkelchen und Tante Dilein sangen beim Heimfahren vergnügt die schönsten Musicalpassagen - die Tante Dilein nämlich ebenfalls auswenig kann - und zuhause hörten sie sich noch einmal die Gesamtaufnahme an. Dann war es schon zwölf und das alte Jahr vorbei. Und dann guckt Onkelchen, wie es sich gehört, nach vorne!

Ein interessanter Seitenaspekt ist, dass "Tanz der Vampire" in Europa ein unglaublich erfolgreiches Musical ist und gerade an vielen deutschsprachigen Standorten jahrelang lief, während es in New York als teuerster Broadway-Flop in die Geschichte einging. Ein erhellender Artikel zu diesem Thema ist in der englischsprachigen Wikipedia nachzulesen. Onkelchen hält "Tanz der Vampire" für das beste Pop-Musical überhaupt - besser noch als das eher opernhafte "Phantom der Oper", als das enervierende "Cats" und die Rollschuh-Show "Starlight Express". Ein guter Entschluss zum Jahreswechsel also!

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