Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Samstag, 28. Juni 2014

WM-Blog: Wie die Herren Szepan und Kuzorra das Tiki-Taka erfanden

Fußball erhitzt die Gemüter - ganz besonders in WM-Zeiten. Vor allem dann, wenn scheinbar festgefügte Wahrheiten innerhalb weniger Tage über den Haufen geworfen werden. Nicht zuletzt das frühe und spektakuläre Aus der Spanier hat viele echte und selbsternannte Experten dazu bewogen, zu einer Generalabrechnung mit dem Tiki-Taka-Stil der Iberer anzusetzen. Die Ära des grausig langweiligen, von endlosen Ballstaffetten bestimmten Tiki-Taka, so verkündeten sie, sei nunmehr beendet, und sie nickten dazu gravitätisch, grinsten sich aber wahrscheinlich auch ein bisschen ins Fäustchen. Das ist wie nach einem Königsmord im Shakespeare'schen Drama: Ein bisschen Schadenfreude muss erlaubt sein, wenn der einstmals Allmächtige still in seinem Blute liegt. Selbst oder gerade dann, wenn man noch gestern dem (inzwischen toten) König noch unverbrüchliche Treue schwor und ihn in überschwänglichen Hymnen lobte. Der Oberbayer geht an solche Dinge immer mit einem beneidenswerten Pragmatismus heran: Hi is er, a scheene Leich is er, oans, zwoa, gsuffa. Königsmorde muss man feiern.

Aber nicht jeder teilt diese Ansicht. Zu früh werde der Tod des Tiki-Taka verkündet, heißt es in einem Beitrag. Und überhaupt heiße das ja gar nicht Tiki-Taka, der richtige Name für den Stil heiße el toque (die Berührung), und das sei nach wie vor die schwierigste und zugleich edelste Art des Fußballspiels, die nie sterben werde. Spanien habe deswegen verloren, weil man gerade dem Geist dieses wahren el toque untreu geworden sei, weil man das Passspiel nur noch zum Zwecke der Defensive aufgezogen habe.  Und selbst die Deutschen pflegten diesen Stil, zumindest gegen Portugal, und wer etwas anderes zu sehen, zu glauben oder zu schreiben sich traue, der sei ein "Vollidiot". Autsch.

Onkelchen lag ja nach seiner Rückkehr aus Taiwan erst einmal eine Woche mit einer aus Asien mitgebrachten Grippe flach und konnte sich deshalb nicht wie gewohnt in die Fußball-Feuilletondiskussionen einschalten, die im Cyberspace hin und her wogen. Deswegen wundert ihn die Schärfe, mit der hier diskutiert wird. Wenn Deutsche diskutieren, geht es ja immer ums Prinzip. Entweder oder - etwas anderes geht nicht. Onkelchen tendiert dagegen immer mehr zu einem Ausgleich zwischen den Extremen - es scheint, dass seine Asienerfahrungen immer stärker auf seine Persönlichkeit abfärben.

Insofern kann sich Onkelchen gerne auf folgende Formel einlassen: Egal ob das Gebilde nun Tiki-Taka oder el toque heißt, das Ganze ist überaus ansehnlich, wenn es von Spitzenkräften gespielt wird, die dabei den Zug zum Tor nicht vergessen. Ungefähr wie Bach. Wenn aber die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr von Ramsenstrut das "Musikalische Opfer" von Bach zu spielen versucht, beginnt die Kleinteiligkeit des großen Eisenachers bestimmt irgendwann zu nerven. Das Gleiche gilt, wenn das spanische Nationalteam nicht mehr auf der Höhe seiner Kunst steht. Dann ist es gut, wenn in der Gestalt der einstmals spanischen Niederlande und der Chilenen bereits die Rächer auf den Plan treten, die den Dolch im Gewande tragen.

Und überhaupt muss man sich fragen, ob die Wiege des toque oder des Tiki-Taka denn nun wirklich in Spanien bzw. Katalonien stand. Onkelchen vermutet eher, dass die Herren Szepan und Kuzorra als geistige Vorfahren von Xavi und Iniesta gelten können. Denn der Schalker Kreisel der 30er und 40er Jahre war laut Wikipedia "ein Passspiel mit direkten kurzen Pässen (...) Charakteristisch für diese Form des Zusammenspiels war das aktive Freilaufen der nichtballführenden Mitspieler, um dem Ballbesitzenden permanent mehrere Anspielstationen zu bieten und so den Ball förmlich in das Tor des Gegners zu tragen mit dem Ideal, alle Gegner ausgespielt zu haben. Dadurch konnte es allerdings auch geschehen, dass die Schalker bei aller Überlegenheit und Eleganz „vergaßen“, Tore zu schießen, und die Zielstrebigkeit vermissen ließen."

Scheint ganz so, als ob dem Ernst Kuzorra seine Frau mit dem wahren Erfinder dieses Fußball-Spielstils verheiratet gewesen war.

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