Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Montag, 30. Juni 2014

WM-Blog: Warum Deutschland heute verliert

Wer diesen Blog und vor allem Onkelchens messerscharfe Analysen kennt, der weiß auch um das stets wiederkehrende Motiv seiner Ergüsse: Deutschland verliert, scheidet aus, müsste eigentlich schon längst auf dem Weg nachhause sein. Aber warum ist das so? Also habe ich mich an Onkelchen gewandt und ich frage ihn jetzt: Warum sollte Deutschland heute nach dem Achtelfinale gegen Algerien heute die Koffer packen müssen?
Zwei Worte: Historische Gerechtigkeit.
Ach, nur wegen dieser alten Geschichte von vor über 30 Jahren, an die sich heute kein Schland-Fan (und auch keine Fanin) mehr erinnern kann?
Für uns mag das eine alte Geschichte sein. Für die Algerier, die längst nicht so geschichtsvergessen sind wie wir, ist diese Sache nach wie vor präsent. Die Algerier erinnern sich noch sehr gut daran, dass sie seinerzeit von den Deutschen und Österreichern um das Weiterkommen gebracht wurden. Die werden heiß sein, das verspreche ich Dir. Heiß und bis unter die Haarspitzen motiviert.
Wie hast Du seinerzeit denn diese Sache erlebt?
Ich muss da vorausschicken, dass ich mich seinerzeit unglaublich auf die WM 1982 gefreut hatte. Ich hatte schon die Europameisterschaft 1980 aufmerksam verfolgt und war überzeugt, dass die deutsche Elf jetzt noch einen draufsetzen würde. Die Qualifikationsspiele waren unglaublich erfolgreich verlaufen, ich erinnere mich noch gut an das Qualifikationsspiel gegen die Österreicher in Wien - die waren seinerzeit auch in der deutschen Qualifikationsgruppe drin - bei dem Pierre Littbarski ein glänzendes Nationalmannschafts-ebüt hinlegte. Ich sammelte Klebebilder für mein Duplo-Hanuta-Klebealbum mit der deutschen Nationalmannschaft. Hintendrauf war ein Geleitwort von Bundestrainer Jupp Derwall abgedruckt, der über die Favoritenrolle der deutschen Elf schwadronierte. Ein paar Wochen vor dem Turnieranpfiff gab es sogar im Radio SDR1 eine Sendung - heute würde man das eine Call-In-Show nennen - die unter dem Motto stand: "Deutschland - der Fußballweltmeister im Losen". Die Leute meinten, die Auslosung garantiere den Deutschen mindestens das Halbfinale. Im Ernst: Algerien, Chile, Österreich, in dieser Reihenfolge - was konnte da schief gehen? Die Mannschaft, so der allgemeine Tenor der Anrufer in der Sendung, würde sich von Spiel zu Spiel Schritt für Schritt steigern können, um dann Revanche an den Österreichern für die Niederlage von Cordoba nehmen zu können. Erst dann würde die WM richtig beginnen.Und dann...
...verlor Deutschland gegen Algerien.
Ja! Das war für mich eine Katastrophe. Mein Vater versuchte mich zu trösten, eine Fußballniederlage sei nicht so schlimm, schließlich habe Deutschland ja den Krieg verloren. Der Fußball sei da nur nebensächlich. Tja, da wurden einige Illusionen zerstört, das kann ich dir sagen.

Verstehe. Und dann kam die "Schande von Gijon".
Hör mir doch bitte damit auf. Natürlich war das abschließende Gruppenspiel gegen Österreich furchtbar, aber ich fand die scheinheilige Selbstgerechtigkeit der deutschen Sportreporter weitaus weniger erträglich. Ein Opa namens Rudi Michel, der damals so was wie der Grandseigneur des deutschen Fußballkommentars gewesen sein musste, schwang sich zu einem Kommentar auf und tönte bedeutungsschwer: "Solche Spiele wollen wir nie wieder sehen!" Diese Scheinheiligkeit der Reporter kotzte mich an. Wenn man heute darüber liest, dann wird es meistens so dargestellt, als seien die Deutschen der einzige Schuldige an dieser Peinlichkeit gewesen. Dabei wird immer vergessen, dass die Österreicher genauso sehr von dem Ergebnis profitierten. Und am schlimmsten fand ich, dass nach dem Österreich-Spiel noch ein paar sogenannte deutsche Fußballfans gezeigt wurden, die sich darüber echauffierten, dass "diese sympathische algerische Mannschaft" durch die Schiebung aus dem Wettbewerb gekungelt worden sei. Diese Leute hätten auf Nachfrage keinen einzigen algerischen Fußballspieler beim Namen nennen können, darauf geb ich dir Brief und Siegel.
Wie hast du das Spiel gegen Österreich in Erinnerung?
Nach meiner Erinnerung lief die erste Hälfte noch vergleichsweise normal. Ich kann das nicht bestätigen, dass beide Mannschaften sofort nach Hrubeschs Führungstreffer alle Aktionen eingestellt hätten. Die zweite Hälfte war allerdings schlimm. Ich weiß noch sehr gut, dass ich mich darüber aufregte, dass die Österreicher den Ball ungestört hin- und herspielten und die Deutschen nicht dazwischen gingen. Hätten sie gekonnt, sie wollten aber offenbar nicht.
Und was wird heute Abend passieren?
Die Algerier werden brennen. Sie wissen genau, dass die Deutschen das Spiel schnell entscheiden wollen. Das hat ja Philipp Lahm auch gesagt, sinngemäß. Man wolle das Spiel in 90 Minuten gewinnen. Je länger die Algerier das Spiel offen gestalten können, desto selbstbewusster und mutiger werden sie. Wenn sie deie Deutschen in die Verlängerung oder gar ins Elfmeterschießen ziehen können, dann sind sie wahrscheinlich sogar im Vorteil. Für Deutschland wäre es deshalb überlebenswichtig, möglichst schnell nicht nur eines, sondern am besten sogar zwei Tore zu schießen. Ein Tor reicht gegen die Algerier nicht, das hat man gegen Russland gesehen. Da muss man schnell sein - schnell im Kopf und auf den Beinen, nicht so bräsig wie gegen die Amerikaner. Und das traue ich den Deutschen momentan nicht zu. Zudem sind die unsrigen bei Ballverlusten im Mittelfeld ausgesprochen konteranfällig. Wer erzählt, das Viertelfinale könne auf jeden Fall gebucht werden, leidet für mich unter krassem Realitätsverlust.

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