Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 13. August 2023

Ist James Bond am Ende? Onkelchen meint: Ja!

Fast jeden Tag schlägt auf Onkelchens Handy ein schamlos reißerisch getitelter Beitrag auf, der zu wissen vorgibt, wer denn nun wirklich und wahrhaftig als Nächster in die Schuhe des britischen Superagenten James Bond 007 schlüpfen darf. Das Konzept hinter diesem Clickbaiting ist einfach: Jeder mögliche Kandidat (gerüchteweise will man sich auch der Möglichkeit einer weiblichen Aspirantin nicht ganz verschließen) sollte mindestens einmal in einem dieser Posts auftauchen, damit man sich hinterher auf die Schulter klopfen kann und sagen kann: Sehr her, wir lagen richtig, wir haben den richtigen Bond-Darsteller vorhergesagt. (Und daneben wahrscheinlich noch 99 andere.) Aber so ist es eben in dem gnadenlosen Haifischbecken des Internets.

Onkelchen ist darob mitunter ziemlich verwundert. Denn aus seiner Sicht sollten sich die Produzent*innen (Palfi ist woke!) der nun schon seit ehrwürdigen 60 Jahren laufenden Filmreihe zuerst fragen, wie sie sich aus der Sackgasse manövrieren, in die sie die Serie am Ende des bisher letzten Streifens "Keine Zeit zu sterben" hineingesteuert haben. Bond ist nämlich tot, er hat für Königin und Vaterland das ultimative Opfer gebracht. Das mag den Produzenti*innen (Palfi ist woke!) zwar damals als toller erzählerischer Kniff erschienen sein. So etwas erweist sich jedoch als Bumerang, wenn man tatsächlich noch weitere Filme der Reihe drehen möchte.

Natürlich muss der Leinwand-Tod einer Hauptfigur nicht notwendigerweise das Ende einer Reihe bedeuten. Im zweiten Star-Trek-Spielfilm "Der Zorn des Khan" stirbt mit Spock die wahrscheinlich populärste Figur der ersten Star-Trek-Generation. Das war damals im Jahr 1982 (glaube ich) schon ein riesiger Aufreger, aber im Gegensatz zu den 007-Filmen war Spock bei Star Trek nie der ausschließliche Handlungsträger. Und mit der jungen Vulkanierin/Romulanerin Saavik, die in "Der Zorn des Khan" eingeführt wurde, stand ja auch eine Ersatzkandidatin bereit. Um aber eine - nennen wir es Auferstehung - des Charakters zu ermöglichen, warf Regisseur Nicholas Meyer (ein wirklich gnadenlos unterschätzter Regisseur) eine Szene ein, in der Spock eine kurze Gedankenverschmelzung mit dem ohnmächtigen Dr. McCoy vornimmt und das geheimnisvolle Wort "Remember" sagt (in der deutschen Fassung: "Nicht vergessen!"). Im dritten Star-Trek-Teil erfahren wir dann die Konsequenzen daraus: McCoy trägt die Persönlichkeit des verstorbenen Spock in sich und wird darob fast wahnsinnig. Erst die Verschmelzung dieser Persönlichkeit mit dem durch den Genesis-Planeten regenerierten Körper Spocks führt dazu, dass McCoy von dieser Last befreit wird. (Ich hoffe, ich habe hier nicht zu sehr gespoilert. Aber da die Star-Trek-Filme mit der alten Crew schon an die 40 Jahre alt sind, dürften die Handlungsstränge mittlerweile schon allgemein bekannt sein).

Genau das funktioniert aber bei James Bond nicht. Bond ist ein Geheimagent des britischen Secret Service beziehungsweise MI6, ist deshalb in der (wenn auch spekulativen) Realität grundiert und kann daher nicht durch futuristisch-übersinnliche Tricks wiederbelebt werden. Am ehesten wäre noch denkbar, dass der Superspion am Ende von "Keine Zeit zu sterben" beim Raketenangriff auf die Basis des fiesen Antagonisten Safin nicht ums Leben gekommen ist, sondern nur schwer verwundet wurde. Wegen der schweren Verbrennungen muss das Gesicht des Agenten mit aufwendigen chirurgischen Eingriffen wiederhergestellt werden - und voilà, ein neuer Bond schält sich aus den Binden. Aber dieser Trick ist erstens lahm und zweitens alt: Ältere erinnern sich vielleicht noch daran, dass genau dieser Kniff in "Dynasty" (deutsch: "Der Denver-Clan") zum Einsatz kam, als Al Corley in der Rolle des Steven Carrington durch Jack Coleman ersetzt wurde.

Alternativ könnten die Produzent*innen (Palfi ist woke!) Zuflucht dazu nehmen, die Handlung künftiger Bond-Filme in einer anderen Zeitlinie anzusiedeln oder den Start eines neuen Darstellern mit einem Reboot der Reihe zu verbinden. Die Sache mit der alternativen Zeitlinie könnte aber manche Kinogänger*innen (Palfi ist woke!) überfordern; bei Marvel oder anderen Comic-Franchises ist so etwas zwar gang und gäbe, aber siehe oben: Bond ist in der Realität grundiert und kann deshalb nicht so einfach zwischen verschiedenen Zeitlinien hin- und herhüpfen. Es ist fraglich, ob das Publikum so etwas goutieren würde. Und ein Reboot? Den hatten wir schon, als Daniel Craig 2006 in "Casino Royale" als junger, draufgängerischer Agent eingeführt wurde. Man kann so was machen, aber es nutzt sich mit der Zeit ab.

Und überhaupt: Daniel Craig war bereits der sechste Hauptdarsteller in der Bond-Reihe. Das beweist, dass es den Produzent*innen (Palfi ist woke!) immer wieder gelungen ist, den Part erfolgreich neu zu besetzen. Interessanterweise hat die Erfahrung aber gezeigt, dass ein Bond-Darsteller erst mit seinem dritten Film als etabliert betrachtet werden kann. Sowohl Connery (mit "Goldfinger") als auch Moore (mit "Der Spion, der mich liebte") und Craig (mit "Skyfall") lieferten mit ihrem jeweils dritten Film ihre definitive Interpretation des Agenten ab. In gewisser Weise lässt sich das auch bei Brosnan sagen: "Die Welt ist nicht genug" ist wahrscheinlich seine reifste Interpretation der Rolle. Und Timothy Dalton, den zum Beispiel Onkelchen, aber auch Christopher Nolan für den besten Bond-Darsteller hält, ist wahrscheinlich auch deshalb nicht so sehr in Erinnerung geblieben, weil er keine Gelegenheit zu einem dritten Auftritt mit der Walther PPK des  Agenten bekam. 

Du brauchst also drei Filme, um in der Rolle anzukommen. Das ist besonders bei Craig ganz besonders deutlich zu sehen. In den ersten beiden Streifen ist er eigentlich kein Agent, sondern ein Schläger und Killer ohne Humor und ohne jeden sympathischen Zug. Das ändert sich erst mit "Skyfall" und kommt eigentlich erst in "Spectre" zu voller Blüte. (Was für ein Trottel muss man eigentlich sein, um den von vorne bis hinten misslungenen "Keine Zeit zu sterben" für besser zu halten als "Spectre"? Gut, "Spectre" hat sicher Punkte, die man diskutieren kann, aber "Keine Zeit zu sterben" ist, abgesehen von der Havanna-Sequenz mit der liebreizenden und schlagkräftigen Ana de Armas, eigentlich nur ein freudloser "Tatort" mit Überlänge, der lediglich dazu dient, seinen Protagonisten zu dekonstruieren und der am Ende mit dem Bond'schen Heldentod endgültig an die Wand fährt.)

Was also bleibt zu tun? Die aus meiner Sicht einzige Option ist, den nächsten Bond-Streifen (und bis auf Weiteres alle folgenden) zu einem "Period Piece" zu machen, der in der Zeit angesiedelt ist, in der Original-Autor Ian Fleming die Romane geschrieben hat, nämlich in den 50er- und 60er-Jahren. Dass so etwas funktionieren kann, hat man ja bei der Erfolgsserie "Mad Men" gesehen, die in den späten 60er-Jahren spielte. Erzählerisch wäre das ein erfrischender Kniff. Ob sich das aber auch beim Publikum durchsetzt, bliebe abzuwarten. Oder am besten: Man lässt den Agenten in Frieden ruhen. Er tat, was er konnte, für Königin und Vaterland. 


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