Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Montag, 7. August 2023

Indiana Jones und der Fluch des miesen Drehbuchs

Tja, wie die Zeit vergeht! Gerade eben hatten wir noch das miese Ausscheiden der deutschen Elf in Katar vor Augen. Und jetzt haben wir schon wieder Sommer, wenngleich einen ziemlich verregneten, zumindest, was die letzten Wochen betrifft. Onkelchen hatte ein paar Tage frei, und er nutzte die Gelegenheit, mal wieder im Kino vorbeizuschauen. Das sogar zweimal. Zunächst schaute er an einem feuchtkalten Sommer-Sonntag auf Rügen den ersten Teil von Mission Impossible - Dead Reckoning, der ihm sehr gut gefiel, und vor ein paar Tagen besuchte er in seinem heimatlichen Stammkino „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“. 

Obwohl Onkelchen auch diesen Streifen als recht unterhaltsam befand, gab es doch einige Dinge, die ihn an dem wahrscheinlich letzten Auftritt von Harrison Ford in der Rolle des peitschenschwingenden, abenteuerlustigen Archäologen störten. Und dabei ging es gar nicht mal so sehr um die Rolle von Indys Patentochter Helena Shaw (gespielt von Phoebe Waller-Bridge), die von anderen Kritikastern als äußerst nervig befunden wurde. Nein, es waren vielmehr einige Punkte, die Onkelchen einfach gegen den Strich gingen, weil sie tatsächlich Nonsens sind. Vorhang auf (SPOILER WARNING!!!):

- Die Heilige Lanze: Zu Beginn des Films befindet sich der digital verjüngte Indy im Jahr 1944, als Nazi-Offizier verkleidet, in einem Eisenbahnzug, der wertvolle Beutestücke ins Reich, vermutlich in die Hauptstadt Berlin, bringen soll. Ein Artefakt, das Indy den Nazis abjagen will, ist die Heilige Lanze des Longinus, also just jene Waffe, mit der Jesus Christus bei der Kreuzigung die Seitenwunde zugefügt worden sein soll. Kenner wissen aber, dass die sogenannte Heilige Lanze zum Kronschatz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gehörte und in Wien aufbewahrt wurde, das seit 1938 zum Machtbereich der Nazis gehörte. Mehr noch: Der gesamte Kronschatz inklusive der Heiligen Lanze war kurz nach der Annexion Österreichs nach Nürnberg verbracht worden. Die Lanze im Film gleicht zudem dem Wiener Originalstück (das wahrscheinlich eine karolingische Flügellanze aus dem 9. nachchristlichen Jahrhundert war und mit der Kreuzigung Christi sicher nichts zu tun hatte) bis aufs Haar. Es bestand also keine Notwendigkeit für die Deutschen, sich der Reliquie zu bemächtigen: Sie hatten sie längst, sie gehörte sogar zu den „Kronjuwelen“ des mittelalterlichen Deutschen Reiches. Und für Indy gab es somit keine Notwendigkeit, den Deutschen das Relikt wieder abzujagen…

- Das Grab des Archimedes: Der wohl bedeutendste Mathematiker der griechischen Antike spielt eine wichtige Rolle im Film: Mit ihm wird der Mechanismus von Antikythera in Verbindung gebracht, der im Filmtitel zum „Rad des Schicksals“ wird. Ein guter Teil der Filmhandlung beschäftigt sich damit, das Grab des Archimedes zu finden, um den Mechanismus des Rades des Schicksals zu vervollständigen. Indy und seine Patentochter und ihre Nazi-Verfolger (oder Verfolgenden? Palfi ist woke!) steigen zu diesem Zweck in eine mit zahlreichen Fallen gespickte Höhle ein, in der sich der Sarkophag des Archimedes befindet. Das Problem ist aber: Das Grab des Archimedes hat definitiv nicht so ausgesehen wie im Film, denn es existieren antike Beschreibungen des Grabes. Eine davon stammt von dem römischen Staatsmann Cicero (106 - 43 v. Chr.), der in seiner Dienstzeit als Quästor in Syrakus tätig war und dort das Grab des Mathematikers wiederentdeckte, das seinerzeit bereits vergessen war. Cicero kannte eine alte Überlieferung, wonach das Grabmal mit zwei geometrischen Körpern, nämlich einer Kugel und einem Zylinder, geschmückt war, und er machte sich in der Nähe des Stadttors an der Straße nach Agrigent auf die Suche (dort gab es eine ganze Masse von Gräbern, wie er in seinen Erinnerungen schreibt). Dort stieß er auf ein Grabmal in Form einer kleinen Säule, das bereits stark von Dornen und Büschen zugewuchert war, und auf dieser Säule befanden sich die erwähnten Körper, nämlich die Kugel und der Zylinder. Das Grab des Archimedes sah also sicher ganz anders aus als im Film dargestellt, und da die Griechen im dritten Jahrhundert vor Christus in der Regel die Feuerbestattung pflegten, wurde Archimedes sicher nicht in einem prächtigen Steinsarkophag mit interessanten Reliefs beigesetzt. Und, sorry, als Altsprachler muss Indy seinen Cicero doch kennen! Wie konnte er nur auf die Idee kommen, dass sich das Grab des Archimedes in Alexandria befinden könnte?

- Die Ausstattung der römischen Soldaten (MEGA-SPOILER): Am Ende des Films werden Indiana Jones, seine Patentochter Helena und die Nazi-Schergen in das Jahr 212 vor Christus versetzt, wo sie gerade bei der Belagerung der Stadt Syrakus durch die römische Flotte eintreffen. Die römischen Soldaten sehen so aus, wie wir sie aus verschiedenen Römerfilmen kennen. Die spielen aber in der Regel entweder in der Zeit Cäsars (gest. 44 v. Chr.) oder in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus. Damals (genauer gesagt, seit der Heeresreform des Marius im frühen ersten Jahrhundert vor Christus) waren die römischen Heere Berufsarmeen, deren Soldaten einheitlich ausgestattet waren. Das war jedoch im Zweiten Punischen Krieg nicht so. Der typische römische Legionärshelm entstand erst in der Zeit Cäsars, und die typische Uniform mit der Panzerung aus Metallbändern wurde erst unter Kaiser Augustus üblich. Die römischen Soldaten waren also bei der Belagerung von Syrakus definitiv deutlich primitiver ausgerüstet.

- Indy ist für die Handlung ohne Belang (GIGA-SPOILER!!!): Indys Antagonist, ein Typ namens Jürgen Voller, der lose an das Raketengenie Wernher von Braun angelehnt sein soll, versucht, mit dem „Rad des Schicksals“ in der Zeit zurückzureisen. Er will sich an Hitlers Stelle setzen, um den Zweiten Weltkrieg für Nazideutschland zu gewinnen. Blöd nur, dass das „Rad des Schicksals“ vom schlauen Archimedes von Anfang an so konstruiert wurde, dass jeder, der es benutzt, im Jahr 212 vor Christus landet! Das heißt, das Ergebnis wäre immer das Gleiche geblieben - egal, ob Indy das geheimnisvolle Artefakt in die Hand bekommt oder nicht. Der Nazi Voller wäre immer im Jahr 212 vor Christus gestrandet.

Angesichts dieser Ungereimtheiten ist es kein Wunder, dass der Film an den Kinokassen stark hinter den Erwartungen zurückbleibt. Es ist einfach viel zu viel Nonsens drin.

In diesem Sinne: Bis bald!

Euer Palfi      

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