Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Montag, 18. Juni 2018

Ein Lebenszeichen aus der Todesgruppe

Jetzt ist es also passiert, wovor Onkelchen so eindringlich gewarnt hatte. Das deutsche Team hat die Auftaktpartie vergeigt und der Russlandfeldzug des Jogi Löw droht schon nach der ersten Etappe zu scheitern. Anzeichen gab es ja genug: Österreich. Saudi-Arabien. All das war ja nicht zuletzt von den Mainstream-Medien als normal vor einem Turnier und nicht sonderlich besorgniserregend eingeschätzt. Doch jetzt hat sich eben gezeigt: Was die deutsche Mannschaft gegen Österreich und die Saudis gezeigt hat, ist nicht einem vorübergehenden Formtief geschuldet. Mehr haben die Jungs des Herrn Löw momentan einfach nicht anzubieten. Und der Schönspielertrainer hat nun in der laufenden Woche - das nächste Spiel ist ja erst am Samstag - genug Anlass, sich durch das Nivea-gestylte Haar zu fahren.

So schnell kann es also gehen! Wer nach der Auslosung von einem Freifahrtschein ins Actelfinale ausging, sieht sich nun eines Besseren belehrt. Onkelchen konnte seine Sorge nicht verhehlen. Beim Tipp-Wettbewerb unter Kollegen trug er deshalb mit Leichenbittermiene ein 0-1 in den Tippschein ein und hoffte, mit seiner Prognose nicht Recht zu behalten. Doch genau das ist nun passiert. Denn auch der Dialog mit dem leitenden Sportredakteur der Regionalzeitung, in der Onkelchen momentan ein paar Stunden pro Woche hospitiert ("... ja, die kommen ins Finale, ganz sicher!"), konnte ihn nicht überzeugen. Es lautet nämlich eine alte Regel im Fußball: Amtierende Weltmeister liefern im nächsten WM-Turnier häufig eher schwache und enttäuchende Darbietungen.  Und dass ausgerechnet Deutschland 2018 dagegen gefeit sein sollte, war ein zu schöner Glaube, als dass er hätte wahr sein können.

Möglicherweise hat sich gerade der Sieg beim Confederations-Cup im vergangenen Jahr wie ein süßes Gift in den Körper des DFB-Teams gestreut. Denn der Glaube war ja nun, dass sich zu den verbliebenen Weltmeistern des Jahres 2014 nun eine neue, ebenso gute Spielergeneration gesellen würde, die den Erfolg fortschreiben könne. Zu dumm nur, dass es eine ausgesprochen schwierige Aufgabe ist, zwei erfolgreiche Mannschaften miteinander zu verschweißen. Ein Sepp Herberger war bekanntlich daran gescheitert, nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich die Mannschaften aus "Altreich", darunter die legendäre Breslau-Elf von 1937, und das österreichische "Wunderteam" miteinander zu verschmelzen (Herberger war kein Fan der Verschmelzung beider Teams, es war ihm aber von der sportpolitischen Leitung vorgegeben worden). Es klappte nicht, das Erstrunden-Aus bei der WM 1938 in Frankreich war die Folge. Und der Sieg im Confed-Cup hob zudem die Erwartungen der Fans ins Unermeßliche, denen das Team beim besten Willen nicht gerecht werden konnte. 

Ein bisschen Schadenfreude können jedoch weder Onkelchen noch meine Wenigkeit verhehlen. Denn der Bundestrainer schien ja in letzter Zeit häufiger bei der Bundeskanzlerin ein und aus zu gehen statt sich taktische Varianten zu überlegen. Das 4-2-3-1 war ja schon vorab als Erfolgskombination festgeschrieben, welche erneut den Panzerschrank öffnen sollte, in dem sich der Goldpokal verbirgt. Sich auf die Eigenheiten der Gegner einzustellen, war offenbar unter der Würde des Schwarzwälders. Ein gewisser Herr Derwall hatte 1982 denselben Fehler gemacht, ein blamables 1-2 gegen Algerien und letztlich auch die Arbeitsverweigerung von Gijon waren die Folgen. Aber man war ja - damals wie heute - Fußballweltmeister im Losen, das Glück hatte es gut gemeint mit den Deutschen und dem Team eine, wie man so schön sagt, machbare Erstrundengruppe beschert.

Nun ist also diese wunderbar flockig-leichte Vorrundengruppe über Nacht zur Todesgruppe mutiert. Interessant übrigens, dass dieser Ausdruck erstmals bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko (!) auftauchte, als es Deutschland in der Gruppe E mit Uruguay, Schottland und Dänemark zu tun bekam. Allenthalben war diese Gruppe zur "grupo de muerte", zur Todesgruppe, deklariert worden, weil die Leistungsdichte hier so groß war wie in keiner der anderen Vorrundenkonstellationen. Die Deutschen mogelten sich irgendwie durch, holten zum Auftakt gegen Uruguay ein 1-1, schlugen Schottland mit 2-1 und verloren dann gegen die Dänen mit 0-2. Nicht inspirierend, aber es reichte gerade so.  Teamchef Beckenbauer überlegte damals laut, was er dem mexikanischen Journalisten Miguel Hirsch antun wollte, der angeblich (!) Indiskretionen über die nächtlichen Eskapaden der deutschen Spieler an die Öffentlichkeit durchsickern ließ. Auch wenn's sportlich nicht immer stimmte - es war Leben in der Bude.


Ob das in den Einzelzimmern im deutschen Quartier Watutinki ebenso der Fall ist, mag bezweifelt werden. Unser Vorschlag steht jedenfalls: Wenn die Spanier ihren Coach rauswerfen können, dann sollten wir das auch tun. Tschüß, Jogi, es war schön mit dir, aber wir brauchen jetzt jemanden, der sich mit solchen Alles-oder-Nichts-Situationen auskennt. Ein Schrat vom alten Schlag. Peter Neururer, übernehmen Sie!

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