Ich und die Meinen

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Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 11. November 2012

"Wetten, dass...?" mit Lanz? Ich hab' schon Gottschalk nicht gemocht!


Oh, welch ein Sturm brach letzte Woche über die Fernseh-Granden und Unterhaltungspäpste des ZDF herein! Das öffentlich geäußerte Missfallen des vielfach dekorierten US-Filmschauspielers Tom Hanks über den deutschen Vorzeige-Unterhaltungsdampfer "Wetten, dass...?", der in der (sinngemäßen) Aussage gipfelte: "Bei uns wäre der Verantwortliche für so was sofort gefeuert worden", wurde natürlich sofort hämischst von all jenen aufgegriffen, die sowieso noch ein Hühnchen mit der zwangsgebührenfinanzierten quasistaatlichen Bürgerbeglückung via TV zu rupfen hatten.

Da trat das ganze Elend der deutschen Kulturnation zutage, weil man im Beisein eines Weltbürgers wie Tom Hanks nur eine Show zuwege brachte, die das Niveau eines (wenngleich teuren) Kindergeburtstags hatte. Je nach Standpunkt der Kritiker wurde die Provinzialität des deutschen Fernsehens wieder einmal beklagt oder verlacht. Es wurden Reformen, neue Strukturen und Köpfe gefordert, wie es bei der Journaille ja üblich ist, wenn man Zeuge eines Desasters wird. Und über allem tönten die Kassandrarufe: Lanz kann es nicht. Und da und dort wettete man schon, ob Lanz als Moderator des deutschen Fernsehheiligtums "Wetten, dass...?" länger durchhalten würde als Wolfgang Lippert (ja, den gab's auch mal!).
Die Antwort lautet wie so oft: Nebbich. "Wetten, dass...?" war schon unter Gottschalk ruiniert. Und zwar von der ersten Sendung an.
 
Das mag verwundern, denn für viele meiner Zeitgenossen ist ein anderer Moderator als Gottschalk gar nicht denk- und vorstellbar. Und diese müssen sich zum Teil erstmal schütteln, wenn man ihnen erzählt, dass nicht Gottschalk, sondern Frank Elstner das Konzept erfunden und die Show in den achtziger Jahren mit höchstem Erfolg moderiert hat. Nur: Damals war "Wetten, dass..?" noch eine ganz andere Sendung. Sie hatte so etwas wie ein Konzept und einen roten Faden. Nach Elstner gab es nur noch Gottschalk als generationenübergreifenden Weichmacher, harmlosen Talk und noch harmlosere Herrenwitze auf der Couch, Stars, die einen neuen Film und ein neues Album vorstellten (neudeutsch "promoteten") und dann gab es noch ein paar Wetten. In dieser Reihenfolge.

Das war unter Elstner anders. Ich bin zwar kein Fan von Elstners sich etwas immer zu sehr anbiedernden Art der Gesprächsführung und Moderation. Aber unter Elstner standen wirklich die Wetten im Mittelpunkt und die Leute, die irgend etwas Erstaunliches konnten: Eine Wärmflasche bis zum Platzen aufblasen. Alle Päpste nacheinander in der richtigen Reihenfolge aufsagen (obwohl diese Wette scheiterte). Einen Lkw auf Biergläsern parken. Uns so weiter. Das war ja letztlich auch Elstners Konzept: Leute wie du und ich demonstrieren, dass sie etwas ganz Tolles können - dass sie einen größeren Stimmumfang haben als der inzwischen verstorbene Ivan Rebroff oder alle U-Bahn-Pläne der Welt auf Anhieb erkennen. Und die Sendung war auch darum herum aufgebaut. Ich darf mal vorführen, wie eine Wette unter Elstner funktionierte:

1. Der prominente Wettpate erklärte die Wette: "Ich wette, dass Herr/Frau XY aus XY das und das kann."
2. Elstner erläutert die Wette näher. Das war wichtig für die Zuschauer am Bildschirm und die ausgewählten Leute, die per TED (jaa, damals gab es nur 500 repräsentativ ausgewählte Leute, die beim TED anriefen), um zu verstehen, worum es ging und worin die Herausforderung bestand.
3. Der TED wird angezeigt. Das war insofern wichtig, weil die TED-Prozentzahl quasi als Wettquote diente.
4. Die prominenten Wettpaten bekunden per Knopfdruck ihre Meinung, ob der jeweilige Wettkandidat es schaffen kann oder nicht. Das war auch der Hauptunterschied der Sendung zwischen Elstner und Gottschalk: Bei Elstner hatten die Prominenten die nicht unerhebliche Aufgabe, für ihren Wettkandidaten durch geschicktes Tippen Punkte zu sammeln. Dafür waren die TED-Wettquoten von Bedeutung. Nehmen wir mal an, der TED ergab eine Quote von 52 zu 48 Prozent dafür, dass der Wettkandidat die Herausforderung meistert. Die prominenten Wettpaten konnten nun "Ja" (Ja, der Kandidat schafft es) oder "Nein" (Nein, der Kandidat schafft es nicht) tippen. Das wurde dann sichtbar auf kleinen  Konsolen angezeigt, die sich vor dem Sessel jedes Wettpaten befanden. Hatte nun ein Prominenter auf "Ja" getippt und der Kandidat die jeweilige Herausforderung geschafft, dann kamen auf das Konto des Prominenten 52 Punkte. Im umgekehrten Fall (der Kandidat schaffte es nicht und der Prominente hatte auch "Nein" gedrückt) bekam der Prominente die Punkte für die "Nein"-Quote, in diesem Fall 48 Punkte.
Nur bei ihrem jeweils eigenen Wettkandidaten mussten die Wettpaten selbstverständlich auf "Ja" tippen, bei allen anderen Kandidaten waren sie frei, ob sie mit "Ja" oder "Nein" stimmten. Und der Wettpate, der auf diese Weise über alle Wettrunden die meisten Punkte gesammelt hatte hatte, wurde zum Wettkönig. Der vom Wettkönig gesponsorte Wettkandidat gewann dann einen Geldbetrag. Deswegen mussten unter Elstner alle Prominenten über die gesamte Sendungsdauer anwesend bleiben. Und der Fokus lag auf Prominenten aus dem deutschsprachigen Raum, denn sie mussten ja in der Lage sein, zu verstehen, was sie mit ihrer jeweiligen Tipperei für den von ihnen unterstützten Kandidaten anrichteten.
5. Elstner fragt den prominenten Wettpaten, welches Opfer er denn bringen wird, wenn er die Wette verliert.
6. Die Wette wurde angenommen, der/die Kandidat/in zeigte, was er/sie konnte.
7. Die Auswertung erfolgt, je nachdem, ob der/die Kandidat/in die Herausforderung meisterte oder nicht.

Zugegeben, dieses starre Schema, das bei jeder Wette ablief, war nicht ganz einfach, und auch Elstner kam insbesondere während der ersten Sendungen manchmal ganz schön durcheinander. Aber im Gegensatz zu Gottschalk war "Wetten, dass...?" eben noch keine Personality-Show, in der die Prominenten auf der Couch zur Hauptsache und die Wettkandidaten zur reinen Dekoration wurden.

Lanz hätte eventuell eine Chance, wenn er bei "Wetten, dass...?" zur Elstnerschen Version zurückkehrte. Das damalige Konzept war zwar reichlich schematisch, bot aber auch einen stabilen Rahmen, an den sich der Spielleiter halten konnte. Ich sage mal: Wer bei einem Brettspiel wie "Siedler von Catan" den Überblick behält, kann auch die Elstnersche "Wetten, dass...?"-Version moderieren.

Da Lanz und das ZDF sich aber entschieden haben, das schon zu Gottschalks Zeiten entkernte Spielkonzept beizubehalten, ist der Untergang des einstigen Unterhaltungsdampfers unausweichlich.

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