Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Freitag, 13. Mai 2011

Gewinnt Lena wieder? Grand-Prix- äääh, ESC-Reminiszenzen

Du, Onkelchen?

Hmmm?

Bist du krank?

Wieso das denn?

In deinem letzten Blogbeitrag hast Du erwähnt, der ESC würde dich nicht mehr interessieren, seit Du die „Big Bang Theory“ kennst. Das spricht für ein ernstes Problem.

Nein, nein, Palfi, alles in Ordnung. Aber es ist halt so, dass man sich als Person weiterentwickelt. Schnödes Trallalla aus 25 Ländern ist eben nicht das Wichtigste in meinem Leben.

Blödsinn! Ausgerechnet der Grand-Prix-Experte mit dem enzyklopädischen Wissen sollte sich auf einmal nicht mehr für den ESC interessieren? Erzähl das jemand anderem.

Ist nun mal so.

Akzeptiert. Gewinnt Lena am Samstag wieder?

Hä?

Ich habe dir eine Frage gestellt. Gewinnt Lena wieder? Welchen Teil davon verstehst du nicht?

Das ist sehr schwer zu beantworten. Es wäre auf jeden Fall ein Novum, wenn die Vorjahressiegerin ihren Erfolg wiederholen kann. Das hat es bisher noch nie gegeben. Das heißt nicht, dass es ausgeschlossen ist.

Das ist eine sehr schwammige Prognose. Google hat gesagt, dass sie es wieder schafft. Und Google hatte schon die letzten beiden Male recht.

Das Prognose-Tool von Google sagt alle fünf Minuten etwas anderes. Zum Zeitpunkt, da wir dieses Interview führen, liegt Lena laut Google auf Platz zwei hinter dem irischen Duo Jedward. Zudem wurden momentan die Teilnehmer noch nicht herausgerechnet, die nach dem ersten Halbfinale ausgeschieden sind. Ich denke, dass erst nach dem zweiten Halbfinale eine stabile Prognose möglich ist. Erst dann weiß man ja, wer wirklich im Finale dabei ist. Ich vermute auf jeden Fall, dass wieder ein katalanischer Flitzer um die Arena herumschleicht, um wie letztes Jahr in den spanischen Beitrag hineinplatzen zu können. Vielleicht hat er sich diesmal aber auch Lena als Opfer rausgesucht…

Du meinst Jaume Marquet alias Jimmy Jump, den Mann, für den es keine verschlossenen Türen gibt und der beinahe sogar letztes Jahr beim WM-Finale dem Pokal eine rote Mütze aufgesetzt hätte.

Ja. Wäre doch lustig, wenn er wieder auftaucht. Er hüpfte ja auch beim Champions-League-Rückspiel von Barcelona gegen Madrid durchs Bild.

Du bist albern. Der ESC ist eine sehr ernste Sache.

Nur für die beteiligten Sendeanstalten.

Du warst doch mal als Jurymitglied dabei. Erzähl mal, wie das so war.

Stimmt, das war 1993. Damals fand der Grand Prix in dem irischen Kuhnest Millstreet statt, in dem es eine riesige Pferdeauktionshalle gab. Diese Halle war der Austragungsort. Damals gab es das Televoting noch nicht, und jedes Land vergab seine Punkte mit Hilfe einer Jury. Für den Eurovision Song Contest war damals der Mitteldeutsche Rundfunk innerhalb der ARD federführend, und deshalb traf sich die Jury im MDR-Funkhaus in Leipzig. Die Jury bestand aus 24 Mitgliedern, zwölf davon waren sogenannte Fachleute – also angeblich Musikjournalisten, Produzenten, Komponisten – und zwölf waren musikinteressierte Laien. Man versuchte innerhalb der Jury auch so ein bisschen den Proporz zwischen Männern und Frauen, den Altersaufbau der Bevölkerung und das Ost-West-Gleichgewicht abzubilden. Ich fuhr also mit meinem Ford Fiesta zum ersten Mal in die frühere DDR und war gespannt wie ein Flitzbogen, was mich da erwarten würde.

Wie kamst du zu der Jury?

Ich studierte damals in Eichstätt, und Conny, eine Mitstudentin aus den neuen Ländern, arbeitete damals schon in der Unterhaltungsredaktion des MDR. Sie fragte unter uns herum, wer Interesse hätte, bei der Grand-Prix-Jury mitzumachen, und ich sagte sofort Ja. Ich habe schließlich den Grand Prix seit 1977 ununterbrochen verfolgt. 1978 durfte ich zum ersten Mal die ganze Sendung einschließlich der Abstimmung angucken. 1977 musste ich nach den Liedern noch ins Bett!

Aha. Wer gewann damals?

1977 war das Marie Myriam für Frankreich mit dem Lied „L’oiseau et l’enfant“. 1978 gewann sensationell Israel mit dem Lied „A-Ba-Ni-Bi“ von Izhar Cohen.

Du musstest das nicht mal googeln…

Nein, sowas muss ich nicht googeln.

Und wer nahm damals für Deutschland teil?

1977 war das Silver Convention mit dem Lied „Telegram“. 1978 vertrat Ireen Sheer mit „Feuer“ die deutschen Farben. Silver Convention landete auf Platz 8, Ireen Sheer auf Platz 6.

Das war der Beginn einer interessanten Serie.

Ja, denn die deutschen Beiträge verbesserten sich damals immer um jeweils zwei Plätze. 1979 landete Dschinghis Khan dann bereits auf Platz vier und 1980 erreichte Katja Ebstein mit „Theater“ sogar den zweiten Platz. Dann dachte ich, es geht wieder runter, aber Lena Valaitis holte 1981 in Dublin erneut Platz zwei, und 1982 siegte dann Nicole in Harrogate.

Faszinierend. Aber erzähl weiter: Wie war das 1993 in Leipzig?

Das war für mich zunächst ein richtiges Abenteuer, weil ich zuvor noch nie in der Ex-DDR gewesen war. Als ich dann in Leipzig beim MDR-Studio ankam, traute ich auch meinen Augen nicht so richtig, weil es in einem ziemlich unauffälligen Gebäude untergebracht war. Ich hatte eher einen pompösen Palast erwartet! Die Leute dort aber waren alle sehr freundlich. Ich war am frühen Morgen aufgebrochen und kam am späten Vormittag an, es gab eine Vorstellungsrunde und dann Mittagessen. Und am Nachmittag wurde es schon spannend.

Warum?

Weil wir die Generalprobe aus Millstreet verfolgten. Die fand am Nachmittag statt, wurde exklusiv übertragen, und an die Generalprobe schloss sich sogar eine Probeabstimmung an.

Das heißt, ihr wusstet am Nachmittag schon, wer gewinnt?

Nein! Für die Probeabstimmung wurden bei den Jurys Stimmzettel mit vorgedruckten Punktewertungen verwendet. Das System war so ausgeklügelt, dass jedes Land am Ende der Abstimmung gleich viele Punkte bekam. Daher ließ sich daraus kein Trend ablesen. Aber bei der Generalprobe kristallisierten sich natürlich schon die Favoriten heraus. Da machte jedes Jurymitglied schon so seine Häkchen bei den Nummern, die ihm oder ihr am besten gefielen.

Das heißt, die Performances bei der Generalprobe waren schon vorentscheidend?

Ja, da trennte sich schon die Spreu vom Weizen. Bei mir zumindest war das so. Ich hatte da so meine vier, fünf Favoriten und auf die anderen guckte ich dann bei der Hauptsendung eigentlich gar nicht mehr. Man hätte sich dann noch die einzelnen Lieder auf Band anhören können. Aber das war mir zuviel. Denn man hatte eigentlich nicht viel Zeit. Nach der Generalprobe machte man noch einen Spaziergang durch Leipzig, man setzte sich in ein Café, und als man dann ins Funkhaus zurückkehrte, war es eigentlich schon fast so weit für die Hauptsendung.

Was war dein persönlicher Favorit?

Israel. Gewonnen hat dann allerdings Irland.

Beim ersten Halbfinale in Düsseldorf haben sich die Deutschen ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert, da minutenlang der Kommentar- Ton ausfiel. Gab es damals auch so ein paar Dinge, die schiefliefen?

Ich weiß noch, dass der Sprecher der maltesischen Jury bei der Generalprobe nicht zu erreichen war. Als er sich dann meldete, klang er ziemlich weggetreten. Bei der Hauptsendung am Abend gab es dann dasselbe Problem, es meldete sich zuerst niemand. Deshalb wurde Malta bei der Abstimmung am Abend übergangen und durfte erst als letztes Teilnehmerland voten. Sonst stimmten die Jurys ja immer in der Reihenfolge der Auftritte ab.

Gab es einen Gänsehaut-Moment?

Ja, als sich nämlich die bosnische Jury aus Sarajevo mit ihren Punkten meldete. Damals tobte ja noch der Bosnien-Krieg. Bei der Generalprobe hatte es da noch Tonprobleme gegeben. Aber bei der eigentlichen Show waren sie dann da!

Die Moderatorin war damals…

…Fionnuala Sweeney. Heute ist sie beim Nachrichtensender CNN, also auch eine News-Frau wie Judith Rakers. Aber die Sweeney gefällt mir nach wie vor besser, weil sie halt ein molliger Typ ist. Und wahrscheinlich auch trinkfest.

Was hast Du dir gedacht, als wieder Irland gewonnen hatte? Die hatten damals ja einen richtigen Lauf und gewannen dreimal hintereinander – 1992, 1993 und 1994. Ein Kunststück, das bisher einmalig ist.

Naja, ich fand das Lied „In your eyes“ von Niamh Kavanagh eigentlich gar nicht so gut! Ich hatte sie nicht auf der Rechnung. Es war halt aus meiner Sicht eine typische 08/15-Grand-Prix-Ballade.

Und der deutsche Beitrag?

Das war damals „Viel zu weit“ von der Münchner Freiheit. Total nichtssagend. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass er zurecht unterging. Damals empfand ich das aber noch anders. Ich war richtig enttäuscht, dass unsere Nummer nicht besser abgeschnitten hatte.

OK. Wird Lena besser abschneiden als die Münchner Freiheit damals?

Das will ich doch hoffen! Ich denke aber, dass es für einen Platz ganz vorne nicht reichen wird. Vor einem Jahr war sie einfach das freche, verpeilte Mädchen aus Hannover, zu dem der Titel „Satellite“ wie angegossen passte. Diesmal ist es anders, diesmal macht sie eher auf ein Zwischending aus Gothic und Vamp, keine Ahnung, ob sie damit ankommt. Außerdem ist „Taken by a stranger“ eher eine langsame Nummer. Das ist ja an sich nicht schlecht, langsame Balladen haben schon oft abgeräumt. Aber das ist jetzt ein Elektropop-Titel, auch noch eher düster – schwer zu sagen. Mein Favorit ist bisher der kleine Finne mit seiner Gitarre.

Welchem Lied würdest Du diesmal persönlich zwölf Punkte geben?

Schwierig. So richtig sagt mir keines zu. Letztes Jahr war aus meiner Sicht ein besseres Grand-Prix-jahr, diesmal scheint mir sehr viel über optische Effekte zu laufen, man sieht es zum Beispiel an dem irischen Duo Jedward. Die sind nicht schlecht, keine Frage. Aber ihr Song... hm.

Was wäre für Dich der ideale Grand-Prix-Song?

Keine Frage: "A Demon's Fate" von der niederländischen Symphonic-Metal-Gruppe Within Temptation. Da bebt die Halle! Oder "You can be my Yoko Ono" von den Barenaked Ladies. Das ist eine super-lustige Nummer!

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