Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Freitag, 11. Juli 2014

WM-Blog: Onkelchen beginnt zu hoffen!

Argentinien hat zwei Trümpfe: Papst Franziskus und meinen missratenen Sohn Gianni Dona.

Die Tatsache, dass wir schon seit einigen Tagen nichts von uns hören ließen, hat damit zu tun, dass Onkelchen in einer Bude an einer irischen Steilküste festsitzt, wo es weder Strom noch Zentralheizung geben soll. Internet gibt es dort selbstredend auch nicht, und so erhielt er von den letzten Heldentaten der deutschen Elf in Brasilien nur das Fernsehen in den irischen Pubs Kenntnis. Nun muss man sich die irische TV-Berichterstattung über die WM ganz anders als in Deutschland vorstellen. Da gibt es kein stundenlanges Vorgeplänkel, bei dem die Formkurve der Nationalelf und des jeweiligen Gegners in fetzigen Filmberichten erörtert wird, da sieht man auch keine ZDF-Reporterinnen, die zusammen mit einem deutschen Spieler die Füße in den Pool hängen, sondern ein in Ehren ergrauter Moderator sitzt drei irischen Altinternationalen gegenüber (die Betonung liegt auf "Alt"), und die Gesprächsrunde gibt vor dem Spiel, in der Pause und nach der Partie ihre Erwartungen und Eindrücke ab. Das Ganze hat was von Waldorf & Stettler aus der Muppet-Show, weil alle drei Altinternationalen keine Gelegenheit ungenutzt lassen, um ex cathedra zu erklären, wie grauenvoll doch das ganze Spiel sei und dass früher alles viel, viel, viel besser war.

Onkelchen haut ja gelegentlich in dieselbe Kerbe. Allerdings hat er sich seit dem Achtelfinale nicht mehr zu Wort gemeldet. "Was ist bloß mit ihm los?", dachten wir uns. Hat er vor lauter Guinness und irischem Whiskey seine Lästerzunge verschluckt? Nein, die Antwort ist viel simpler. "Du beginnst zu hoffen", sagte Tante Dilein nach dem Viertelfinale gegen Frankreich zu ihm. Zu hoffen, dass Deutschland eventuell doch wieder mal den ganz großen Wurf landen kann. Und wenn das nun unter der Ägide des von Onkelchen viel geschmähten Jogi Löw passieren sollte, ist das auch egal - Hauptsache, die Jungs bringen den Cup aus Brasilien mit.  

Leider muss dafür aber noch das Finale gespielt werden. Und der Gegner ist ausgerechnet Argentinien, also das Land, zu dem mein missratener Sohn Gianni Dona hält. An Argentinien knüpfen sich für Onkelchen ganz unterschiedliche Erinnerungen - so zum Beispiel das WM-Finale 1986, in dem Deutschland einen Zwei-Tore-Rückstand aufholte, um dann trotzdem zu verlieren, oder das Endspiel von Rom vier Jahre später, in dem die Südamerikaner von Anfang an darauf bedacht waren, sich ins Elfmeterschießen durchzuwurschteln. Ironischerweise war es ein Strafstoß, der diesem Treiben ein Ende setzte - aber der von Andreas Brehme kernig ins linke untere Eck gesetzte Schuss fiel eben noch in der regulären Spielzeit. Scheinbar haben die Argies es den Deutschen nie verziehen, dass der Elfer eine - seien wir höflich - Konzessionsentscheidung des mexikanischen Schiedsrichters Edgardo Codesal Mendez war. Codesal hatte der fröhlichen Treterei der Argentinier lange zu- und dabei ein elfmeterreifes Foul übersehen und dann kurz vor Schluss eine Schwalbe - meiner Erinnerung nach von Völler - mit einem Elfer belohnt. Vielleicht wollte der Schiri einfach zeitig nach Hause. Aber viele Argentinier sind wegen dieser Schwalbe eben bis heute sauer auf die Deutschen. Dabei war es ja der Mexikaner, der den Elfmeter pfiff. Aber im nationalen Überschwang geht die Sicht auf die Details einfach manchmal verloren.

Auch bei Onkelchen war vier Jahre zuvor die scharfe Sicht auf die Details nach dem verlorenen Finale etwas verloren gegangen. Er befand sich damals auf einer humanistischen Klassenfahrt in der alten Kaiserstadt Trier und hatte das Endspiel mit seinen Freunden in einer dubiosen Spelunke geguckt. Die Bildröhre des Fernsehers in der Spelunke hatte einen kapitalen Rotstich, so dass es aussah, als werde das Azteken-Stadion in Mexico City nicht nur von der heißen Sonne, sondern von einem überdimensionalen medizinischen Infrarotstrahler illuminiert. Nach der Niederlage wollten Onkelchen und seine Kollegen in einem argentinischen Steakhaus in der Trierer Innenstadt noch ihren Frust rauslassen und etwas randalieren. Sie taten es dann aber doch nicht. Vielleicht war das auch ganz gut so. Denn einer der damals Beteiligten ist heute katholischer Priester, und der Papst wäre über diese Episode mit ziemlicher Sicherheit not amused.
   
Doch wie stehen denn nun die Chancen der deutschen Mannschaft im Finale? Gut, Argentinien hat Messi. Aber was ist schon ein Messi gegen Deutschlands gut geölte Pass- und Ballkontrollmaschine, deren Torhunger selbst Gastgeber Brasilien nicht widerstehen konnte? Vieles scheint im Vorfeld des Endspiels tatsächlich auf die deutsche Mannschaft hinzudeuten. So etwa die Tatsache, dass Argentinien einen tag weniger Erholungszeit hatte und sich im Halbfinale noch durch eine Verlängerung und ein Elfmeterschießen schleppen musste. Aber solche Äußerlichkeiten können täuschen. Wirklich unanfechtbar ist nur die Mathematik. Und da sieht es gerade für die deutsche Mannschaft traurig aus.

Denn die bisherigen WM-Endspiele, in denen die deutsche Elf siegreich blieb, wurden alle mit einem Tor Differenz gewonnen. Es ergibt sich folgende Folge:

3-2 (1954 in Bern)
2-1 (1974 in München)
1-0 (1990 in Rom)

Seht ihr das Problem? Deutschland kann nicht mehr gewinnen, da es in jedem erfolgreichen Endspiel jeweils ein Tor weniger erzielt hat als zuvor. Deutschland müsste 0 zu -1 spielen, damit die Folge aufrecht erhalten werden kann. Damit Deutschland gewinnen kann, müssen wir also eine ganz neue Art der Fußballmathematik erfinden.

Und dazu haben wir nur bis Sonntag Zeit. Die Mathematiker sollten sich besser mal ranhalten.  

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