Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Montag, 11. Februar 2013

Der Papst geht! Und Onkelchen sagt, was er dazu denkt!



Hallo Onkelchen. Du hast es bestimmt gehört: Der Papst tritt zurück – zum ersten Mal seit wer weiß wie vielen hundert Jahren gibt ein Papst freiwillig den Stuhl Petri auf. Wie hast du diese Nachricht aufgenommen?

Ich war völlig überrascht, fast geschockt. Das kam für mich völlig überraschend.

Wie hast Du’s erfahren?

Meine Frau rief mich im Büro an. Ich dachte, sie macht einen Scherz. Es ist ja schließlich Rosenmontag – der Höhepunkt der närrischen Zeit. Erst als ich dann im Internet nachguckte, sah ich, dass sie es sich nicht einfach ausgedacht hatte. Ich dachte, ich spinne.

Warum dachtest Du, dass das nicht sein kann - oder nicht sein darf? 

Mir war eines klar: In dem Augenblick, in dem Benedikt zurücktritt, wird sein Pontifikat von der Weltpresse als Fehlschlag gewertet werden, als verlorene Zeit für die Kirche. Und die meisten Kommentatoren haben denn auch prompt in dieser Richtung berichtet. Ich denke, das hat er nicht verdient, ich halte Benedikt für den am meisten missverstandenen Papst – und ich meine wirklich böswillig missverstandenen Papst – der letzten hundert Jahre. Jetzt, ein paar Stunden später, ist dieses Gefühl eher einem tiefen Respekt gewichen. Ich finde es aufrichtig, dass dieser Papst sagt: Ich kann einfach nicht mehr, jetzt ist es Zeit, den Stab an einen Anderen, einen Jüngeren weiterzureichen. Und es ist sicher auch besser, als wenn er im Amt dahindämmert, bis er dann mit den Füßen voran auf den Petersplatz getragen würde.

Sein Vorgänger Johannes Paul II. dachte anders darüber…

Ja, das ist zweifellos richtig. Johannes Paul II. hat den Menschen in seinen letzten Lebensjahren in seiner Krankheit den gekreuzigten Christus vor Augen geführt. Das war etwas Großes, etwas Bewegendes - etwas, was hoffentlich vielen alten und kranken Menschen Mut und Kraft gegeben hat. Benedikt ist aber ein anderer Typ, und er hat für sich einen anderen Weg gewählt. Benedikt war und ist immer ein Mann des Wortes, und nicht zuletzt des geschriebenen Wortes gewesen. Johannes Paul II. war ein Mann, der auch durch seine Gesten und seine Spontaneität wirkte. Ich erinnere mich an das Osterfest 2004, ein Jahr vor seinem Tod – Johannes Paul verlas gerade in deutscher Sprache den Ostergruß, und im Hintergrund sang war eine Pilgergruppe zu hören, ich verstand nicht genau, was sie sangen, aber der Papst muss es gehört haben, es war wohl so etwas wie „Johannes Paul der Zweite, wir steh‘n an Deiner Seite“. Und dann sah er auf und rief aus: „Genau!“ Es waren diese Gesten, diese Augenblicke, die Johannes Paul II. in den Herzen der Menschen verankerten. Er hatte das Gefühl für den Augenblick, für eine Bewegung, ein Wort – er war ja schließlich Schauspieler gewesen in seiner Jugend. Benedikt ist ein nüchternerer Typ, viel mehr Verstandesmensch, vielleicht auch ein wenig verkopft. Deswegen hat er nicht diese Emotionen hervorgerufen wie sein Vorgänger.

Aber halten wir fest: Benedikt war ein anderer Typ als Johannes Paul, und deshalb entschied er sich wohl auch, sein Pontifikat anders zu Ende zu führen. Gab es aus deiner Sicht denn tiefere Gründe dafür, dass Benedikt sein Amt aufgibt? 

Nun, seine Gesundheit und sein fortgeschrittenes Alter werden sicher eine zentrale Rolle bei seinen Überlegungen gespielt haben. Aber ich denke auch, dass einige Enttäuschungen im Amt ihre Spuren hinterlassen haben. Er hat definitiv unter dem Missbrauchsskandal gelitten, und die Vatileaks-Affäre, in der er von Menschen hintergangen wurde, denen er vertraute, dürfte ihr Übriges dazu getan haben. Als Papst ist man unglaublich einsam, und wenn dann noch der Kammerdiener wichtige Akten stiehl und an die Presse oder irgendwelche noch unbekannten Hintermänner verkauft… Darüber ist er sicher nur schwer hinweggekommen.

Du hast gesagt, Benedikt war einer der am meisten missverstandenen Päpste. Was meinst Du damit?

Ich will damit sagen, dass gewisse Leute in ihm immer den konservativen Hardliner gesehen haben, ohne ihm wirklich zuzuhören – oder ihn zu lesen. Die Menschen, die ihm begegnen durften, waren samt und sonders von seiner Bescheidenheit und Aufrichtigkeit beeindruckt. Er hat gesehen, woran es unserer Welt krankt – an einem Übermaß an Egoismus, der sich in einer unglaublichen Gleichgültigkeit dem Mitmenschen gegenüber ausdrückt. Er hat sehr genau gesehen, dass wir zwar zu jedem Augenblick von Nachrichten und Informationen überschüttet werden, aber nicht mehr unterscheiden können, welche Sinneseindrücke nun gut für uns sind und welche nicht. Und dann werden gebetsmühlenhaft immer Reformen eingefordert. Mich erinnert das an die Zeit, als die Nationalmannschaft ein paarmal echten Mist spielte und in einigen Turnieren nicht über die Vorrunde hinauskam. Dann forderten die Reporter immer „neue Strukturen“. Sie wussten zwar nicht genau, was sie wirklich wollten, aber irgendetwas mussten sie ja schreiben. Deswegen „neue Strukturen“. Und genauso ist das auch mit dem sogenannten Reformstau in der Kirche.

Ich wusste, dass Du nicht ohne eine Fußball-Analogie auskommen würdest. Aber jetzt mal konkret. Gibt es keinen Reformbedarf in der Kirche? 

Schon der heilige Papst Pius X. (amtierte 1903 - 1914) hat das Motto „omnia in Christo renovare“ gepflegt. Das bedeutet zu Deutsch: Alles in Christus erneuern. Ich denke aber, dass bei allem Erneuerungsbedarf das, was die katholische Identität ausmacht, nicht verhandelbar ist. Wenn jetzt zum Beispiel alle Priester heiraten dürften und die Kirche in Sachen Morallehre einen Schwenk in Richtung „Erlaubt ist, was gefällt“ machte, dann hätten wir nichts weiter als ein Abziehbild der evangelischen Kirche. Und bei denen sind die Gottesdienste auch leer. Ich wehre mich dagegen, dass die katholische Kirche mehr wie die evangelische werden soll. Die Evangelischen könnten ruhig mal ein oder zwei Schritte auf uns Katholiken zukommen.

Würdest Du Dir einen Papst aus der Dritten Welt wünschen? 

Irgendwann muss ein Papst aus der Dritten Welt kommen, das ist völlig logisch. Denn die Kirche ist heute mehr denn je eine Kirche der Dritten Welt. Warum also nicht jetzt? Allerdings bedeutet ein Papst aus der Dritten Welt nicht notwendigerweise, dass er „moderner“, liberaler oder progessiver denkt. Ratzinger wurde 2005 auch deswegen gewählt, weil die Dritte Welt sich nicht auf einen Kandidaten einigen konnte. Man darf nicht vergessen, dass das Opus Dei in den spanischsprachigen Ländern, und das heißt auch und gerade in Lateinamerika, eine starke Basis hat. Wenn also zum Beispiel ein Lateinamerikaner gewählt werden sollte, heißt das nicht automatisch, dass er ein progressiver Kandidat ist. Ich denke auch, dass ein Papst, der aus einem Entwicklungsland käme, von uns Westeuropäern verlangen würde, die eine oder andere Kröte zu schlucken. Das heißt nicht, dass ich gegen einen Papst aus der Dritten Welt bin, aber man darf sich darauf einstellen, dass ein Pontifex aus einem Entwicklungsland etwas andere Prioritäten haben dürfte, als die Westeuropäer und Nordamerikaner in ihrem hedonistischen Lebensstil zu bestätigen. Das wird aus meiner Sicht nicht passieren.

Was sollte jetzt aus deiner Sicht passieren? 

Ich finde, man sollte Benedikt XVI. den Abgang so leicht wie möglich machen. Er hat das Datum und die Uhrzeit festgelegt, an denen er sein Amt abgibt. Der 28. Februar, acht Uhr abends. Warum sollte das Konklave nicht gleich am Tag darauf beginnen? Ich fände es Zeitverschwendung, wenn man dann noch drei bis vier Wochen ins Land gehen lässt, bevor man mit der Papstwahl beginnt. Ich würde am 1. März um neun Uhr fröhlich „Extra omnes“ rufen, die Tür zur Sixtinischen Kapelle zusperren und dann gebannt auf den berühmten Schornstein schauen. Denn es wird spannend!

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