Ich und die Meinen

Ich und die Meinen

Herzlich willkommen!

So, das bin ich! Ich bin Kurt Palfi. Ich habe mir gedacht, jetzt muss mal ein neues Foto her. Leider hat Onkelchen ein Nacktfoto von mir hochgeladen. Aber ich sehe doch noch recht proper aus!
Wir (das sind ich, mein missratener Sohn Gianni Dona und Onkelchen, der alles für uns tippt) lästern in diesem Blog über alles, was gerade anfällt: Fußball, Politik, Film und Fernsehen, alles Mögliche. Viel Spaß!

Sonntag, 28. Februar 2010

Goodbye Vancouver - München 2018: no Chance!

Als großer Kanada-Fan hat Onkelchen die olympischen Winterspiele in Vancouver und Whistler natürlich besonders aufmerksam verfolgt. Schließlich ist er ja zusammen mit Tante Dilein schon vor zehn Jahren dort unterwegs gewesen, wo in den letzten beiden Wochen olympische Medaillen im Skifahren vergeben wurden. Meine Favoritin ist Deutschlands bestes Flintenweib Magdalena Neuner - für mich war sie der absolute Star der Spiele, da kann auch eine Maria Riesch nicht gleichziehen.

Maddy Neuner ist für mich die absolut Größte, nicht nur wegen ihrer unglaublichen Energie in der Loipe und ihrer Kaltblütigkeit beim Schießen, sondern weil sie immer so sympathisch und natürlich rüberkommt. Ich hoffe nur, dass Maddy nie auf die Idee kommt, Großwild und besonders Elefanten zu jagen - da hätte unsereins keine Chance.

Am Ende von Olympischen Spielen wandert der Blick natürlich immer wieder nach vorne, auf die nächsten Spiele. Sotschi wird heute während der Schlussfeier bereits seine Visitenkarte abgeben, und danach? Winter-Olympia 2018 in Deutschland, in München? Onkelchen meint nein, und er hat gute Gründe dafür.

Die deutschen Olympiabewerbungen nach 1972 waren ja allesamt qualifizierte Griffe ins Klo. 1992 scheiterte Berchtesgaden mit seiner Winterbewerbung. Das Konzept war zwar ganz ähnlich wie das von Albertville, wo 1992 die Spiele ja auch tatsächlich ausgetragen wurden. Aber es ist doch klar, dass keiner wirklich Lust auf Olympia unterm Obersalzberg hatte. Insofern war das Scheitern von Berchtesgaden im ersten Wahlgang vorauszusehen gewesen.

Die Bewerbung von Berlin 2000 war von einem unglaublichen Dilettantismus geprägt. IOC-Mitglieder, die sich in der Stadt aufhielten, erhielten teure Geschenke, bei einer Gelegenheit sollen sogar die Berliner Philharmoniker aufgespielt haben, während die Herren Sportoberen beim Frühstück saßen. Der Geschäftsführer der Olympiabewerbung Axel Nawrocki wurde späterhin Chef der Berliner S-Bahn. Zudem gab es eine lautstarke Gruppe von Olympiagegnern, und wahrscheinlich hatten auch wiederum nur wenige Chef-Olympier Lust auf Spiele im Adolfs altem Olympiastadion. Also auch hier ein Flop mit Ansage.

Das gilt auch für die Bewerbung von Leipzig für die Spiele 2012. Die sächsische Heldenstadt schaffte es nicht einmal, in die Endauswahl aufgenommen zu werden. Das hätte man vorher wissen können, denn es gibt ja einen Anforderungskatalog des IOC. Eine IOC-Faustregel lautet, dass in der Regel nur Städte ab einer Größe von 1,5 Millionen Einwohnern über die nötige Infrastruktur für Sommerspiele verfügen. Leipzig ist da mit etwa 500 000 Einwohnern ein bisschen zu klein. Aber wie gesagt, das hätte man vorher wissen können.

Ein Flop mit Ansage steht auch für München 2018 zu erwarten. Denn der Name München ist leider in der olympischen Geschichte auf ewig mit dem Olympia-Attentat auf die israelischen Sportler und dem anschließenden dilettantischen und deswegen auch desaströs gescheiterten Rettungsversuch verbunden. Wenn München allen Ernstes damit wirbt, die erste Stadt sein zu wollen, die sowohl Sommer- als auch Winterspiele austrägt, dann wird eben auch diese Erinnerung wieder aufgerührt - ein nicht zu unterschätzendes Handicap. Außerdem kann niemand voraussehen, wie die Auswirkungen des Klimawandels bis 2018 aussehen werden. München verspricht zwar grüne, weil umweltfreundliche Spiele - aber die Gefahr dräut, dass wir grüne Hügel und Matsch statt Schnee und Eis erleben werden.

Auch gegen München 2018 formiert sich inzwischen Widerstand, der sich nicht zuletzt daraus speist, dass in Oberammergau Einrichtungen für Langlauf und Biathlon gebaut werden sollen, obwohl Ruhpolding bereits für die Biathlon-WM 2012 modernste Sportanlagen bekommt. Aber München möchte halt die Zahl der olympischen Standorte möglichst eng begrenzen, ähnlich wie bei den zurückliegenden Spielen in Vancouver. Bei den Spielen in Albertville und Turin hatte sich die Kritik daran entzündet, dass die Wettkämpfe auf zu viele Orte verteilt waren und deshalb keine rechte Stimmung aufkam.

Die deutschen Olympiabewerbungen waren außerdem seit 1972 davon geprägt, dass sich die deutschen Olympier nach dem (vorhersehbaren) Scheitern jeweils beleidigt in ihr Schneckenhaus zurückzogen, anstatt aus den Fehlschlägen zu lernen und für die nächste Ausschreibung ein verbessertes Konzept vorzulegen. Der südkoreanische Bewerber Pyeongchang hat nun zum Beispiel schon für 2018 den dritten Anlauf unternommen, nachdem man mit den Bewerbungen für 2010 und 2014 gescheitert war. Dieses Nicht-Aufgeben ist bemerkenswert, inzwischen haben die Koreaner auch mit der Austragung von Winter-Wettbewerben Erfahrung gesammelt und irgendwann wird es klappen! Wahrscheinlich für die Spiele von 2018. Etwas mehr Durchhaltevermögen würde den Deutschen bei ihren Olympia-Bewerbungen daher nicht schlecht anstehen.

Ein weiterer Umstand, der bei deutschen Olympiabewerbungen stets ignoriert wurde, ist: Winterspiele werden häufig als Trostpreis für eine Nation vergeben, die zuvor mit einer Sommerspiele-Bewerbung gescheitert sind.
Ein paar Beispiele gefällig? Italien unterlag mit der Bewerbung von Rom für die Spiele von 2004 gegenüber dem späteren Austragungsort Athen. Italien bekam aber die Winterspiele 2006 in Turin.
Die kanadische Bewerberstadt Toronto musste sich bei der Ausschreibung für die Spiele 2008 Peking geschlagen geben. Die Winterspiele 2010 gingen - wie bekannt - nach Vancouver. Eine erfolgversprechende Strategie für die deutschen Olympier wäre daher, eine Sommerspielebewerbung auf den Weg zu bringen und auch eine Winterspiele-Bewerbung in der Hinterhand zu haben. Dass sich diese Strategie auszahlt, scheint bis zum DOSB noch nicht durchgedrungen zu sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehen die Winterspiele 2018 also nach Korea - und wie lang bleiben die deutschen Olympier dann im Schmollwinkel?

Meine Prognose für Olympia in Deutschland lautet daher: Nicht mehr in diesem Leben. Und wir Elefanten sind langlebig...

Keine Kommentare: