Alles kommt zu dem, der warten kann. Das ist die
Philosophie, die Onkelchen zur Kunstform erhoben hat. Er verfügt über eine
beneidenswerte Geduld.
Nehmen wir mal letzte Woche als Beispiel. Da gastierte die
Popgruppe Mike and the Mechanics rund um den Genesis-Veteranen Mike Rutherford
auf der heimischen Kapfenburg, die ja von Onkelchens Zuhause nur einen
Steinwurf weit entfernt ist. Gut, man müsste den Brocken ziemlich weit werfen,
aber ein römisches Katapult würde es wohl hinkriegen, einen Stein in den
Vorgarten von Onkelchen und Tante Dilein zu schleudern (Schon wieder diese
Römer!).
Egal. Mike and the Mechanics ist eine von Onkelchens
Lieblingsbands, und „Living Years“ ist eines von Onkelchens Lieblingsalben. In
seiner Bundeswehrzeit führte ihn der Weg immer wieder zum Drogeriemarkt Müller
der kleinen bayerisch-schwäbischen Garnisonsstadt, in der er damals stationiert
war. Und „Living Years“ von den Mechanikern war einer der kostbaren LP-Schätze,
die er damals mit heimbrachte.
Onkelchen war insoweit sehr geduldig, als er 25 Jahre wartete, bis er ein Konzert der Band besuchen konnte. Und dann fand dieses Konzert noch quasi vor seiner Haustür statt. Eine tolle Sache, besser hätte man es kaum erfinden können. Und an dem lauen Sommerabend letzte Woche fanden sich etwa 2000 Fans – meist reifere Jugend – im bröckligen Gemäuer der ehrwürdigen Kapfenburg ein, um Mike und seinen Mechanikern zu lauschen.
Dass Onkelchen dabei sein T-Shirt und seine Schuhe mit einer Ladung Senf beschoss, möchte ich hier unerwähnt lassen (Ups, jetzt hab‘ ich’s doch erwähnt!). Nach einer eher nervigen Anheizband (Siegfried Schwäbli hätte besser gefallen) und einer viel zu langen Umbaupause kamen dann die Mechaniker. Und sie spielten alle wichtigen Lieder, zudem noch zwei von Genesis (wir erinnern uns, dass Mike Rutherford ein Genesis-Veteran war? Gut!). Es wird ja des öfteren über die Musik der 80er im allgemeinen sowie Genesis und deren damaligen Frontmann Phil Collins gelästert. Trotzdem sangen alle, die des Textes mächtig waren, kräftig mit. „Follow you, follow me“ ist ja nicht so schwierig, „I can’t dance“ war dagegen schon anspruchsvoller, aber Onkelchen kannte das Lied aus dem Effeff, da er ja einer der begnadetsten Phil-Collins-Imitatoren der westlichen Hemisphäre ist. Außerdem kann Onkelchen wirklich nicht tanzen.
So manchen Konzerbesucher mag diese Totalbeschallung etwas zuviel geworden sein. Der Mann, der vor Onkelchen stand, drehte sich immer wieder um, vor allem bei „Living Years“, weil er von vorne den Gesang der Mechaniker und von hinten den von Onkelchen bekam, der den Mechanikern an Inbrunst in nichts nachstand. Das Problem war aber, dass der Sänger der Mechaniker, Andrew Roachford, der Nummer „Living Years“ eine eher soulige Note mitgab, während Onkelchen sich strikt an die Albumversion von 1988 hielt. Das ging nicht sooo gut zusammen.
Natürlich muss der Schwabe auch immer was zu mäkeln haben.
Die Mechaniker stellten nach etwa eineinhalb Stunden den Betrieb ein, und beim
Rausgehen lauschte Onkelchen dem Urteil mancher nicht ganz zufriedener
Konzertbesucher, die meinten „d’r Phil Collins hot abbr zwoi-ahalb Schtonda
gschpielt!“ Tja, das waren halt die alten Zeiten. Mike Rutherford ist ja
inzwischen auch schon fast im Rentenalter und musste vielleicht zeitig ins
Bettchen. Wir tragen aber die Flamme weiter. Eine
Mike-and-the-Mechanics-Tribute-Band ist bereits in Gründung. Vielleicht wird
sie einen Tick blasmusiklastiger sein als das Original. (Töröööö!) Der Name steht
auch schon fest: Palfi and the Plumbers, zu Deutsch: Kurtchen und die Klempner.
Wir hören uns!
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